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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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konnten Sie ja gar nicht mitbekommen, wie Lieutenant Renault auf PO3 Rodriguez gefeuert hat.«
    Lovitt blinzelte. »Ja, das ist richtig, aber niemand außer ihm wäre dazu in der Lage gewesen.«
    »Als Sie wieder zu sich kamen«, fuhr sie unbeirrt fort, ohne weiter auf seine Ausführungen einzugehen, »lag Rodriguez in einer Blutlache und der Lieutenant hatte das Ruderhaus verlassen. Und in dem Moment haben Sie Schüsse gehört.«
    »Ja.«
    »Vom Heck des Bootes.«
    »Richtig.«
    »Aber warum hätten die SEALs auf unbewaffnete Matrosen schießen sollen, Commander?«
    Lovitt suchte nach einer Antwort, schüttelte schließlich aber nur den Kopf.
    »Kann es nicht sein, dass die Mannschaft bewaffnet war und zurückgeschossen hat? Immerhin ist PO3 Keyes verletzt worden, als er das Patrouillenboot mit Panzergranaten zu versenken versuchte.«
    Mit dieser Frage schien Lovitt nicht gerechnet zu haben. »Sicher, natürlich gab es im Arsenal des Bootes Waffen«, gestand er. »Vielleicht haben die Matrosen sich gerüstet, um mich zu beschützen, aber ich habe keine bei ihnen gesehen.« Er warf dem Ankläger einen nervösen Blick zu.
    »Wenn es an Bord eines Patrouillenboots Waffen gibt, Commander, warum haben Sie sich dann nicht bewaffnet?«
    »Ich hätte unmöglich, ohne entdeckt zu werden, nach achtern gelangen können.«
    »Ich verstehe. Also glaubten Sie, sich schützen zu können, indem Sie damit drohten, den V-22 Osprey abzuschießen, ohne allerdings wirklich auf den Helikopter feuern zu wollen.«
    »Einspruch«, meldete sich Captain Garret zu Wort. »Euer Ehren, die Verteidigung lässt meinen Mandanten lediglich seine Zeugenaussage wiederholen. Worauf soll das hinauslaufen?«
    Admiral Pease sah die Verteidigerin mit missbilligend gerunzelter Stirn an. »Commander, wenn Sie einen Beweis führen wollen, kommen Sie freundlicherweise zur Sache.«
    Ungehalten fuhr Commander Curew fort. »Sehr gern. Gestatten Sie mir, eine alternative Interpretation der Vorgänge an Bord der USS Nor’easter am neunzehnten August vorzutragen.« Dann schilderte sie dem Gericht überraschend klar die Version, die von den SEALs gestützt werden sollte und davon ausging, dass Lovitt etwas zu verbergen hatte und folglich ein Motiv besaß, Jaguar umzubringen, was er bereits ein Jahr zuvor in Nordkorea versucht hatte.
    Lovitt wirkte während ihrer Schilderung recht unbeteiligt, doch Hannah bildete sich ein, winzige Schweißperlen auf seiner Stirn erkennen zu können.
    Nachdem Commander Curew ihre Beweisführung abgeschlossen hatte, sprang Captain Garret auf. »Euer Ehren«, begann er, und seine Stimme war voller Verachtung, »die Verteidigerin zieht Ihren Gerichtssaal mit dieser fantastischen Auslegung ins Lächerliche.«
    Admiral Pease blickte finster auf Commander Curew hinab. »Sie erheben da schwere Anschuldigungen, Commander«, stellte er fest. »Ich hoffe nur, dass Sie die Zeit dieses Gerichts nicht mit unhaltbaren Mutmaßungen verschwenden.«
    »Euer Ehren, ich werde diesem Gericht beweisen, dass meine Darstellung der Wahrheit entspricht und mein Mandant zu Unrecht beschuldigt wurde.«
    »Hmm«, entgegnete der Admiral, der offenbar alles andere als überzeugt war.
    Und auch die Geschworenen schauten argwöhnisch zu ihnen herüber.
    Abwarten , dachte Hannah. Dank der Beweise, die sie gegen Lovitt gesammelt hatten, und mit ein bisschen Glück, würde Commander Curew ihr Versprechen schon einhalten können. Jaguar würde den Gerichtssaal als freier Mann verlassen und Lovitt würde die nächsten zehn Jahre oder so hinter schwedischen Gardinen verbringen.
    Doch um vier Uhr nachmittags war immer noch nicht sicher, wie die Verhandlung sich weiterentwickeln würde. Wie Commander Curew bereits im Vorfeld vorhergesagt hatte, unterbrach Captain Garret mehrfach ihre Beweisführung und stellte die Stichhaltigkeit jedes noch so geringen Hinweises infrage, der Commander Lovitts Glaubwürdigkeit erschüttern sollte. Obwohl die Beweislast eigentlich auf Seiten der Anklage lag, kam es Hannah so vor, als würden die Verhältnisse in diesem Verfahren gründlich auf den Kopf gestellt.
    Nachdem letztlich kaum Fortschritte erzielt worden waren, wurde die Verhandlung auf den folgenden Morgen vertagt.
    Auch wenn sie den größten Teil des Tages untätig herumgesessen hatten, schlurften die SEALs nur äußerst langsam aus ihrer Sitzreihe.
    Luther betrachtete die enttäuschten Gesichter seiner Kameraden. »Gehen wir ins Rascal Jack’s«, schlug er vor. »Wir müssen mal

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