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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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zuzukehren, während er die Tassen abwusch und dann noch einmal gründlich nachspülte.
    »Das war’s dann wohl, nehme ich an? Ich meine, Sie haben meine Aussage zu Protokoll genommen, und wir können sie begraben. Damit ist die Geschichte zu Ende, nicht?«
    »Sehr wahrscheinlich. Nur muß der Pathologe noch die Untersuchungsergebnisse der inneren Organe auswerten, bevor er seinen Bericht abschließen kann.«
    Das zeitigte keine Reaktion.
    »Ich muß mein Leben leben. Was passiert ist, ist passiert, und ich muß sehen, daß ich irgendwie weiterlebe.«
    Mein Leben, dachte der Maresciallo. Mein Leben, mein Artikel … Es erschütterte ihn so sehr, daß er es übernahm, die Worte zu sprechen, die Forbes nicht gefunden hatte: »Wie furchtbar traurig«, sagte er zu den knisternden Scheiten im Kamin, »daß es Ihrer Frau nicht vergönnt war weiterzuleben, daß eine so reichbegabte junge Frau auf diese Weise sterben mußte.«
    »Wollen Sie etwa andeuten, daß ich es irgendwie hätte verhindern können?« Er stand immer noch mit dem Rücken zu ihm und hantierte jetzt geschäftig im Wandschrank.
    »Nein, nein …«
    »Tja, wenn das alles ist … Ich kann Ihnen jedenfalls nicht weiterhelfen.«
    Der Maresciallo blieb sitzen, unsicher, verstört, aber auch unbeweglich.
    »Lassen Sie sich nur Zeit«, sagte er, »und wenn Sie mit der Hausarbeit fertig sind, täten Sie gut daran, mir von den anderen Marys zu erzählen. Ich nehme doch an, daß es da noch andere gibt.«
    Eins der brennenden Scheite rutschte vom Stapel und entsandte eine Wolke würzigen Rauchs ins Zimmer. Forbes hantierte immer noch außer Sicht in der Küche. Aber nach einer Weile trat er doch wieder an den Kamin.
    »Wieso interessiert Sie das?«
    »Ach, reine Routine, hauptsächlich, um die Möglichkeit eines Selbstmords auszuschließen. Eine betrogene Ehefrau … Wir werden, wie gesagt, erst dann völlige Gewißheit haben, wenn der endgültige Bericht des Pathologen vorliegt.«
    »Mein Privatleben geht weder Sie noch Ihren Pathologen etwas an. Ich habe Affären gehabt, ja. Wer hat die nicht? Aber es war nie was Ernstes, und ich hatte niemals die Absicht, Celia zu verlassen, niemals!«
    »Und wußte sie von den anderen Frauen?«
    »Ja, sie wußte Bescheid. Weil ich’s ihr gesagt habe.«
    Das paßt zu ihm, dachte der Maresciallo. Er ist genau der Typ, der hingeht und alles beichtet, damit er sich hinterher besser fühlt.
    »Und warum haben Sie das getan?«
    »Weil ich ein Befürworter der offenen Beziehung bin. Es hätte mich belastet, Geheimnisse vor ihr zu haben. Außerdem – Sie haben sie ja nicht gekannt, aber sie hatte ein Herz, so groß wie eine Kathedrale. Sie war überhaupt nicht nachtragend, weil sie für alles Verständnis hatte. Und darum habe ich ihr auch alles erzählt.«
    Arme Frau, dachte der Maresciallo.
    »Und haben Sie ihr auch gesagt, daß Sie sie nie verlassen würden?«
    »Aber natürlich. Das wußte sie genau.«
    Dann hatte sie wahrhaftig ihr Kreuz zu tragen. Warum nahmen manche Frauen so etwas auf sich? Warum heirateten sie statt eines starken Mannes, der liebevoll für sie sorgte, Kerle wie den da? Wieso konnten sie ihre mütterlichen Instinkte nicht für ihre Kinder aufsparen?
    »Ich möchte mich gerne mit diesen Damen in Verbindung setzen. Würden Sie mir Namen und Adressen geben?«
    »Nein, das werde ich nicht tun! Hören Sie, was soll das eigentlich? Wollen Sie mir was anhängen, oder was?«
    Der Maresciallo, der genau das versucht, aber nicht erreicht hatte, ließ es dabei bewenden. Er würde die Frauen auch so ausfindig machen. Das Begräbnis würde ihm Mary zuführen, und Mary würde ihn zu den anderen führen.
    »Bitte, setzen Sie sich wieder«, sagte er. »Ich wollte Sie nicht aufregen. Aber Sie müssen doch verstehen, daß wir die Pflicht haben, Nachforschungen anzustellen, wenn jemand unter ungeklärten Umständen zu Tode kommt und die Todesursache nicht eindeutig festzustellen ist.«
    Forbes trat noch einen Moment von einem Fuß auf den anderen, dann setzte er sich schweigend und starrte ins Feuer. Der Maresciallo musterte ihn von Kopf bis Fuß. Bis auf das Hemd trug er anscheinend dieselben Sachen wie neulich. Um die Tassen zu spülen, hatte er die Ärmel hochgeschoben, und die eine Manschette, die jetzt unterhalb des aufgekrempelten braunen Pulloverärmels baumelte, war arg durchgescheuert. Forbes’ Unterarme waren ziemlich dünn und käsig. Jetzt begann er, die Ärmel herunterzurollen, hielt aber schon beim ersten zerstreut

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