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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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begreife ich. Aber in verschiedenen Milieus gelten eben auch unterschiedliche Normen.« Die schwungvolle Handbewegung gelang formvollendet, doch der Maresciallo wußte, auch ohne hinzusehen, daß das übergeschlagene Bein immer noch zitterte und daß der Fuß auf und ab wippte, um dieses Zittern zu kaschieren.
    »Das sind sehr hübsche Möbel«, sagte er, bemüht, ein unheimliches Knacken zu überspielen, das durch die behutsame Drehung entstand, mit der er Forbes besser ins Auge zu fassen hoffte.
    Forbes war so verstört, daß es ihm mitten im Diskurs über das Gefalle zwischen den verschiedenen Milieus die Sprache verschlug. Der Maresciallo war nicht minder verstört, weil er ganz unverhofft in ein Wespennest gestochen hatte. Die Möbel schienen Forbes sehr viel mehr aufzuregen als die Beerdigung.
    »Es sollte eine Überraschung sein, weiter nichts – diese Möbel waren ein Geschenk, und trotzdem könnte man meinen … aber wer hat Ihnen das überhaupt erzählt?«
    »Was denn?«
    »Irgend jemand muß es Ihnen gesteckt haben – vermutlich die Torrini, ich weiß, daß Sie bei ihr waren.«
    »Ja, das stimmt.« Was war nur los mit dem Mann? »Aber wir haben uns nicht über Ihre Möbel unterhalten.«
    »Verdammte Scheiße!« Er wandte sich ab und bedeckte das Gesicht mit der Hand. Forbes weinte. Der Maresciallo wartete schweigend. Es passierte also nicht nur, wenn er betrunken war. Bloß, warum sollte er ausgerechnet bei der Erwähnung seiner Möbel in Tränen ausbrechen? Nach einer kleinen Weile dämmerte ihm eine mögliche Erklärung.
    »Sie sagen, es handelte sich um ein Geschenk. Waren die Möbel für den Geburtstag Ihrer Frau bestimmt?«
    Forbes zog ein Taschentuch hervor und schneuzte sich lautstark. »Verzeihung. Nein, nicht zum Geburtstag. Es war ein Weihnachtsgeschenk.«
    »Verstehe.« Der Maresciallo sah zu, wie der andere sich mit der Hand übers Gesicht fuhr.
    »Ich dachte nur, Sie hätten an dem Tag etwas für Ihre Frau gekauft.«
    »An welchem Tag?« Er langte nach seiner Tasse und schenkte sich aus der achteckigen Kanne nach, die am Feuer stand.
    »An dem Tag, an dem sie gestorben ist. Das war doch ihr Geburtstag.«
    Er zögerte, hätte um ein Haar die Tasse fallen lassen und verbrühte sich, als er sie auffing. »Herrgott! Jetzt hab ich mich verbrannt!« Er sprang auf und lief hinüber in den Küchenbereich, wo er, unablässig weiterfluchend, das Eisfach des Kühlschranks aufriß und seine Hand hineinschob.
    »Sie hatten’s also vergessen?«
    »Ich muß da was drauf machen …« Damit rannte er die Wendeltreppe in einem Tempo hoch, das der Maresciallo nicht für möglich gehalten hätte. Aber natürlich war Forbes dran gewöhnt. Und außerdem hatte er es doppelt eilig, weil er auch vor seiner Frage davonlief. Nun, der Maresciallo hatte Zeit.
    Trotzdem kam er nicht weiter, und wer weiß, vielleicht würde er hier nie zum Zuge kommen. Er hatte einfach keine Ahnung, wie er diesen Forbes packen sollte, und befürchtete außerdem, daß der seine Abneigung gegen ihn spürte. Wenn ja, dann würde das womöglich zu einer Beschwerde führen, zu Protestnoten des Konsuls, des Botschafters … Guarnaccia hörte Forbes oben herumkramen. Er blieb eine ganze Weile weg und trug, als er wiederkam, um die rechte Hand einen ungeschickt mit der linken angelegten Verband. Der Maresciallo sagte nichts dazu, sondern fuhr fort, als ob Forbes seinen Platz nie verlassen hätte.
    »Ich sprach gerade davon, daß Sie den Geburtstag Ihrer Frau vergessen haben. Hoffentlich hat sie’s nicht zu schwer genommen?«
    »Sie hat’s gar nicht gemerkt. Ich meine, sie erwähnte es mit keinem Wort, und darum nehme ich an, sie hatte es selber vergessen …« Sein Blick schweifte ruhelos durchs Zimmer. Der Maresciallo, der ihn nicht aus den Augen ließ, kam zu dem Schluß, daß er nirgends hinschaute, sondern vielmehr nach etwas suchte.
    »Komisch«, sagte er gedehnt, »komisch, daß ihre Freunde es auch alle vergessen hatten. Andererseits, falls Sie allein nicht dran gedacht hätten, die anderen dagegen wohl, dann hätte sie vielleicht aus Taktgefühl nichts gesagt. Frauen sind so, haben Sie nicht auch die Erfahrung gemacht?«
    »Keine Ahnung«, gab Forbes unwirsch zurück. »Aber wenn Sie sonst keine Fragen mehr haben – ich sagte ja bereits, daß ich noch arbeiten muß.«
    »Da wären noch ein oder zwei Punkte«, erklärte der Maresciallo bedächtig den jetzt ruhig und gleichmäßig brennenden Flammen. Er rührte sich nicht und spürte

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