Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
weiter. Wir haben noch Lebensmittel eingekauft und sind wieder heimgefahren. Celia wollte ein Bad nehmen … ein Bad vor …«
    Auf seiner Stirn bildeten sich winzige Schweißperlen. Er sprang auf, schürte abermals das Feuer und setzte sich dann, mit fest vor der Brust gekreuzten Armen, auf die Kante seines Sessels.
    »Bitte, erzählen Sie weiter.«
    »Da gibt’s nichts zu erzählen! Ich hab die Einkaufstüten ausgepackt, während sie ihr Bad nahm, das ist alles. Alles, verstehen Sie! Als sie ewig nicht runterkam, hab ich nach ihr gerufen, weil … Ja, richtig, ich wollte selber auch noch baden – das hatte ich ganz vergessen –, aber sie antwortete nicht. Also ging ich nachsehen, und da lag sie …«
    »Sie hatte die Tür nicht abgeschlossen?«
    »Natürlich nicht. Warum sollte sie, wo wir doch allein im Haus waren? Außerdem kann man die Badezimmertür gar nicht abschließen …« Das rasende Tempo, in dem sein Knie auf und ab wippte, konnte unmöglich beabsichtigt sein.
    »Fahren Sie fort.«
    »Aber womit denn! Ich kann doch nicht … Ich hab gesehen, daß sie tot war. Sie war tot …«
    »Und woran ist sie Ihrer Meinung nach gestorben?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich meine, ich dachte an einen Herzanfall, irgend so was. Was hätte ich sonst denken sollen? Was glauben Sie, wie mir zumute war?«
    »Ich weiß nicht. Die meisten hätten an Ihrer Stelle einen Arzt gerufen oder wenigstens einen Nachbarn um Hilfe gebeten.«
    »Ich war viel zu durcheinander. Stand unter Schock. Nicht einmal erinnern kann ich mich mehr, so durcheinander war ich, können Sie das begreifen?«
    »Also haben Sie was getrunken. Und Sie waren ganz sicher, daß sie tot war? Ich meine, haben Sie ihren Puls gefühlt, den Herzschlag?«
    Forbes starrte ihn entsetzt an. Er wollte etwas erwidern, hielt sich aber im letzten Moment zurück. Seine Stirn glänzte jetzt vor Schweiß.
    »Sie hätte ja noch am Leben sein können. Wenn Sie einen Herzanfall vermuteten, dann wäre es doch naheliegend gewesen, den Notdienst vom Herzzentrum anzurufen.«
    »Sie war tot! Wer hätte da noch helfen sollen, wenn sie doch tot war?«
    »Aber Sie haben sich nicht vergewissert.«
    »Ich konnte sie nicht anrühren … Ich konnt’s einfach nicht! Ich hatte nie zuvor einen Toten gesehen, geschweige denn berührt …«
    »Und trotzdem waren Sie überzeugt, daß Ihre Frau tot war.«
    »So was weiß man einfach.«
    »Und dann sind Sie hingegangen und haben eine ganze Flasche Wein ausgetrunken.«
    »Ich weiß nicht mehr. Ich war so durcheinander. Und da hab ich angefangen zu trinken.«
    »Was war in ihrem Glas?«
    »Wein. Schlicht und einfach Wein. Manchmal trank sie um die Zeit gern einen Gin Tonic, aber an dem Abend war’s Wein – ich hab ihn ihr hier unten in der Küche eingeschenkt, und sie hat ihn mit raufgenommen.«
    »Und dann haben Sie sie nicht mehr gesehen, bis sie tot war – oder Sie sie für tot hielten.«
    »Sie war tot.« Er ließ den Kopf in die Hände sinken, und der Maresciallo hörte ein unterdrücktes Wimmern. »O Gott, warum muß das gerade mir passieren? Mein Gott, warum?«
    Passiert, dachte der Maresciallo, ist es deiner Frau. Aber er sprach den Gedanken nicht aus, sondern rückte nur vorsichtig ein Stück weiter vom Feuer weg, das ihm mittlerweile fast die Knie anschmorte.
    »Ich höre, Ihre Frau hat Sie gut versorgt hinterlassen. Sie und natürlich auch Ihre Tochter.«
    »Sie ist nicht meine Tochter. Es ist Celias Tochter aus erster Ehe.«
    »Oh, bitte entschuldigen Sie. Ich dachte …«
    »Dann haben Sie eben falsch gedacht. Celia hat ihr sicher das Haus in London vererbt, das weiß ich.«
    »Sie wird zur Beerdigung herkommen?«
    »Ja, und damit hat sich’s.«
    »Sie beide haben sich demnach nicht gut verstanden.«
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    »Nein, aber wenn Sie sie nicht hierhaben wollen …«
    »Sie studiert in England und führt ihr eigenes Leben.«
    Es war nicht anders zu erwarten, sagte sich der Maresciallo. Ein Mann, der nicht einmal soviel Verantwortungsgefühl aufbringt, um für die Beerdigung der eigenen Frau zu sorgen, wird kaum die Verantwortung für deren Tochter übernehmen wollen. Forbes war aufgestanden. Er war sehr erregt, was er zu verbergen suchte, indem er sich mitsamt den Kaffeetassen in den Küchenbereich verdrückte. Der Maresciallo hatte das untrügliche Gefühl, daß es ihn große Anstrengung kostete, nicht einfach auf und davon zu laufen. Aber alles, was er sich getraute, war, dem Maresciallo den Rücken

Weitere Kostenlose Bücher