Geburtstag in Florenz
ihrem Geld bezahlt haben, aber viel weiter bringt uns das auch nicht, oder?«
Sein Blick glitt hinüber zum Aufgang des Gerichtsgebäudes auf der anderen Seite der Piazza. »Ich bin Ihnen dankbar für das, was Sie mir erzählt haben, aber ich wünschte trotzdem, ich hätte die drei da gleich am Tag danach festgenommen. Ich kannte Chiara Giorgetti schon, als sie noch ein halbes Kind war, und ich kenne auch ihre Mutter.«
Galli, der seinem Blick gefolgt war, schwieg einen Moment und sagte dann: »Sie haben es schon mal geschafft – falls es das ist, was Ihnen Kopfzerbrechen macht … daß es Ausländer sind. Aber denken Sie nur an den Fall mit dem Holländer …«
»Nein, nein … das allein ist es nicht! Der Holländer, das war ein Handwerker, kein Intellektueller, schon gar kein Schriftsteller, und außerdem habe ich mit diesen Leuten nie ein Wort gesprochen. Sie halten vielleicht nicht viel von Julian Forbes, aber er ist klüger als ich, und ich weiß so gut wie nichts über ihn. Ich verstehe ihn nicht und werde ihn nie verstehen. Aber das ist nicht Ihr Problem … Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle.«
»Aber ich weiß es: weil ich sie gern gehabt habe, darum, stimmt’s?«
»Da könnte was Wahres dran sein.«
»Warum auch immer – Sie täuschen sich jedenfalls mit Ihrer Einschätzung. Julian Forbes ist ein Feigling, körperlich wie moralisch. Wahrscheinlich hat er eine Heidenangst vor Ihnen. Und noch eins: Was immer Sie für eine Vorstellung von Intellektuellen haben – die können Sie getrost vergessen! Denn schauen Sie, wo ist der Unterschied? Sex, Suff, Eifersucht, Angst und Feigheit. Die ganze Welt ist ein Dorf … Sie werden vielleicht ein bißchen länger brauchen, bis Sie Forbes kriegen, aber es eilt ja auch nicht, oder? Hauptsache, Sie kriegen ihn, bevor er noch jemandem antun kann, was er Celia angetan hat. Sie hätte weiß Gott was Besseres verdient gehabt, aber jetzt ist es zu spät.«
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Herr, höre meine Stimme, laß deine Ohren vernehmen die Stimme meines Flehens!
Der Maresciallo hatte sich in der Kapelle ganz nach hinten gesetzt, damit zwischen ihm und Celia Carters Familie und Freunden ein paar Reihen frei blieben. Die Messe hatte schon begonnen, als er hereinschlüpfte. Der Priester, ein Ire, hatte sie auf lateinisch gelesen, da Angehörige ganz verschiedener Nationen zugegen waren, aber die Gebete, die er jetzt sprach, während er den Sarg aussegnete, trug er auf englisch vor. Für den Maresciallo kam dieser Kirchgang sehr überraschend, aber eigentlich war alles, was er erfahren hatte, seit Father Jameson sich gestern abend mit ihm in Verbindung gesetzt hatte, eine einzige große Überraschung gewesen. Angefangen damit, daß Celia Carter katholisch war.
Er hatte angenommen, daß sie als Engländerin zur anglikanischen Kirche gehören würde, und sich auf einen protestantischen Gottesdienst in der Via Maggio eingestellt. Statt dessen saß er nun in der Kapelle, die zum Hospital San Giovanni di Dio gehörte und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Carabinieri-Hauptquartier in Borgo Ognissanti gelegen war. Father Jameson hatte ihm erzählt, daß er hier einmal wöchentlich eine Messe in englischer Sprache zelebriere. Nicht, daß Celia Carter je daran teilgenommen hätte. Er habe sie überhaupt nur dieses eine Mal getroffen, sagte er, aber als Mary Price Mancini, eine enge Freundin der Toten und selbst praktizierende Katholikin, zu ihm gekommen sei, um die Beerdigung zu besprechen, da habe er sich entschlossen, mit jemandem zu reden. – Er fragte im Präsidium, wer zuständig sei, und man verwies ihn an Capitano Maestrangelo, der ihn ruhig anhörte und dann den Maresciallo verständigte.
»Ein Jesuit, ein Ire, hat aber einen Großteil seines Lebens hier verbracht. Ich finde, Sie sollten sich anhören, was er zu sagen hat.«
»Sie war katholisch? Ich hätte nie gedacht …«
»Ich war selber ganz erstaunt. Aber sie ist nicht zur Kirche gegangen, insofern … Sie könnten nicht vielleicht in der Kapelle vorbeischauen? Heute abend wird der Leichnam dorthin überführt, und der Priester möchte dabeisein.«
»Natürlich.« Und so war er hingefahren. Der Sarg stand schon an derselben Stelle wie jetzt, im Mittelgang vor dem Altar. Und genau wie jetzt hatte der Priester daneben gekniet, am äußersten Ende der linken Bank, und gebetet. Aber gestern abend sprach er die Gebete auf lateinisch, und der Maresciallo hatte sie verstanden. Auf
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