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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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bißchen auskannte.
    In der Kapelle gab es anscheinend überhaupt keine Heizung, so ausgekühlt wie der Raum war. Selbst wenn die Lilien aus Eis gewesen wären, hier wären sie nicht geschmolzen. Den Maresciallo biß die Kälte in Nase und Ohren.
    Meine Seele wartet auf den Herrn von einer Morgenwache bis zur anderen. Israel, hoffe auf den Herrn! Denn bei dem Herrn ist die Gnade …
    In der Regel teilte er, was die Geistlichkeit betraf, die Meinung der Signora Torrini. Aber seine Erfahrung beschränkte sich auch hauptsächlich auf die Landpfarrer daheim, die einem damit drohten, daß die Seele schwarz und eitrig würde, wenn man die heilige Kommunion versäumte … Wie war Signora Torrini eigentlich auf das Thema gekommen? Er nahm sich vor, sie bei Gelegenheit zu fragen. Father Jameson jedenfalls hatte etwas an sich, das ihm schon gestern abend so gutgetan hatte, daß er ruhig und entspannt an seinem winzigen Glas Marsala nippte und trotz der eisigen Kälte, gegen die das einstrahlige Heizöfchen kaum etwas ausrichten konnte, keine Eile hatte, zum Thema zu kommen. Erst hatten sie sich ein Weilchen über ihre jeweilige Heimat unterhalten, und es war der Maresciallo, der die Rede aufs Exil brachte.
    »Aber Maresciallo, ich bitte Sie, kein Priester der Welt würde sich in Italien wie im Exil fühlen, hier im Herzland der Kirche. Und ich denke, ein bißchen gilt das vielleicht für jeden Katholiken.«
    »Sie meinen, auch für jemanden wie Celia Carter? Aber wenn ich recht verstanden habe, war sie keine praktizierende Katholikin.«
    »Nein. Aber so eng wollte ich das auch nicht verstanden wissen. Ich dachte mehr an Kultur und Erziehung im allgemeinen. Nehmen Sie zum Beispiel die liebe Mary Marcini: Die befindet sich rundum wohl hier. Sie hat einen Italiener zum Mann und fühlt sich ihm vielleicht stärker verbunden, als wenn sie nach anglikanischem Ritus mit einem Engländer verheiratet wäre. Natürlich hat sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sehr viel verändert, und Mischehen werden längst nicht mehr so scheel angesehen wie in früheren Zeiten. Aber trotzdem werfen sie Probleme auf, und die sind nach meiner Erfahrung durchaus nicht nur streng religiöser Natur. Nein, da gibt es ganz subtile, aber hartnäckige Differenzen unterschiedlichster Prägung, die auch jetzt, in den Tagen der Ökumene, noch längst nicht aufgehoben sind.«
    »Und Sie meinen, daß Celia Carter unter solchen Problemen gelitten hat?«
    »Ganz gewiß, ja.«
    »Ist sie deshalb zu Ihnen gekommen?«
    »Oh, aber sie wollte gar nicht zu mir, nein, nein.«
    »Ich dachte, Capitano Maestrangelo habe gesagt …«
    »Daß ich mit ihr gesprochen habe, ja. Aber sie kam nicht mit dem Vorsatz, mich aufzusuchen, obwohl sie gewiß Hilfe gesucht hat. Ihrem Capitano gegenüber bin ich nicht so ins Detail gegangen. Er ist ohne Zweifel ein sehr beschäftigter Mann, und außerdem meinte er gleich, daß meine Geschichte in erster Linie Sie anginge. Und was Mrs. Carter betrifft, so war sie auch nicht hier in der Kapelle. Man könnte sagen, ich habe sie – oder sie hat mich durch Zufall gefunden, ich weiß es nicht. Es war in der Kathedrale nach einer Samstagsmesse, bei der ich ministriert hatte, wie ich das manchmal anläßlich hoher Feiertage mit sehr regem Kirchenbesuch tue.«
    »Fiel dieser Samstag vielleicht in die Weihnachtszeit?«
    »Sie wissen also doch schon etwas?«
    »Eigentlich nicht, nein. Nur, daß Signora Carter etwas sehr Schlimmes widerfahren sein muß, und zwar just um die Weihnachtszeit.«
    »Verstehe. Ja, Sie haben recht, es war Heiligabend. Ich hatte, wie gesagt, bei der üblichen Samstagsmesse ministriert, damit die Brüder, die das normalerweise tun, sich vor der Mitternachtsmesse noch etwas ausruhen konnten, und wollte mich gerade auf den Heimweg machen. Das war so gegen sechs, denke ich. Die Kathedrale war nur schwach erleuchtet, und Besucher waren nur noch sehr wenige da. Bloß eine kleine Gruppe, die vor der Krippe Kerzen anzündete, und eine andere, die, mit Kunstführern ausgerüstet, vor dem Fresko von John Hawkwood stand.
    Ich habe sie nicht gleich bemerkt, und dann nahm ich sie zuerst nur aus dem Augenwinkel als dunkle Silhouette wahr und dachte, es sei eine dieser älteren Frauen, die oft allein in einem leeren Gotteshaus knien und beten. Aber aus irgendeinem Grund habe ich sie mir dann doch genauer angesehen. Irgend etwas stimmte nicht mit ihr, die Haltung war zu starr, zu verkrampft. Ich war schon fast an ihr vorbei, doch dann

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