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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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englisch konnte er nur hier und da ein vertraut klingendes Wort aufschnappen, aber er war als Junge Meßdiener gewesen und hatte oft genug an einem Requiem teilgenommen, um zu erkennen, daß es sich um den gleichen Text handelte.
    So du willst, Herr, Sünden zurechnen, Herr, wer wird bestehen?
    Mit der Mütze in der Hand hatte er das Knie gebeugt, einen Moment gewartet und dem Priester dann dezent auf die Schulter getippt.
    »Ah … sind Sie der Maresciallo? Es ist so dunkel hier drin, und meine Augen sind auch nicht mehr, was sie mal waren.«
    Es brannten nur die beiden Kerzen am Kopf- und am Fußende des Sarges. Und der Maresciallo hatte kaum den Altar erkennen können, auf dem ein Strauß weiß schimmernder Lilien seinen Duft in den kalten Kirchenraum verströmte. Jetzt, da Father Jameson gemessenen Schrittes, so daß man sein leichtes Hinken kaum bemerkte, den Sarg umkreiste, war der zarte Blumenduft vom Weihrauch überlagert.
    Denn bei dir ist die Vergebung, daß man dich fürchte. Und ich harre des Herrn.
    Heute morgen brannten sehr viel mehr Kerzen, so daß zumindest der Altarraum hell erleuchtet war. Das Türchen zur Sakristei lag indes auch jetzt im schummrigen Dämmer verborgen.
    Gestern abend hatte Father Jameson den Weg gewiesen, und der Maresciallo war ihm gefolgt.
    »Geben Sie auf die Stufe acht. Hoffentlich frieren Sie nicht, wo ich nur ein einstrahliges Heizöfchen habe. Aber ich versuche, möglichst wenig Strom zu verbrauchen, weil meine Gemeinde alles andere als reich ist, Sie verstehen … Früher einmal, da habe ich die Messe auf englisch in der Kathedrale gelesen und dort auch die Beichte abgenommen, aber ich bin sehr zufrieden hier. Es ist schön ruhig, und wir halten jeden Sonntag unsere Messe. Setzen Sie sich, Maresciallo … verzeihen Sie, ich habe schon wieder Ihren Namen vergessen.«
    »Guarnaccia.«
    »Guarnaccia, richtig, ja. Maresciallo Guarnaccia – kein Florentiner Name, oder?«
    »Nein, ich stamme aus Sizilien.«
    »Ah! Ich bin zwar nie dort gewesen, aber es muß wunderschön sein, besonders das Meer. Ein ›Meer in den Farben des Weins‹ – und dabei denke ich jetzt nicht an Homer, sondern an die Erzählung von Sciascia, Ihrem Landsmann aus unserer Zeit, ein hervorragender Schriftsteller. Aber kommen Sie, wärmen Sie sich ein bißchen die Hände, die sind ja ganz blaugefroren.«
    Der Maresciallo kam der Aufforderung dankbar nach. Seine Hände waren wirklich steif vor Kälte, trotz der dicken Lederhandschuhe.
    »Danke sehr. Es ist wirklich bitterkalt – das macht der eisige Wind.«
    »Ja, der fährt einem bös in die Knochen, und meine Knochen sind alt und ein wenig rheumatisch, weshalb ich denke, daß der liebe Herrgott uns ein Tröpfchen Marsala verzeihen wird, meinen Sie nicht auch?«
    Er ging und holte eine Flasche und zwei Gläser von einem hohen, antiken Büfett. Antik war auch der Stuhl, den er dem Maresciallo angeboten hatte, ausladend wie ein Thron und mit reichem Schnitzwerk verziert. Die zweite Sitzgelegenheit aber war ein einfacher Küchenstuhl aus Resopal, und der Tisch gehörte offensichtlich dazu, denn wenn auch die Platte von einem abgewetzten Gobelin verdeckt war, so konnte man doch die staksigen Metallbeine darunter hervorschimmern sehen. Das elektrische Heizöfchen sah uralt und würdig aus, und die abgetragenen schwarzen Hosen des Priesters glänzten spiegelblank. Aber dieser Father Jameson hatte etwas an sich, das alle Äußerlichkeiten im Nu vergessen ließ. Der Maresciallo fand ihn auf Anhieb sympathisch. Er fühlte sich wohl in seiner Gesellschaft, und noch bevor der Priester ihm erklärte, weshalb er ihn hatte sprechen wollen, spürte er zum ersten Mal seit Celia Carters tragischem Tod, daß er jemanden gefunden hatte, der ihn von einem Teil seiner Last befreien würde.
    Meine Seele harret, und ich hoffe auf Sein Wort.
    Abgesehen von allem anderen, hatte Father Jameson ihm auch ganz praktisch geholfen, indem er Mary Mancini anrief und für heute, nach der Beerdigung, ein Treffen zwischen ihr und dem Maresciallo vereinbarte. Guarnaccia war ziemlich sicher, daß er sogar von hinten erraten konnte, wer Mary war. Bestimmt die Frau, die neben dem gertenschlanken blonden Mädchen stand, das eigentlich nur Celia Carters Tochter sein konnte. Nach allem, was er jetzt wußte, würde er sich auf jeden Fall auch mit dem Mädchen unterhalten müssen, aber vorher wollte er lieber noch mit Mary sprechen, die sich hoffentlich in dieser rätselhaften Geschichte ein

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