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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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aufsteigenden Wärme langsam gebacken wird. Nachmittags um fünf esse ich ihn. Schmeckt sehr gut.«
    »Kann ich mir vorstellen.« Tatsächlich verlieh der Bratapfel dem überheizten Zimmerchen einen angenehm lieblichen Duft. Der junge Fara bestaunte die schweren, fremdländisch anmutenden Möbel und die vielen, vielen Bücher und Bilder.
    Dem Maresciallo fiel das Päckchen ein, das er unter dem Arm trug, und er übergab es Sissi.
    »Ah! Hat’s Ihnen gefallen?«
    »Ja … doch, und nochmals vielen Dank, daß Sie’s mir geborgt haben.«
    »Ein Mann, der ausgeliehene Bücher prompt zurückbringt. Ich hab’s gewußt, andernfalls hätten Sie von mir keines bekommen. Also, ich schicke Ihnen jetzt das Mädel. Aber denken Sie dran, sie spricht nicht viel. Familien!« Ein Wort, das sie mit einer Gehässigkeit durch ihre Eichhörnchenzähne zischte, die den Chopin von vorhin weit hinter sich ließ. »Das Mädel ist allein gewiß besser dran.«
    Der Maresciallo runzelte die Stirn. »Soviel ich gehört habe, hing ihre Mutter sehr an ihr.«
    »Oh, ja. Und erfolgreich war sie auch, sehr kluge Frau. Meine Mutter war wunderschön. Hab mich trotzdem als junges Ding davongemacht. Das Beste, was ich tun konnte. Da, hören Sie!«
    Die beiden Männer lauschten. Das Mädchen spielte jetzt ein anderes Stück. Der Maresciallo, der fand, es klinge sehr hübsch, war beeindruckt.
    »Na, bitte! Sie spielt schlecht, ach was, miserabel, dabei fehlt’s ihr nicht an Begabung. Ist alles bloß eine Frage der Nerven.«
    »Also, ich kann mir zwar kein Urteil anmaßen …«
    »Pah! Ich gehe jetzt und hole sie.«
    Als sie draußen war, warf Fara dem Maresciallo einen verschämten Blick zu und kramte Notizbuch und Stift hervor. Guarnaccias Gesicht verriet nichts, doch hinter seinen ausdruckslosen Augen spielte sich allerhand ab.
    Daß Fara jetzt mit gezücktem Notizbuch neben ihm saß, verdankte er größtenteils Mary Mancini. Auf der Fahrt hier herauf hatte Fara unter allerlei Gestammel um die Erlaubnis gebeten, den Fall mehr aus der Nähe mitverfolgen zu dürfen.
    »Ich hab das Gefühl, ich könnte hier sehr viel lernen. Das heißt, wenn Sie …«
    Und der Maresciallo erinnerte sich in höchster Verlegenheit an Mary Mancinis Bemerkung über seinen Fahrer, der einen intelligenten Eindruck mache … Und man sieht gleich, daß er Sie vergöttert.
    Während das natürlich blanker Unsinn war, mußte der Maresciallo sich eingestehen, daß er den Jungen über seinen eigenen Problemen vernachlässigt hatte. Und wenn es Fara Freude bereitete, hier zu sitzen und sich Notizen zu machen, so schadete das niemandem, ja mochte sich vielleicht sogar als nützlich erweisen.
    Guarnaccia hatte kaum bemerkt, daß das Klavierspiel verstummt war, als auch schon leise die Tür aufging und das Mädchen auf der Schwelle stand. Die winzige Sissi, die hinter ihr fast nicht zu sehen war, hatte ihr offenbar einen kleinen Schubs gegeben.
    »Rein mit dir!« Und bevor sie die Tür schloß, setzte sie mit Nachdruck hinzu: »Ich bin gleich nebenan!« Doch wer von beiden nach Sissis Meinung womöglich Beistand brauchen würde, blieb unklar.
    Die Männer, die aufgestanden waren, als Jenny hereinkam, traten nun unschlüssig von einem Bein aufs andere und warteten darauf, daß sie ihnen anbot, wieder Platz zu nehmen, oder sich wenigstens als erste setzte, aber das Mädchen rührte sich nicht. Sie stand nur ganz still da, hielt die Hände vor dem Körper gefaltet und schaute die beiden unverwandt an. Was auf den ersten Blick wie Gelassenheit wirkte, wurde durch ihre Starrheit rasch als Pose entlarvt. Der Botticelli-Vergleich drängte sich trotz ihrer ausgebleichten Jeans und des abgetragenen schwarzen Pullis auf; und das nicht nur wegen des wallenden Blondhaars, nein, es lag eher an dieser wachsam distanzierten Reglosigkeit.
    Es war der Maresciallo, der endlich vorschlug, man möge sich doch setzen. Aber statt sich in dem großen Sessel zurückzulehnen, hielt Jenny sich auch im Sitzen so starr gerade wie zuvor und blickte ihn mit ihren braunen Augen weiterhin unverwandt an. Der Maresciallo, der sich auf hartnäckiges Schweigen gefaßt gemacht hatte, erschrak fast, als sie als erste das Wort ergriff.
    »Ich möchte nicht über sie sprechen.«
    »Sie meinen Ihre Mutter? Selbstverständlich, so kurz nach der Beerdigung … Ich bedaure aufrichtig, daß wir Sie überhaupt um diese Unterredung bitten mußten, aber es ließ sich leider nicht umgehen.«
    Sie nahm das schweigend zur Kenntnis und

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