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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Mami?«
    »Sie waren am Weihnachtstag bei uns zum Essen eingeladen«, sagte Mary, »aber dann haben sie in letzter Minute abgesagt.«
    »Und als ihr nach den Ferien wieder auf die Universität zurückkamt? Ist dir da an ihr keine Veränderung aufgefallen?« Der Maresciallo blickte von Katy zu Mary. »Ich meine, wenn ihre Mutter doch in einem solchen Zustand war …«
    »Sie hatte abgenommen«, sagte Katy nachdenklich.
    »Nicht, daß sie je dick gewesen wäre, aber nach Weihnachten war sie echt spindeldürr. Und das ist sie noch. Ist dir doch auch aufgefallen, oder, Mami?«
    »Sie denken an Drogen, nicht wahr?« fragte Mary den Maresciallo.
    »Aber Mami!«
    »Katy, das kann man nicht immer so ohne weiteres feststellen.«
    »Du nicht, nein, aber meine Generation schon. Wir wissen ganz genau, wer bei uns grade was nimmt!«
    »Soll das heißen, ihr nehmt alle irgendwas? Katy, du wirst doch nicht …«
    »Ach, Mami! Um Himmels willen! Jenny hat gar nichts genommen, die hat höchstens gefastet. Und falls bei ihr zu Hause irgendwas vorgefallen ist, dann hat sie’s mir jedenfalls nicht erzählt. Trotzdem glaube ich, daß sie die Nase voll hatte von Julian, und das kann ich ihr nicht verdenken. Ich konnte den noch nie ausstehen. Jedesmal, wenn er mich sieht, will er wissen, was ich studiere, und dann hält er mir prompt ’ne Vorlesung über mein Fach.«
    »Wahrscheinlich will er hilfsbereit sein«, meinte Mary.
    »Sag lieber angeben. Außerdem pfeif ich auf seine Hilfe. Jenny muß sich das gefallen lassen, aber ich doch nicht. Sie sagt, sie hätte ohne ihn das Abitur nie geschafft, aber wie kann sie das wissen, wenn sie’s nicht allein probiert hat? He, Augenblick mal …«
    »Ist dir doch noch was zu Weihnachten eingefallen?« Der Maresciallo sah das Mädchen erwartungsvoll an.
    »Vielleicht … das heißt, es war vor Weihnachten. Ich wollte unsere Fahrkarten für die Heimreise besorgen, und wenn man noch einen Sitzplatz kriegen will, muß man sich an Weihnachten schon sehr frühzeitig darum kümmern. Es war am Ende einer Vorlesung, als schon alle den Hörsaal verließen. Jenny packte noch ihre Sachen zusammen, und ich schob mich zu ihrem Platz durch.
    ›Hör zu‹, sag ich, ›mein Scheck ist gekommen. Ich könnte also heute nachmittag die Fahrkarten kaufen. Gehst du mit?‹ Sie schüttelte bloß den Kopf und sammelte weiter ihre Hefte ein.
    ›Du mußt dich aber ranhalten, sonst kriegst du keinen Platz mehr.‹ Sie antwortete immer noch nicht. ›Falls du kein Geld hast, dann können wir mit meinem eine Anzahlung für beide Plätze leisten, und wenn dein …‹ ›Ich kann nicht!‹ ›Du meine Güte, Jenny, was ist schon dabei …‹ ›Ich kann nicht. Ich fahre nicht nach Hause.‹ ›Aber wo willst du denn hin? Nicht, daß du mir Rechenschaft schuldig wärst, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß du auf eigene Faust Ferien machst oder Weihnachten ganz allein in dem riesigen alten Kasten in London verbringst.‹ Natürlich hat sie mir nicht erzählt, was los war. Bloß geweint hat sie – das macht sie manchmal, wenn man sie unbedingt zum Reden bringen will. Aber es nützt eben nichts, weil sie dann einfach losheult. Na ja, diese Geschichte ist mir nicht gleich eingefallen, weil sie am Ende doch mit nach Hause kam. Weiß der Geier, was sie an dem Tag hatte.«
    Der Maresciallo sah hinaus auf den windzerzausten Baumwipfel vor dem Fenster. Ihm war inzwischen durch und durch warm, trotzdem ließen ihn das wütende Heulen des Sturms und der Gedanke an die bittere Kälte draußen erschauern. Oder vielleicht war es auch der Gedanke … »Sie glauben doch nicht« – es war Mary, die seine vagen Überlegungen in Worte faßte – »daß er das Kind nicht daheim haben wollte, weil er … also … weil er einen Zeugen fürchtete? Aber dann kam Jenny doch, und er mußte es verschieben …«
    »Die Möbel …« sagte der Maresciallo so gedankenverloren, als ob er kein Wort mitbekommen hätte. »Er hat ohne Wissen seiner Frau, wenn auch vermutlich mit ihrem Geld, neue Möbel angeschafft. Und irgendwie muß das großen Ärger verursacht haben. Forbes war es jedenfalls gar nicht recht, daß ich davon erfuhr. Und dann sagte er noch, die neuen Sessel seien ein Weihnachtsgeschenk gewesen.«
    »Sie haben recht!« rief Mary. »Früher stand da eine Ausziehcouch, die man zu einem Doppelbett aufklappen konnte. Auf der hatte Jenny zuvor immer geschlafen. Letzte Weihnachten mußte sie sich bei Sissi einquartieren, genau wie jetzt. Also

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