Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln
Lebenswandel. Die Neuronen des Hypothalamus reagieren besonders sensibel auf Umweltgifte. Unter anderem führen viel Rauchen und starker Alkoholgenuss dazu, dass der Kern, der für Zuneigung zum anderen Geschlecht zuständig ist, immer kleiner wird, während der, der für Zuneigung zum eigenen Geschlecht zuständig ist, größer wird. Und das ergibt unter älteren Männern einen höheren Anteil an Homosexuellen. Natürlich nur, wenn sie davor heterosexuell waren, sonst ändert sich nicht viel. Das ist das, was der Volksmund mitunter als Altersschwulität bezeichnet. Klingt wie die antiquierte Drohung der schwarzen Pädagogik mit der Rückenmarkerweichung, mit der man jahrzehntelang jungen Menschen das Masturbieren verleidet hat. Das Update scheint zu lauten: „Sauf ruhig, rauch ruhig, dafür wirst du später schwul.“ Es handelt sich aber um seriöse Forschung. Die Klosterstudien haben die Lebenserwartung von Mönchen und Nonnen mit der von Männern und Frauen der Allgemeinbevölkerung in freier Wildbahn verglichen. Man ist davon ausgegangen, dass Nonnen und Mönche weniger Stress am Arbeitsplatz und bei der Reproduktion haben und weniger stark Umweltgiften ausgesetzt sind – unter anderem, weil Mönche in der Regel nicht im Asbestbergwerk arbeiten und Nonnen normalerweise nicht als Prostituierte. Und man fand einige erstaunliche Ergebnisse. Einerseits überleben Nonnen leichter, weil die Umgebung Kloster viele Verbrechen, Verletzungen und auch Suizid nicht begünstigt, andererseits erkranken Nonnen öfter an Krebs, besonders Brustkrebs – das kann daher kommen, dass sie nie stillen, oder aber, dass sie weniger häufig zur gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung gehen. Eine Ausnahme stellt der Gebärmutterhalskrebs dar. Durch diesen Befund konnte im Umkehrschluss erhärtet werden, dass Viren, die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden, hauptverantwortlich für Gebärmutterhalskrebs sein dürften. Gegen Gebärmutterhalskrebs gibt es heute eine hervorragende, prophylaktische Impfung für junge Frauen, gegen die Impfgegner gerne und mitunter vehement mobilmachen, weil, man muss es in diesem Zusammenhang vielleicht sagen, weil sie in dem Punkt leider wieder einmal ahnungslose Idioten sind.
Was man noch weiß durch die Klosterstudien: Die Lebenserwartung, die in der Allgemeinbevölkerung für Männer deutlich niedriger ist als für Frauen, gleicht sich bei Mönchen und Nonnen nahezu an. Nonnen und Frauen der Allgemeinbevölkerung, wie das genannt wird, leben praktisch gleich lang, dicht gefolgt von den Mönchen. Männer hingegen, die kein Ordensgelübde ablegen, leben im Schnitt um sechs Jahre kürzer. Das heißt in Endrunden gerechnet, sie versäumen zwei Fußball-WM und eine EM. Oder umgekehrt – kommt drauf an, wann sie sterben.
Die Klosterstudien haben mithin ergeben: Wer im Konvent in spiritueller Sicherheitsverwahrung als ein von der Gnade einer unsichtbaren Gottheit Abhängiger lebt, führt zwar ein entsprechend unspektakuläres, antimodernes und nach landläufiger Meinung auch fades Leben, das aber dafür länger. Und er wird kurioserweise nicht so leicht schwul im Alter. Wobei die Schnittmenge zwischen Homosexualität und Klostergelübde dem Vernehmen nach auch ohne Kernschrumpfung durch Umweltgifte nicht besonders klein sein dürfte.
Das lässt sich ein bisschen mit Diäten vergleichen. Menschen, aber auch Mäuse, die nur ein Drittel der Nahrung zu sich nehmen, die sie normalerweise gerne zu sich nehmen würden, werden deutlich älter, haben aber auch eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Depression. Das heißt, wenn man weniger isst und damit der landläufigen Meinung nach gesünder lebt, lebt man zwar länger, aber das Vergnügen hält sich eventuell in Grenzen. Beim Lauftraining ist es ähnlich. Denn wer nur läuft, um fit zu sein und länger zu leben, und kein Vergnügen aus der Bewegung zieht, der braucht mehr Zeit zum Joggen, als er durch die Bewegung an Lebenszeitverlängerung gewinnt. Das heißt zehn Stunden Laufen pro Woche bringen bloß eine Stunde mehr Lebenszeit. Wer also wenig isst und dadurch sein trauriges Leben verlängert, sollte, wenn er früher zudrehen möchte, viel Joggen gehen.
Lass uns schmutzig Liebe machen
Ein Leben im Kloster wollen viele von uns schon deshalb nicht führen, weil dann der Sex wegfällt. Zumindest offiziell. Warum uns Menschen Sex so viel Vergnügen bereitet, wissen wir. Hauptsächlich soll es in seinem Windschatten zur Fortpflanzung kommen. Genau
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