Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln
wahrscheinlich noch gar nichts vorstellen kann. Sie schaut ein wenig aus wie eine große Essiggurke, lebt im Meer und wird etwa einen halben Meter lang. Aber nur das Weibchen. Die Männchen sind so klein, dass sie lange für Parasiten auf den Weibchen gehalten wurden, nämlich nur circa ein bis zwei Millimeter. Die Bonelliaweibchen verfügen weder über Augen, Nase noch Ohren, und bei der Befruchtung verschlucken sie die Männchen zur Gänze. Bis zu 85 Stück wurden schon gezählt, die irgendwo im Igelwurmweibchen ihr Sperma auf die Eier spucken, weil sich bei den Männchen nämlich die Speiseröhre zum Samenleiter umgewandelt hat. 22 Und das ist noch nicht alles. Die Jungen kommen geschlechtslos auf die Welt, und dann erst entscheidet sich ihr weiteres Schicksal. Werden sie von einer Strömung weggetrieben von der Mutter, dann werden riesige Weibchen aus ihnen, kommen sie mit der Haut eines Weibchens in Kontakt und bleiben dort haften, dann entwickeln sie sich zu winzigen Männchen.
Die Vorstellung eines allmächtigen Schöpfers ist nur einer von vielen Gründen, warum die Hypothese des Intelligent Design nicht besonders attraktiv ist. Und wenn sich dieser Schöpfer noch dazu Tiere wie die Grüne Bonellia ausgedacht hat, dann hat er entweder eine extrem blühende Fantasie und einen guten Schmäh und kann die grimmige Gerichtsbarkeit, die ihm zugeschrieben wird, keinesfalls seriös ausführen, oder er hat ein ernsthaftes Drogenproblem. Dann hatte er zum Zeitpunkt der Erfindung möglicherweise mehr als nur eine illegale Substanz in seiner Blutbahn. (Wobei natürlich fraglich ist, ob für einen allmächtigen Gott irdische Gesetze überhaupt gelten.)
Welche Drogen müsste man nehmen, um sich so etwas auszudenken? Als Erstes fällt einem da LSD ein. Der Klassiker unter den halluzinogenen Drogen. Vielleicht in Tateinheit mit 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin aka MDMA aka Ecstasy, was manchmal auch als Candyflip bezeichnet wird. LSD verändert die Wahrnehmung, und Ecstasy sorgt für den Rausch. Bei den Halluzinationen, die sich laut Zeugenberichten dabei einstellen, kann leicht auch eine Grüne Bonellia dabei sein.
LSD hat als Droge einen relativ guten Ruf, vermutlich vor allem aus zwei Gründen. Zum einen besitzt LSD ein vergleichsweise geringes Abhängigkeitspotenzial. Man muss sich allerdings ein wenig Zeit nehmen für die Einnahme und deren Folgen. Die Wirkung hält immerhin zwischen fünf und zwölf Stunden an, wenn man Pech hat auch lebenslänglich. Nicht nur weil es sich um eine illegale Substanz handelt, sondern weil man, salopp ausgedrückt, auf einem Trip hängen bleiben kann. 23 Die Phänomene dieses Zustandes wiederholen sich dann in einer Endlosschleife, und manche Personen berichten von immer wiederkehrenden Flashbacks * . Man ist währenddessen in der Regel verkehrs- und arbeitsunfähig. LSD eignet sich daher nicht zum Aufputschen wie Ecstasy oder Speed oder zur leichteren Bewältigung des Alltagsstresses wie Nikotin, Koffein oder Kokain. Zum anderen war LSD zu Beginn seiner Karriere eine Zeit lang legal, und es ranken sich aus dieser Epoche des Rauschmittels viele fantastische Erzählungen, die unter Weglassung der unangenehmen Erlebnisse mythische Überhöhung erfahren haben. Ein Beleg dafür ist die ungebrochene Lust mancher Menschen, scheinbares Geheimwissen zu tradieren, indem sie den Beatles-Hit „Lucy in the Sky with Diamonds“ als codiertes LSD-Verherrlichungslied identifizieren. *
FACT BOX | Halluzinogene
Die Halluzinogene werden in drei Hauptgruppen unterteilt. Die Psychedelika umfassen LSD, Psilocybin und Mescalin. Die Dissoziativa bestehen aus den Ketaminen, PCP und dem Lachgas, und zu den Delirantia zählen das Scopolamin und das Muscimol.
Bei den Psychedelika werden die Serotoninrezeptoren aktiviert. Dadurch können Synchronisationsmuster, die normalerweise nur im hinteren Bereich des Gehirns (Unterbewusstsein) für eine Aktivität sorgen, ebenfalls im präfrontalen Cortex (im Stirnhirn) Halluzinationen auslösen. Zusätzlich kommt es zu einer erhöhten Ausschüttung von Noradrenalin. Dadurch glauben manche, von Transzendenz durchdrungen zu sein und spirituelle Erfahrungen zu machen. Die Ursachen dafür sind unbekannt. Für eine uns nicht zugängliche, materielle Gegenwelt fehlt bis heute allerdings jeder Beleg.
Bei den Dissoziativa werden die nikotinischen Acetylcholinrezeptoren blockiert. Was dies im Gehirn im Detail bewirkt, ist ebenfalls nicht bekannt. Die Delirantien führen
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