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Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Titel: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gruber
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jederzeit vor der Haustüre stehen und Ansprüche als Vater anmelden kann.
    Ein Belohnungszentrum haben aber beide, Fruchtfliege und Mensch, und es spielt bei der neurowissenschaftlichen Erklärung unserer Süchte eine wesentliche Rolle.

    FACT BOX | Sucht
    Viele Menschen haben ein Problem mit Süchten. Rauchen, die Lust auf Schokolade, Putzfimmel, Glücksspiel oder auch das Verlangen nach harten Drogen wie Heroin oder Opiaten können das Leben zwar anfänglich versüßen. Man darf bloß nie vergessen, dass das Leben in der Abhängigkeit zur Hölle werden kann. Nicht nur für die Süchtigen, sondern auch für ihr Umfeld.
    Bei den Süchten wird zwischen substanzabhängigen und verhaltensabhängigen Süchten unterschieden. Bei den Substanzen ist die Sache klar, dabei handelt es sich um klassische Drogen wie Kokain, Heroin, Nikotin, Opium oder auch Alkohol. Schwieriger ist es bei Süchten, die unabhängig von Substanzen auftreten, wie zum Beispiel die Spielsucht oder auch die Putzsucht. Hier muss man die Sucht klar abgrenzen von Zwangsstörungen beziehungsweise Zwangshandlungen.
    Ein typisches Beispiel für Letzteres ist der Waschzwang. Personen leiden unter der Angst, Schmutz, Staub, Exkremente oder Keime könnten die Haut berühren und möglicherweise Erkrankungen verursachen. Vereinfacht kann man sagen, der Gedanke „Keime verursachen Krankheiten“ macht sich selbständig.
    Dämpfende Gedanken wie „Nicht alle Keime sind gefährlich“ oder „Das muss mein Immunsystem aushalten“ kommen nicht auf oder haben viel zu wenig Einfluss. Das führt zur Zwangshandlung. Personen können nicht anders, als sich die Hände so lange zu waschen, bis die Haut Schaden nimmt. Es handelt sich hierbei aber deshalb nicht um eine Sucht, weil es zu keinem Rausch und keiner Befriedigung kommt. Diese Art der Störung tritt häufig gemeinsam mit Phobien oder Panikstörungen auf. Als Behandlung ist eine Psychotherapie zusammen mit einer Medikation von hoch dosierten Antidepressiva das Mittel der Wahl – damit kann man zumindest die gröbsten Probleme in den Griff bekommen. Eine lebenslange Heilung ist im Moment bei schweren Fällen leider nicht möglich.
    Im Gegensatz dazu kommt es bei Verhaltenssüchten wie Arbeitssucht, Kaufsucht, Sportsucht, Sexsucht, Internetabhängigkeit oder Fettsucht zu einem freudigen Erlebnis bei Befriedigung der Sucht. Dadurch werden Ängste, Frustrationen oder Stress verdrängt. Können abhängige Personen ihre Sucht nicht befriedigen, dann führt das einerseits zu Entzugserscheinungen und andererseits zumindest zu depressiven Verstimmungen. Diese Verhaltenssüchte sind mit den „klassischen“ Süchten gleichzusetzen. Unter Sucht versteht man per definitionem das krankhafte Verlangen nach einer Substanz oder einem Verhalten, auch wenn diese Substanz oder dieses Verhalten eine schädigende Wirkung zeigt, wobei charakteristischerweise nur eine kontinuierliche Steigerung der Dosis das befriedigende Erlebnis aufrechterhalten kann.
    Wie kommt es zur Sucht?
    Der zentrale Bereich für Sucht ist das Belohnungssystem im Gehirn. Es wurde entdeckt, indem man Ratten Elektroden im Kopf implantierte. Betätigten die Ratten einen Schalter, wurden die Elektroden unter Strom gesetzt. Das gefiel den Ratten offensichtlich, sie vergaßen sogar Essen und Trinken und widmeten sich nur noch der Selbststimulation durch die Elektroden.
    Man könnte sagen, sie wurden süchtig nach einem Dauerorgasmus durch Strom. Wichtig war, dass die Elektroden einen von zwei Bereichen aktivierten: entweder den Nucleus accumbens oder die Area tegmentalis ventralis. Werden diese beiden Bereiche im Gehirn aktiviert, dann geht die Post ab, dann kommt es zu einer massiven Ausschüttung von Dopamin. Und zwar in einem Bereich der Großhirnrinde hinter der Stirn, den man präfrontalen Cortex nennt. Dort wird berechnet, was in den nächsten Minuten, Stunden oder auch Tagen passieren wird. Das ist wichtig, um unser Handeln planen zu können. War die Berechnung richtig, gehen wir zur Tagesordnung über, es passiert nichts.
    Ist das Ergebnis aber besser als vorausberechnet, so wird ein Bereich des präfrontalen Cortex aktiv, der das Belohnungssystem aktiviert. Dieses beginnt salopp formuliert zu jubeln und schüttet Dopamin aus. Aber nicht in sich selbst, sondern in den präfrontalen Cortex. Der wird quasi für sein Handeln belohnt. Warum? Die Neuronen, die gerade besonders aktiv waren, also die Neuronen, die an einer besonders tollen Handlung beteiligt

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