Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln
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FACT BOX | Warum fliegt eine Rakete?
Es gibt zwei Möglichkeiten, sich fortzubewegen. Einerseits durch Reibung, andererseits durch den Rückstoß. Gehen, fahren oder fliegen wir, dann hilft uns die Reibung. Um voranzukommen, reiben wir uns an der Straße oder beim Fliegen an den Luftteilchen.
Bei einer Rakete funktioniert das Vorankommen ganz anders. Zur Anwendung kommt das Rückstoßprinzip, wobei sich die Rakete allerdings nirgends abstößt. Deswegen funktioniert es auch im Vakuum, wo es keine Luft gibt. Betrachten wir zunächst einen Luftballon, der aufgeblasen ist:
Im Inneren des Luftballons drücken die einzelnen Luftmoleküle auf die Ballonhülle. Der Druck ist überall, auf allen Seiten, gleich groß. Vorne und hinten genauso wie oben und unten. Öffnen wir nun den Ballon, so entsteht ein Ungleichgewicht.
Am offenen Ende des Ballons können die Teilchen entkommen, während die Teilchen am geschlossenen Ende immer noch nach vorne drücken. Die Teilchen, die zu den Seiten hin drücken, können wir vergessen, ihre Kräfte heben einander auf.
Hinten, bei der Öffnung, können die Teilchen also ausströmen, vorne drückt aber immer noch das Gas gegen die Wand. Letzteres verbleibt im Innern des Ballons und drückt ihn nach vorne.
Bei einer Rakete funktioniert es genauso: Sie wird eigentlich nicht von den Teilchen angetrieben, die ausströmen, sondern von denen, die die Rakete im Inneren in die Höhe treiben. Ganz egal ob innerhalb der Atmosphäre oder im Vakuum des Weltalls. Und deshalb können wir mit Raketen zum Mond fliegen.
Obwohl die Raumfahrt heute nicht mehr so gefährlich ist und sich vor allem auf unbemannten Flügen richtiggehend Routine eingestellt hat – allein die europäische Raumfahrtbehörde ESA hat seit 1996 mehr als 37 Trägerraketen vom Typ Ariane 5 gestartet –, geht ab und zu noch etwas schief. Anfang 2012 war es wieder einmal so weit. Ziel war diesmal der Mars. Der sogenannte Rote Planet beflügelt die Fantasie der Menschen seit Jahrtausenden. Die Wissenschaft bemüht sich sehr, mehr über ihn zu erfahren und letztlich Menschen auf den Mars zu schicken. Bis vor Kurzem gab es sogar Hoffnung, auf dem Mars Leben zu entdecken. Und wenn es dort Leben gäbe, dann könnte es vom Mars zu uns gelangt sein, dann wären wir alle Marsianer! Auf dem Mars wurde zum einen Wasser entdeckt – in Form von im Boden eingelagerten Wassereisschichten, die bis in eine Tiefe von etwa vier Kilometern reichen und eine Fläche in der Größe Europas bedecken. Das würde ausreichen, um die gesamte Marsoberfläche mit einer elf Meter tiefen Wasserschicht zu überziehen. Zum anderen fand man 2003 aber auch Methan, das immer wieder in riesigen Fahnen aus der Marsoberfläche hervorsprüht. Auf der Erde ist das Vorhandensein von Methan ein starkes Indiz für die Existenz von Leben. Methan ist ein Verdauungsprodukt, und wer verdaut, der lebt. Stammte das Marsmethan von Bakterien, die unterirdisch den Mars besiedeln, so hätte die Menschheit tatsächlich außerirdisches Leben entdeckt. Und zwar nur deshalb, weil Bakterien ihre Blähungen nicht im Griff haben. Sie sehen, Astrobiologie ist nichts für Romantiker. Leider hat sich Mitte 2012 herausgestellt, dass das Methan von Meteoriten stammt, die in schöner Regelmäßigkeit auf dem Mars einschlagen und verdampfen. 32 Höchstwahrscheinlich. Eine kleine Chance bleibt noch, und die einzulösen wäre der Auftrag von Fobos-Grunt gewesen. Unglücklicherweise hat die Rakete aber gewissermaßen beim Absprung übertreten. Die russische Mission Fobos-Grunt (Grunt bedeutet auf Russisch Boden) war am 8. November 2011 gestartet und hätte nach elfmonatiger Reise den Marsmond Phobos erreichen sollen. Sie schaffte es aber bloß in eine Umlaufbahn um die Erde in der Höhe von 200 bis 300 Kilometern, weil der Bordcomputer die Raketen, die für den Weiterflug zum Mars benötigt wurden, aufgrund eines Softwarefehlers nicht zündete.
Warum war eigentlich nur der Marsmond das Ziel? Warum flogen die Russen nicht gleich zum Mars, wenn sie schon mal in der Gegend waren? Weil die Fluchtgeschwindigkeit von Phobos im Gegensatz zu der vom Mars nur sehr gering ist. Die Fluchtgeschwindigkeit beschreibt die Geschwindigkeit, die man aufbringen muss, um einen Himmelskörper wieder zu verlassen, also seine Schwerkraft zu überwinden. Je geringer die Masse des Himmelskörpers, desto geringer die Schwerkraft, desto leichter fällt die Abreise. Das ist entscheidend, denn
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