Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln
statt ihn zu reduzieren.“
Die in diesem Fall ethisch saubere Einstellung der Firma Hoffmann-La Roche ist dem Japanischen Rosinenbaum offenbar egal. Er produziert eine ganz spezielle Substanz: das Flavonoid Dihydromyricetin, kurz DHM. Diese Substanz dürfte die Wirkung des Hangovers weitgehend aufheben. Forscher der University of California in Los Angeles injizierten den Versuchstieren beträchtliche Mengen Alkohol. Ein Mensch müsste etwa zweieinhalb Liter Wein trinken, um denselben Effekt zu erzielen. Wären die Ratten Wiener gewesen, man hätte sie idiomatisch als angsoffen wiera Häusltschick bezeichnen können, indem man ihre Intoxikation in Anlehnung an die Saugfähigkeit einer in einem von Reinigungskräften vernachlässigten öffentlichen Abort in der Pissoirmuschel liegenden Zigarettenkippe zu beschreiben versucht hätte.
Die normal betrunkenen Ratten gingen wie gewohnt k.o. und waren für eine Stunde nicht ansprechbar. Die mit DHM behandelten Ratten hingegen zeigten nur sehr kurz Zeichen der Betrunkenheit, waren nach ein paar Minuten praktisch wieder nüchtern und litten kaum unter Kater-Symptomen. Darüber hinaus verloren sie mit der Zeit, obwohl sie ungehinderten Zugang zu (mit DHM versetztem) Alkohol hatten, die Lust am Saufen. Auch dann, wenn sie davor extra süchtig gemacht worden waren.
Angeblich haben schon die alten Chinesen den Extrakt des Japanischen Rosinenbaums gegen Kater geschätzt, wobei man da bei der Beurteilung immer auch vorsichtig sein muss, denn die genaue Ursache für die Wirkung ist noch nicht bekannt, und DHM hat sich bislang erst bei Ratten bewährt. 26 Eine umfassende Weinprobe mit uns Menschen steht noch aus.
Eine der fundamentalen, unbeantworteten Fragen der Menschheit lautet: Warum hilft es, einen Fuß aus dem Bett auf den Boden zu stellen, wenn man betrunken im Bett liegt und sich alles im Kreis zu drehen scheint?
Alle Heiligen Bücher der Welt haben hierfür keine Erklärung und sind, ganz nebenbei erwähnt, auch sonst ziemlich nutzlos. Dieses Buch ist keine Heilige Schrift, aber es beinhaltet Wahrheit. Wer es fassen kann, der fasse es.
Hat man zu viel getrunken und legt sich schließlich ins Bett, kann es sein, dass sich alles rundherum zu drehen beginnt. Zumindest kommt es einem so vor, was die Übelkeit, die man ins Bett mitgebracht hat, in der Regel noch verstärkt. Durch den Alkohol werden einige Systeme in Gehirn ausgeschaltet beziehungsweise funktionieren nicht mehr so richtig. Das Gleichgewichtssystem erhält seinen Input normalerweise von mehreren Sensoren: Das Innenohr informiert über die Lage, das Auge gleicht die Information ab und die Tastrezeptoren bestätigen die Information über die Position. Wenn wir betrunken sind, fällt die Information vom Innenohr aus. Legen wir uns nieder, so schließen wir die Augen. Damit weiß das Gehirn nicht mehr, wo wir sind – alles dreht sich. Stellen wir aber den Fuß auf den Boden oder legen wir die Handfläche auf eine Wand, dann stabilisiert sich alles. Das Gehirn hat nun zumindest wieder eine klare Information, mit der es etwas anfangen kann, die nicht durch den Alkoholkonsum beeinflusst wurde. Das Bein am Boden ist also ein Rettungsanker, nicht nur im übertragenen Sinn. Manche Menschen meinen, sie würden dadurch bremsen, denn schließlich höre das Drehen dann auf. Das stimmt, aber die Bremse befindet sich nicht am Boden, sondern im Kopf.
Mouse Clubbing
Manche Menschen beginnen laut zu singen, wenn sie betrunken sind. Dass die Ratten im kalifornischen Forschungslabor auch gesungen haben, ist nicht anzunehmen, denn nach allem, was wir wissen, können sie es nicht. Bei Mäusen ist die Wahrscheinlichkeit höher, denn Mäuse gelten als hervorragende Sänger.
Dass Vögel singen, weiß jeder, der im Sommer gerne bei offenem Fenster schläft, und von Walen, vor allem Buckelwalen, ist auch schon länger bekannt, dass sie Melodien schmieden und ihre Arien ausdauernd schmettern. Es gibt sogar Sommerhits bei Buckelwalen. 27 Jedes Jahr singen die Bullen, die um Weibchen werben, ein bisschen anders. Sich daneben hinstellen und zuhören sollte man allerdings nicht, Buckelwale singen mit bis zu 200 Dezibel, und das ist, wie wir seit dem Pistolenkrebs wissen, sehr laut.
Der Gesang der Mäuse ist viel dezenter. Eigentlich derart dezent, dass wir ihn normalerweise gar nicht hören können, weshalb man auch erst sehr spät belegen konnte, dass Mäuseriche singen. 28 Mäusemännchen tremolieren im Ultraschallbereich natürlich
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