Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln
nicht gefährlich, jeder von uns kann selbst einen herstellen. Wenn wir durch einen Raum gehen, am besten geht es mit Gummisohlen, dann reißen wir mit den Schuhen Elektronen aus dem Boden. Das passiert durch die Reibung. Diese Elektronen sammeln sich im gesamten Körper. Der Körper ist dann aufgeladen. Je mehr Elektronen sich in unserem Körper befinden, umso größer wird die Spannung sein, die wir verursachen. Interessanterweise spüren wir selber gar nichts, denn es fließt kein Strom. Kommen wir nun in die Nähe von einem Stück Metall, optimalerweise an eine Metallspitze (eine Türklinke zum Beispiel), so versuchen die zusätzlichen Elektronen, die sich im Körper gesammelt haben, zu entkommen. Sie „wandern“ durch die Luft zum Metall, das sie lieber mögen als Gummischuhe oder Gewand. Dieses „Wandern“ ist allerdings eher unangenehm. Denn sobald sich Elektronen bewegen, spricht der Fachmann von Strom, und diesen Strom spüren wir. Zugegeben, der Strom ist relativ gering, aber die Spannung ist enorm. Man kann salopp sagen, dass für das Überbrücken von einem Millimeter Luft rund 1.000 Volt benötigt werden. Ein Funken von einem Zentimeter lässt rund 10.000 Volt durch den Körper fließen. Wer will, kann den selbst gebastelten Blitz auch weiterverschenken und so ein wenig Schwung in sein Leben bringen. Am besten mit den Schuhsohlen über den Teppichboden schlurfen und dann mit dem Finger das Ohr eines Schul- oder Arbeitskollegen berühren. Wenn alles passt, wird der Elektrisierte aufspringen und Sie durchs Zimmer jagen, und so machen Sie beide ein bisschen Bewegung in einer Zeit, in der wir Menschen bekanntermaßen viel zu viel sitzen.
Bei einem Gewitter ist die Wanderung der Elektronen in Form eines Blitzes noch beeindruckender. Hier befinden sich an der Wolkenunterseite sehr viele Elektronen, während auf der Erdoberfläche wenige Elektronen sind. Das kommt daher, dass sich vor einem Gewitter innerhalb der Wolkentürme Eiskristalle und Wassertröpfchen befinden. Die Eiskristalle entstehen dadurch, dass sie als Wassertröpfchen von Aufwinden in kältere Bereiche in einer Höhe von zwei bis drei Kilometern hinaufgerissen werden und so zu Eiskristallen werden. Sie sind deutlich schwerer als Wassertröpfchen. Wie im echten Leben, wenn junge Männer Karriere machen und einen Macht- und Wohlstandsbauch bekommen. Irgendwann ist die Laufbahn für die Eiskristalle aber zu Ende und sie gehen in Pension, das heißt, sie fallen wieder runter. Dabei treffen sie die gerade aufsteigenden Wassertröpfchen und entreißen ihnen Elektronen. Klassischer Generationenvertrag. Dadurch sind die Wassertröpfchen positiv geladen, die negativ geladenen schweren Eiskristalle sinken in den unteren Bereich der Wolke. Damit ist die Wolkenunterseite elektrisch negativ geladen, während die Wolkenoberseite positiv geladen ist. Warum macht sich der Blitz dann die Mühe und fährt vom Himmel zur Erde, warum entlädt er sich nicht gleich in der Wolke? Die Antwort lautet: Macht er eh. Tatsächlich finden die meisten Blitze innerhalb der Wolke, zwischen Wolkenober- und -unterseite statt. Diese Blitze können wir auch sehen, sie sind für uns auf der Erde aber nicht von besonderer Bedeutung.
Sehr viele Blitze entladen sich auch ins Weltall, was man gut beobachten kann, wenn man mit dem Flugzeug durch ein Gewitter fliegt oder an einem vorbei. Man nennt diese Entladungen Elfen und Kobolde. Eine Elfe ist ein rötlicher Ring in etwa 90 Kilometer Höhe. Ihr Licht ist sehr schwach und sie erscheint nur selten. Ein Kobold ist auch rötlich, aber pilzförmig, entsteht in 70 Kilometer Höhe über dem Gewitter und ist nicht so scheu. Allerdings sind nicht nur die Namen dieser Phänomene geheimnisvoll, sondern auch ihre Entstehung. Sie ist bis heute nicht genau geklärt.
Solange in den Wolkentürmen vor einem Gewitter Aufwinde herrschen, werden immer neue elektrisch geladene Wassertröpfchen und Eiskristalle produziert. Irgendwann befinden sich dann an der Wolkenunterseite sehr viele Elektronen, auf der Erdoberfläche hingegen sehr wenige. Und dann kommt es auch zu einer Entladung zwischen Wolkenunterseite und Erdoberfläche, also zu dem, was wir als Blitz kennen und fürchten. Fährt der Blitz aber tatsächlich in die Erde ein oder von der Erde auf in den Himmel? Irgendwie beides ein bisschen, aber hauptsächlich von oben nach unten. Das klingt nicht sehr naturwissenschaftlich, kommt aber so: Zuerst entsteht ein sogenannter Vorblitz, dessen
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