Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln
unversehrt, um seinen Montageauftrag zu erfüllen, nämlich den zur Tatzeit noch halbwüchsigen John Connor, dem eine beachtliche Karriere als Retter der Menschheit bevorsteht, sachgemäß aus dem Einwohnermelderegister zu tilgen. Aber er hat die Rechnung erstens ohne flüssigen Stickstoff gemacht und zweitens ohne sein Vorgängermodell T-800 (Modell 101) . Flüssiger Stickstoff hat eine Temperatur von 77 Kelvin, oder, für Celsius-Fans, minus 196°C. Das ist sehr kalt. Der T-1000 gefriert noch während des Gehens und wird letztlich vom T-800 , dargestellt vom Exil-Steirer Arnold Schwarzenegger, unter Zuhilfenahme einer automatischen Faustfeuerwaffe in Tausende Teile zerschossen. So macht das der Auslandsösterreicher. Man kennt das vom Winter 1942. Er wartet, bis es kalt ist, und schießt. Damals bei Stalingrad war es schon sehr kalt. Minus 196°C sind aber noch deutlich kälter. Da sagt der Hausverstand: Bei dieser Kälte friert alles ein, ab, zerbricht, nimmt jedenfalls umgehend beträchtlichen Schaden. Was sagt uns das? Zuerst einmal, dass der Hausverstand nicht der Schlaueste ist. Das zu wissen schadet nie. Denn: T-1000 survives. Im Weiteren hat ein Terminator allerdings ein Bewusstsein, und wie man so etwas nachbauen soll, weiß heute noch kein Mensch. Da beginnen die Probleme schon und enden bei Weitem noch nicht. Der Terminator, den Arnold Schwarzenegger spielt, wird in den Filmen übrigens als Cyborg bezeichnet, was nicht korrekt ist. Denn ein Cyborg ist ein Mensch, der durch technische Umbauten zur Menschmaschine wird. Ein derartiger Terminator wäre eher als Android zu bezeichnen. Der Superpolizist RoboCop im gleichnamigen Film hingegen ist ein waschechter Cyborg, ein im Dienst getöteter Polizist, der als Roboter weiterlebt.
Dass ein Mensch durch ein Implantat im Gehirn zu Leistungen fähig ist, zu denen er es sonst nie gebracht hätte, klingt auch heute noch ein bisschen nach Science-Fiction, ist aber längst Realität. Neuroimplantate ermöglichen es vielen Menschen, ein weitgehend normales Leben zu führen. Es handelt sich dabei um mikroelektronische Bauteile im Bereich von Gehirn, Rückenmark, spinalen und peripheren Nerven. Die Anwendung von Neuroimplantaten kann bei rund 20 Symptomen und Krankheitsbildern zu einer Heilung oder zumindest zu einer Verbesserung der Krankheitssymptome führen. Bei der sogenannten Tiefenhirnstimulation (Deep Brain Stimulation) werden durch winzige Löcher im Schädel Elektroden implantiert, die bestimme Hirnareale reizen. Mithilfe dieser „Hirnschrittmacher“ kann Depression von einem auf den anderen Tag geheilt werden, auch bei an Morbus Parkinson erkrankten Patienten wird diese Methode mit einigem Erfolg angewendet. 48
Das Problem bei diesen Stimulationen besteht momentan noch darin, dass nicht bekannt ist, wie sich die Neuronen in der unmittelbaren Umgebung der Elektroden langfristig verhalten. Es gibt die Befürchtung, dass die Neuronen innerhalb von zehn Jahren degenerieren oder, wenn die Stromzufuhr nicht richtig eingestellt ist, verschmoren, und dann wird es eng, weil: Neuronen nachbauen, das kann heute noch kein Mensch. Und vermutlich wird das noch eine Zeit lang so bleiben. Riechen kann man das Verschmoren der Neuronen übrigens nicht.
Sind die Implantate jedoch nach 20 Jahren noch intakt und die Neuronen auch, dann könnte diese Technik ähnlich vielen Menschen helfen wie Herzschrittmacher schon heute. Prothesen gibt es nicht nur fürs Gehirn, sondern für Ohr, Arme, Beine und Muskeln. Bis auf das Gehirn könnte so mit der Zeit der gesamte Mensch ersetzt und verbessert werden. Das Gehirn ist das wichtigste Organ des Menschen, und am schwierigsten nachzubauen. Auch deshalb, weil man noch längst nicht verstanden hat, warum es so gut funktioniert. Und mit so wenig Energie. Es gibt zwar Projekte, die es sich zum Ziel gesetzt haben, ein nahezu komplettes menschliches Großhirn Zelle für Zelle auf einem Supercomputer zu simulieren, aber die Zweifel, ob das in absehbarer Zeit oder gar überhaupt je gelingen kann, sind genauso groß wie die Zuversicht der Befürworter dieses Unterfangens namens „Human Brain Project“. 49 Dabei handelt es sich mindestens um ein Jahrhundertprojekt. Denn es ist zwar sinnvoll, ein Gehirn nachzubauen, um ihm auf die Schliche zu kommen, aber das Wichtige an einem Modell ist, dass manches vernachlässigt wird, während anderes genau abgebildet wird. Nur so kann man Zusammenhänge besser sichtbar machen und verstehen lernen. Will man
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