Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln
und Öl- und Dattelpalmen bestäubt der Käfer.
Manche Pflanzen machen die Bestäubung sogar selbst. Darüber hinaus werden vor allem in nicht gemäßigten Zonen sehr viele Früchte beziehungsweise die Blüten, aus denen sie hervorgehen, von Vögeln bestäubt. Oder von Fledermäusen. Die können so was auch. Blütenfledermäuse besitzen eine sehr lange Zunge – da braucht Gene Simmons nicht vorbeischauen, wenn sich die Glossophaginae , wie Blütenfledermäuse zoologisch genannt werden, zum Längste-Zunge-Wettbewerb angemeldet haben. Die Zunge einer Blütenfledermaus aus Ecuador ist eineinhalbmal so lang wie das ganze restliche Tier. Diese Fledermaus kann beispielsweise im Stehen Sachen vom Boden aufschlecken, ohne mit dem Kopf auch nur nicken zu müssen. Und sie kann am ganzen Körper mit der Zunge machen, was immer sie will. Weil sie überall hinkommt. Der zoologische Name dieser Fledermausart lautet übrigens Anoura fistulata , und es wäre interessant zu wissen, woran Sie jetzt denken, nachdem Sie den Namen in diesem Zusammenhang gehört haben.
Das heißt aber nicht, dass Sie Bienen, die Sie treffen, ohne Konsequenzen schmähen, zertreten oder vergiften können, weil Sie sich von ihnen getäuscht fühlen. Bienen sind als Lebewesen auf der Erde Kollegen von uns, die man respektieren sollte. Auch ohne ihre wirtschaftliche Bedeutung, die sie heute darüber hinaus zweifellos für uns haben.
Die Honigbiene (Apis mellifera) ist in weiten Teilen der Welt gegenwärtig der wichtigste Bestäuber vieler Kulturpflanzen. Würde die Honigbiene aussterben, so würde es bei vielen Kulturpflanzen beträchtliche Ertragseinbußen geben. Aber längst nicht bei allen. Man darf nicht vergessen: Honigbienen kamen ursprünglich nur in der Alten Welt aka Afrika und Eurasien vor. Das heißt, in Nord- oder Südamerika sind alle Pflanzen im Laufe der Evolution entstanden, ohne über Millionen von Jahren je eine Honigbiene gesehen zu haben. Und hat es ihnen geschadet? Aus der sogenannten Neuen Welt stammen etwa Tomaten, Erdäpfel, Paprika, grüne Bohnen, sie alle konnten über lange erdgeschichtliche Zeiträume existieren, ohne Honigbienen. Das eingangs angeführte Zitat über die Bienen wird Albert Einstein zwar gerne zugeschrieben, es stammt aber wahrscheinlich gar nicht von ihm, und selbst wenn, hätte er ausnahmsweise einmal nicht recht gehabt. Das Ende der Bienen wäre längst nicht das Ende der Menschheit.
Wobei Biene nicht gleich Biene ist. Wenn man bei uns an Bienen denkt, dann eigentlich ausschließlich an Honigbienen. Dabei produzieren die meisten Bienenarten gar keinen Honig, viele Wildbienenarten leben solitär, das heißt in Single-Haushalten und nicht im Stock. Aber die Honigbiene ist uns Menschen besonders sympathisch, weil sie so fleißig und selbstlos ist, sich von uns den Honig wegnehmen lässt, und wenn sie uns sticht, dann muss sie zur Strafe sofort sterben, ohne Bewährung, das ist Gerechtigkeit, wie viele sie mögen. Der amtierende Dalai Lama liebt übrigens Honig heiß, bekommt auf seinen Reisen regelmäßig Honigkörbe geschenkt und will nicht ausschließen, sich im nächsten Leben als Biene wiedergebären zu lassen. 44 Weil er glaubt, dass er es sich dadurch verbessern kann: „I am often moved by the example of small insects, such as bees. The laws of nature dictate that bees work together in order to survive. As a result, they possess an instinctive sense of social responsibility. They have no constitution, laws, police, religion or moral training, but because of their nature they labour faithfully together. Occasionally they may fight, but in general the whole colony survives on the basis of cooperation. Human beings, on the other hand, have constitutions, vast legal systems and police forces; we have religion, remarkable intelligence and a heart with great capacity to love. But despite our many extraordinary qualities, in actual practice we lag behind those small insects; in some ways, I feel we are poorer than the bees.” 45
Man hat von Religionsfunktionären auch schon Dümmeres gehört, aber besonders schlau ist auch das nicht. Denn Bienen benehmen sich so, weil sie es nicht besser können. Und so nett sind Bienen gar nicht zueinander. Wenn sie alt oder krank werden, müssen sie sich vom Stock entfernen. Wenn sie es nicht freiwillig tun, werden sie gewaltsam hinausgeworfen, was ihren sicheren Tod bedeutet. In manchen Pflegeheimen mag es nicht angenehm zugehen, aber Alte und Kranke auf die Straße zu
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