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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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auf den ersten Blick nichts Auffälliges entdecken. Stumm ging Marlowski auf die Bank zu. Erst als Steenhoff direkt davor stand, sah er, dass in einem Abstand von einem Meter zwei Ringe direkt über der Bank in das Holz geschraubt worden waren.
    «Diese Kette haben wir hier gefunden.» Marlowski zog eine kleine Tüte hervor, in der eine silberne Kette mit einem kleinen Fischanhänger lag.
    «Er hat sie hier gequält und am Fundort tot abgelegt», stellte Steenhoff nüchtern fest. Marlowski nickte. «Vermutlich hatte er hier einen Scheinwerfer oder starke Taschenlampen, um den Unterstand auszuleuchten. Er muss sich viel Zeit genommen und die Tat auch vorbereitet haben.»
    Als Steenhoff zum Leichenfundort zurückging, fielen ihm drei kleine Löcher im Boden auf. Sie waren wie Punkte eines Dreiecks zueinander angeordnet. Steenhoff rief Marlowski hinzu.
    «Was haben diese Löcher zu bedeuten? Sind die von irgendeinem Gerät, das ihr mitgebracht habt?»
    Marlowski sah ihn empört an.
    «Wir legen im Gegensatz zu anderen Kollegen keine neue Spuren an Tatorten.»
    Steenhoff überging die Anspielung auf einen Vorfall, der schon viele Jahre zurücklag und bei dem er sich damals direkt bei einer übel zugerichteten Leiche nervös mit der Hand durchs Haar gefahren war. Aus den zwei, drei Haaren, die er dabei dummerweise verloren hatte, waren im Laufe der Jahre auf den Weihnachtsfeiern im Präsidium ganze Haarbüschel geworden.
     
    «Ich möchte, dass ihr die Löcher fotografiert und ausmesst, wie weit sie von der Leiche entfernt sind», sagte Steenhoff.
    Dann drehte er sich um und besprach sich mit Rüttger und Wessel.
    «Eine Hundertschaft muss das Gelände nach Spuren und nach der Tatwaffe durchsuchen. Außerdem müssen wir im Neubaugebiet auf der anderen Seite des Torfkanals Klinken putzen gehen. Vielleicht hat dort jemand ein Auto bemerkt, das gestern Nacht hier hochgefahren ist. Vor allem müssen wir aber wissen, wer die Tote ist.»
    Hinter sich hörte er ein leises Räuspern. Petersen hielt in der einen Hand ihr Handy, in der anderen einen Notizzettel.
    «Eine Michaela Merken ist seit vier Tagen von ihrem Verlobten als vermisst gemeldet. Sie ist 22  Jahre alt, dunkelhaarig und 1 , 65  Meter groß. Außerdem hat sie eine Blinddarmnarbe.»
    Steenhoff drehte sich um und ging mit großen Schritten auf den Leichnam zu.
    «Hatte die Frau schon einmal eine Blinddarmoperation?», wollte er von dem Gerichtsmediziner wissen, der noch immer mit der Toten beschäftigt war. Der Mann stutzte kurz und schüttelte den Kopf. «Diese Frau ist nur einmal in ihrem Leben, Pardon, nach ihrem Ableben unters Messer gekommen.»
     
    Steenhoff ging zurück zu seinen Kollegen.
    «Die Frau ist nicht die Vermisste. Wir müssen herausfinden, wer sie ist. Das hat Priorität. Nehmt den Jogger mit ins Präsidium, sobald der Arzt sich um ihn gekümmert hat. Wir müssen ihn so schnell wie möglich vernehmen. Quetscht ihn aus, ob er andere Leute im Wald gesehen oder den Leichnam angefasst hat. Anschließend treffen wir uns zur Besprechung. Wir werden unser Team erweitern», kündigte Steenhoff an.
    «Wir haben es hier mit einem brandgefährlichen Täter zu tun. Erst die Toten, jetzt diese junge Frau. Wir brauchen jeden Mann.»
    Er sah, wie Petersen ihn kurz anschaute. Eine Sekunde kam ihm Ira in den Sinn. Sie hasste diese Alle-Mann-an-Bord-Sprüche. Aber Ira war weit weg. Jetzt zählte nur diese unbekannte Tote.
    Nachdem er den ranghöchsten Beamten unter den Schutzpolizisten über die anstehende Suchaktion informiert und ihn gebeten hatte, bis dahin nach einem abgestellten Auto oder einem Rad der Frau in der Nähe des Tatortes Ausschau zu halten, ging er zurück zu seinem Wagen. Erst auf dem Weg zum Präsidium bemerkte er, dass er Petersen vergessen hatte zu fragen, ob sie bei ihm mitfahren wollte. Aber schließlich konnte sie ja auch bei Wessel und Rüttger ins Auto steigen. Er war froh, einen Moment völlig allein zu sein. Steenhoff zwang sich, das Notwendige zu denken und sich nicht wieder in Vorwürfen zu verlieren.
     
    Wenn niemand eine junge Frau nach einer Nacht als vermisst meldete, konnte das mehrere Dinge bedeuten. Vielleicht lebte sie allein oder stammte aus einer anderen Stadt? Oder sie trieb sich öfter herum und ließ sich auf Männerbekanntschaften ein, sodass ihre Freunde nicht so schnell Verdacht schöpften. Oder sie ging auf den Strich. Schlimmstenfalls prostituierte sie sich und war illegal in Deutschland. Dann stünden die Chancen

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