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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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seine Mail.
    Petersen warf ihren Rucksack neben ihren Tisch, stützte sich mit beiden Händen auf die Schreibplatte und sah Steenhoff angriffslustig an.
    «Na, da haben Sie mich ja gestern gekonnt ausspioniert. Den ganzen Abend sitzt der Kollege schräg hinter mir in der Ecke und macht keinen Mucks. Hat Ihnen Ihre kleine Observation denn gefallen? Vermutlich waren Sie, bevor es zur Mordkommission ging, mal beim Mobilen Einsatzkommando, was?»
    Steenhoff sah sie erstaunt an und wollte etwas erwidern.
    Doch Petersen redete sich immer mehr in Rage.
    «Und? Ist mein Privatleben schon Flurgespräch? Es wäre nett, wenn Sie mir sagen würden, auf was für Kommentare ich mich heute bei der Arbeit einstellen muss.»
    Die Heftigkeit ihres Wutausbruchs überraschte Steenhoff selber. Er hatte es satt, sich ständig von Frauen beschimpfen und maßregeln zu lassen. Aufgebracht schnellte er von seinem Stuhl hoch.
    «Verdammt, Petersen. Wenn Sie ein Problem damit haben, lesbisch zu sein, dann ist das Ihre Sache. Ich jedenfalls habe damit keine Schwierigkeiten.»
    «Was fällt Ihnen ein. Ich bin nicht lesbisch», fauchte Petersen ihn an. «Meine Freundin und ich leben nur in einer Wohnung zusammen.»
    «Und warum führen Sie sich dann heute Morgen wie eine wildgewordene Xanthippe auf? Glauben Sie eigentlich, ich hätte nichts Besseres zu tun, als mir Gedanken über das Liebesleben meiner Kollegen zu machen? Von mir aus können Sie ins Bett gehen, mit wem Sie wollen und so oft Sie wollen.»
    «Sie sind unverschämt. Das verbitte ich mir», herrschte Petersen ihren Kollegen an und holte zu einem weiteren Gegenschlag aus, als Bernd Tewes plötzlich im Raum stand.
    Der Kommissariatsleiter blickte erstaunt von einem zum anderen, fasste sich aber schnell wieder.
    «Euren Streit müsst Ihr ein andermal ausfechten», sagte er bestimmt. «Die Schutzpolizei hat sich gerade beim Kriminaldauerdienst gemeldet. Wir haben ein neues Opfer, eine Frau im Bürgerpark. Sieht verdammt nach eurem Täter aus. Die Leiche weist angeblich Spuren von sehr ungewöhnlichen Misshandlungen auf.»
    Steenhoff griff sich im Hinauslaufen seine Jacke und befahl Petersen mitzukommen. Zugleich bat er Tewes, seine Kollegen Wessel, Rüttger und Block zu informieren. Sie sollten ebenfalls zum Tatort kommen. Ohne darüber nachzudenken, stellte Steenhoff das Blaulicht in seinem Dienstwagen an und fuhr mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Bürgerpark. Während der Fahrt fragte er beim Lagezentrum nach, wo genau sich der Leichenfundort in dem über 100  Jahre alten Park befand.
    «Ihr fahrt die Findorffallee hoch. Der Fundort liegt hinter den Schienen, in Höhe des Stadtwaldes», erklärte ihm der Polizeiführer vom Dienst über Funk. Viel zu schnell für all die Fußgänger und Jogger fuhr Steenhoff quer durch den Bürgerpark, überquerte die steinerne, im viktorianischen Stil gehaltene Brücke und bog dann nach rechts in Richtung Stadtwald ab. Eine ältere Frau, die ihren Enkel im Buggy spazieren fuhr, schimpfte laut hinter dem Wagen her. Doch Steenhoff bemerkte sie gar nicht.
    Sein ganzer Körper war angespannt.
    Petersen saß schweigend neben ihm.
    Bald sah er schon den ersten Streifenwagen, der quer auf der kleinen, asphaltierten Straße stand und Neugierige vom Tatort fernhalten sollte. Steenhoff fuhr um den Wagen und zwei wartende Schutzpolizisten herum. Knapp 100  Meter weiter erkannte er ein zweites Fahrzeug. Er parkte am Straßenrand. Dabei bemerkte er nicht, dass Petersen sich beim Aussteigen durch Büsche und Brennnesseln quälen musste. Steenhoff konnte nur einen Satz denken: ‹Hoffentlich ist es nicht unser Täter›.
    Mehrere Beamte grüßten ihn, doch Steenhoff hatte keinen Blick für sie. Er wollte die Leiche sehen. Waren sie zu spät gekommen, hatten sie nicht gut genug ermittelt? Oder war es nur irgendeine bemitleidenswerte Frau? Das Opfer eines Eifersuchtsdramas oder eines alkoholisierten Triebtäters? Für das Opfer machte es keinen Unterschied, und auch für die Angehörigen würde der viel zu frühe Tod einem persönlichen Weltuntergang gleichkommen. Nur für ihn als Ermittler war es von entscheidender Bedeutung, wer diesmal getötet hatte.
     
    Die Frau lag am Ende eines kleinen, abseits gelegenen Weges, der zu einem halbgeschlossenen Unterstand der Parkverwaltung führte. Sie war nackt. Ihre Jeans sowie eine helle Lederjacke und andere Kleidungsstücke lagen sorgsam gefaltet neben ihr.
    Der Täter hatte ihr einen flachen Stein unter den Kopf

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