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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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trat der junge Polizist einen Schritt beiseite. Umständlich beschrieb er Steenhof den Weg, wobei er sich zweimal aufgeregt korrigierte. Steenhoff hatte dem Mann nur kurz zugenickt und ihn mitten im Satz stehen lassen. Hinter sich hörte er die Stimme von Petersen. «Danke für Ihre Hilfe. Wir finden es schon.» Als Steenhoff sich nach ihr umdrehte, sah er, wie der Polizist ihr bewundernd nachschaute.
    Vor der Tür zur Pathologie stand breitbeinig ein zweiter Schutzpolizist. Er nickte Steenhoff freundlich zu. «Ah, der Kollege von der Kripo.»
    Petersen konnte er offenbar nicht einordnen. Neugierig musterte er die Frau. Steenhoff schüttelte dem Mann, den er von früheren Einsätzen kannte, die Hand. Er deutete auf die Tür. «Und? Was wisst ihr bisher?»
     
    Der Beamte holte kurz Luft. «Der Pfleger hat die Leiche gegen neun Uhr gefunden. Sie lag auf dem Stahltisch. Jemand muss sie nachts aus dem Kühlfach herausgenommen haben und dann … na, das wirst du ja gleich selber sehen», sagte der Schutzpolizist und schüttelte den Kopf.
    Als Petersen gemeinsam mit Steenhoff an ihm vorbei in die Pathologie treten wollte, hielt der Beamte seinen Kollegen kurz am Jackenärmel fest und deutete mit einem kurzen Nicken in Petersens Richtung.
    «Ich weiß nicht, ob sie sich das antun sollte.»
    Steenhoff hatte für den Bruchteil einer Sekunde genau dasselbe gedacht. Ärgerlich schob er den Gedanken beiseite. Schließlich wollte Petersen bei der Mordkommission anfangen. Und dort bearbeitete man nun mal keine Fahrraddiebstähle, sondern Leichensachen.
    «Sie ist Kollegin. Das ist schon okay», sagte er und kam Petersen mit seiner Antwort zuvor.
    Gleichzeitig betraten sie den Raum. Unmittelbar neben dem Eingang waren zwölf Kühlfächer in die Wand eingelassen. Kleine beschriftete Zettel auf den Eisentüren markierten, wer dort drinnen bei fünf Grad über null auf den Bestatter wartete. Links vom Eingang führte eine Schiebetür zu einem kleinen Aufbahrungsraum. Am Kopfende eines mit schwarzem Stoff umrandeten Katafalkwagens waren zwei Kerzen an der Wand angebracht. Dazwischen hing ein Bild von Wassily Kandinsky. Über dem Wagen war die Decke abgehängt und mit kleinen Lämpchen versehen, die man je nach Zustand des Verstorbenen dezent dimmen konnte. Über allem hing der Geruch von Desinfektionsmitteln.
    «Da bist du falsch. Die Leiche liegt im Sektionsraum», hörte Steenhoff hinter sich die Stimme des Schutzpolizisten.
    «Sieh bitte zu, dass hier keiner reinkommt», forderte ihn Steenhoff bestimmt auf.
    Was er jetzt nicht brauchen konnte, waren neugierige Zuschauer. Dicht gefolgt von Petersen ging er langsam auf das Ende des großen Vorraums zu. Genau gegenüber der Eingangstür zur Pathologie lag ein kleines Büro, dessen Fensterbank mit wuchernden Grünpflanzen vollgestellt war. Von früheren Tatorten hatte er sich angewöhnt, nicht gleich zur Leiche zu stürzen, sondern zunächst das Gesamtbild in sich aufzunehmen. Der erste Eindruck war wichtig – nicht nur bei Menschen, sondern auch am Ort eines Verbrechens. Winzige Kleinigkeiten, die störten, dort nicht hinpassten oder gleich zu sehr ins Auge stechen sollten, hatten ihn schon manches Mal auf die entscheidende Frage gebracht.
    Auch Petersen schien es nicht eilig zu haben. Stumm musterte sie das friedlich in der Morgensonne liegende Büro.
    Um keine Fingerspuren zu hinterlassen, streifte sich Steenhoff Einmalhandschuhe über und öffnete langsam die Tür zum Sektionsraum. Die Szene schlug ihn sofort in ihren Bann. Hinter sich hörte er, wie Petersen schwer ausatmete.
     
    Mit den Füßen zur Tür lag mitten auf dem Sektionstisch eine vielleicht 20 -jährige nackte Frau. Ihre Beine waren gespreizt. Unter ihren Kopf hatte jemand ein zusammengefaltetes Bettlaken gelegt, sodass es aus der Ferne schien, als schaue die Frau jeden, der den Raum betrat, mit ihrem starren dunklen Blick an.
    In ihre Scheide hatte der Täter einen Besenstiel gerammt und dabei den Unterleib der Leiche aufgerissen. ‹Der muss mit dem Besen regelrecht in der Frau rumgestochert haben›, schoss es Steenhoff durch den Kopf. Ekel und Entsetzen stiegen in ihm auf. Schnell schob er die Gefühle beiseite. Sie würden ihn bei den Ermittlungen nur behindern.
    Offenbar hatte sich der Täter längere Zeit mit der Leiche beschäftigt. In der Bauchdecke der Frau entdeckte Steenhoff einen vielleicht vier, fünf Zentimeter tiefen Schnitt, der wie ein großes V aussah.
    «Das sieht ja aus wie ein Victoryzeichen»,

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