Gedenke deiner Taten
ihre eigene.
»Ich wollte ihn nicht umbringen, Katie«, schluchzte Lana. »Es war ein Unfall.«
»Nein, Großmutter, es war Notwehr. Du hast um dein Leben gekämpft. Es war nicht deine Schuld.«
Lana blickte sie dankbar an, und Kate brach in Tränen aus.
»Mein Liebling, du musst es ihr erklären«, sagte Lana. »Bitte, Kate, sie muss es verstehen.«
»Ja«, sagte Kate, »das werde ich tun.«
Ehrlich gesagt wusste Kate nicht, ob sie Birdie dazu bringen konnte, Lanas Verhalten zu verstehen. Sie ließ den Kopf in den weichen, warmen Schoß der Großmutter sinken. Sie begann dahinzutreiben, der Schmerz ließ nach. Sie sehnte sich danach, lange zu schlafen. Aber nein, das durfte sie nicht. Sie wurde gebraucht. Worum ging es noch?
»Katherine Elizabeth Burke, mach sofort die Augen auf!«
Lana war verschwunden, dafür stand Birdie in der Tür. Sie sah ernst und streng drein. Kate setzte sich mühsam auf, der Traum begann zu schwinden, und die Wirklichkeit kehrte nach und nach zurück. Musste ihre Mutter immer so verdammt unhöflich sein?
»Katherine, ich bin deine Mutter. Du tust, was ich sage.«
Und Kate, das brave Mädchen, gehorchte.
ZWEIUNDDREISSIG
C helsea«, sagte Kate.
Erschreckt richtete sie sich auf, nur um den Kopf gleich wieder unter Stöhnen in die Hände sinken zu lassen. Emily wich zurück und stellte sich neben die Tür. Sie fühlte sich der Szene, den Anwesenden und sich selbst seltsam entfremdet. Wo war Dean? Die Angst ballte sich in ihrem Magen zusammen, durchströmte ihren Körper wie Gift. Draußen war es immer noch dunkel. Ging die Sonne jemals wieder auf? Dann würde sich hoffentlich alles zum Guten wenden.
»Chelsea und Lulu sind in der Hütte«, sagte Kate. »Ich habe sie zum Funkgerät geschickt. Ich muss sie holen.«
Die Hütte. Hatte Dean nicht gesagt, der Safe befinde sich dort? Emily wollte die Frauen warnen, ihnen sagen, dass Brad möglicherweise auf dem Weg dorthin war, aber sie schwieg.
»Wer war der Mann?«, fragte Birdie. »Das war doch nicht der Kerl, mit dem Sie hergekommen sind?«
Emily brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass Birdie mit ihr sprach. Statt zu antworten, fragte sie Kate:
»Wo ist er?« Kate und Dean waren zusammen losgegangen, und Kate war allein zurückgekommen. Hatte Dean ihr seinen Namen verraten? »Mein … Verlobter. Wo ist er?«
Birdie hob die Waffe und ging forsch auf Emily zu.
»Sie verraten uns jetzt auf der Stelle, was hier vor sich geht, verdammt nochmal! Wir alle schweben in Gefahr, Sie auch. Wer war dieser Mann?«
»Er hat Ihren Freund erschossen«, sagte Kate. Sie hatte sich aufgerappelt und hielt sich an den hohen Barhockern fest. Sie war blass und zittrig, ihr T-Shirt blutverschmiert. »Was will er von uns?«
Emily hatte es nicht sofort verstanden. Brad sollte Dean erschossen haben?
»Er will nur Geld«, sagte sie. »Er glaubt, es gäbe hier irgendwo einen Safe. In der Hütte.«
»Die Hütte«, wiederholte Kate und sah Emily entsetzt an. Emily wollte alles beichten. Sie wollte die Frauen um Verständnis anflehen, aber sie wusste, sie hatte nichts zu erwarten.
»Warum haben Sie das getan?«, fragte Birdie. Sie war unsagbar traurig. »Warum müssen Sie uns ins Unglück stürzen?«
Emily wusste keine Antwort. Sie wollte niemanden unglücklich machen, sondern hatte sich nichts weiter gewünscht, als endlich an den einzigen Ort zurückzukommen, an dem sie sich geborgen und geliebt gefühlt hatte. Sie hatte sich nach dem hübschen Haus mit dem Windspiel gesehnt, nach der frischen Luft, deren Duft an Parfum erinnerte, nach dem unvergleichlich blauen Himmel. Wollte man sie dafür bestrafen?
Anstatt zu antworten, drehte sie sich um und rannte aus dem Haus. Sie hatte weder vor dem Gewitter Angst noch vor Brad. Sie hörte die Tür hinter sich zufallen, spürte das Holz und dann die Steine unter ihren Sohlen. Sie wollte zum Boot zurück. Bestimmt wartete Dean dort auf sie. Dass Kate gesagt hatte, er sei erschossen worden, hatte sie vergessen. Sie hatte es komplett verdrängt.
Aber als sie sich dem Boot näherte, sah sie jemand am Strand liegen. Sie wollte sich nicht eingestehen, dass es Dean war, der dort allein im Regen lag, aber sie kniete sich neben ihn. Er war schon kalt, sein Gesicht weiß und reglos. Er hielt sich die Arme vor den blutüberströmten Bauch, aber sein Gesicht sah friedlich aus. Der Regen hatte sich zu einem Nieseln abgeschwächt. Emily hörte einen Bootsmotor.
»Dean«, sagte sie, »Dean, Liebling, tu das
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