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Gedenke deiner Taten

Gedenke deiner Taten

Titel: Gedenke deiner Taten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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als sie sich umdrehte, sah sie, dass die Maklerin in der Tür stand und sie beobachtete. Und direkt vor ihnen stand das verbeulte Auto, die Seitenscheibe war heruntergekurbelt, und Brad ließ die Hand herausbaumeln, in der er eine brennende Zigarette hielt. Ein seltsames Gefühl beschlich Emily, eine Angst, nicht mehr vor und nicht mehr zurück zu können. Kein passender Moment für gute Nachrichten. Sie fragte sich, ob der Moment jemals kommen würde.

FÜNF
    Liebe Kate,
    das Wetter auf Heart Island ist kühl. Dieses Jahr ist das Wasser nicht wirklich warm geworden. Bitte packe passende Kleidung ein. Hat Sean beim Kajakfahren überhaupt Fortschritte gemacht? Ich hoffe, wir können einen Ausflug machen, ohne dass am Ende jemand aus dem Wasser gezogen werden muss.
    Wie ich hörte, haben Brendan und Chelsea sich über den mangelnden Fernsehempfang beschwert. Daran hat sich leider nichts geändert. Vielleicht bringst du einen tragbaren DVD -Player mit, um die beiden bei Laune zu halten. Immerhin haben wir inzwischen Handyempfang, was Chelsea freuen dürfte. Aus unerklärlichen Gründen ist der Empfang recht unzuverlässig. Aber besser als gar nichts.
    Morgen fahre ich zum letzten Mal einkaufen. Falls ihr besondere Wünsche habt, solltest du mich unverzüglich informieren. Andernfalls habt ihr Pech gehabt. Wir möchten unnötige Fahrten zum Festland vermeiden. Das Menü für die nächste Woche ist in Stein gemeißelt, wenn du dich jetzt nicht mehr äußerst. Ist Chelsea immer noch Halb-Vegetarierin? Isst Brendan überhaupt etwas anderes als Makkaroni mit Käse? Wie du weißt, können wir hier auf Heart Island keine gehobenen Ansprüche erfüllen. Ich hoffe, die Kinder werden umso mehr Verständnis dafür aufbringen, je älter sie werden. Wobei ich da wenig optimistisch bin, wenn ich an Theodore und dich denke … ha ha!
    Kate überflog den Rest der E-Mail ihrer Mutter und musste den Impuls niederringen, sich im Bett zu verkriechen. So war es fast immer. Unterstellungen und Anklagen, verpackt in Koseworte, als Scherz getarnte Spitzen – Kate fühlte sich jedes Mal wie ausgelaugt.
    Deine Mutter ist eine professionelle Heckenschützin, sagte Sean. Man spürt, dass man getroffen wurde, aber man weiß nicht, aus welcher Richtung. Man bleibt einfach liegen und verblutet.
    Kate fragte sich, warum Birdie sich genötigt sah, zu zielen und zu schießen. Sprach Kate sie darauf an, antwortete sie: »Ach Kate, nun sei nicht so empfindlich!« Der perfekte Doppelschlag: Zuerst verletzt man jemanden, und dann legt man sein Schmerzgeheul als Charakterschwäche aus. Konnte Kate es ihrem Bruder übelnehmen, wenn er nicht mitkam? Nein, sie durfte ihm nicht böse sein. Sie ärgerte sich über sich selbst.
    »Gehen wir dieses Jahr wieder zelten?«, fragte Brendan.
    Kate zuckte zusammen. Sie saß an ihrem Schreibtisch, mit dem Rücken zur Tür – schlechtes Fengshui. Wer mit dem Rücken zur Tür saß, kehrte sich, energetisch betrachtet, von neuen Geschäftsmöglichkeiten ab. Außerdem erlaubte man seinen Feinden, sich von hinten anzuschleichen. Zumindest laut einem Fengshui-Experten in einem Magazin für ein einfacheres Leben. Kate sah es ein, war aber noch nicht dazu gekommen, die Möbel umzustellen. Wieso war es so kompliziert und anstrengend, sein Leben zu vereinfachen? Warum hatte sie nie Zeit dafür?
    »Keine Ahnung«, sagte sie. Sie klickte die E-Mail weg und drehte sich um.
    Kate zeltete nur ungern. Sie fand es albern, im Wald zu übernachten, wenn man in einem gemütlichen Bett schlafen konnte. Wozu sollte das gut sein? Nur, um draußen zu sein? Viele Leute würden sonst was für ein Dach über dem Kopf geben.
    »Mal sehen, ob das Wetter mitspielt«, sagte sie. Sie versuchte, fröhlich zu klingen.
    »Was ist?«, fragte Brendan.
    Beide Kinder hatten feine Antennen für Kates Launen. Sie schaffte es nicht, sie zu verbergen. Manchmal war sie froh darüber, schließlich wollte sie vor den Kindern keine Geheimnisse haben. Dann wiederum mussten nicht immerzu alle mitbekommen, was sie gerade dachte, oder?
    »Nichts«, antwortete sie.
    »Du lügst«, sagte ihr Sohn. Er ließ sich auf das Sofa neben dem Schreibtisch fallen und legte die Füße auf die Kissen. Selbst aus der Entfernung konnte sie sehen, wie geschwollen sein Knöchel war. Die Haut war dunkellila verfärbt.
    Brendan war wie ein kleiner Panzer, stämmig und stark und praktisch unverwundbar. Im Laufe seines kurzen Lebens hatte er es auf eine beachtliche Anzahl von Stunts und

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