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Gedenke deiner Taten

Gedenke deiner Taten

Titel: Gedenke deiner Taten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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ging oder kleinere Erledigungen machte. Er war intelligent und einigermaßen verlässlich. Außerdem wäre er wohl kaum in der Lage, in einer knappen halben Stunde allzu viel Unsinn anzurichten, vor allem wenn der Fernseher lief. Kate fühlte sich trotzdem nicht wohl.
    »Ja, und in zwanzig Minuten bestellst du Pizza«, sagte sie. »Vergiss es nicht.«
    Die Chancen, dass er sich erinnerte, lagen bei fünfzig-fünfzig. Sie machte sicherheitshalber lieber einen Kontrollanruf. Heute Abend begannen sie dann mit dem Packen. Morgen würde sie noch schnell ein paar Einkäufe tätigen und versuchen, die übervollen Koffer zu schließen. Es gab sicher Streit, was sie mitnehmen sollten. Sonntagmorgen saßen sie dann endlich im Auto und fuhren Richtung Norden. Kate versuchte, sich zu erinnern, wie sich Reisefieber anfühlte. Es gelang ihr nicht. Ehrlich gesagt fühlte sie nichts als Angst.
    Was für ein Reinfall. Zunächst war Chelsea aufgeregt gewesen. Sie nippte an ihrem Erdbeer-Bananen-Smoothie und fragte sich, wann er endlich kam und ob er so hübsch war wie auf dem Foto. Vorfreude war immer noch die schönste Freude.
    Sie warteten. In der Luft hing schwerer Zimtduft, und sie wurden ganz nervös, sobald sich jemand näherte, der Adam von Weitem ähnelte. Aber in dem scheinbar endlosen Strom aus Müttern, Kindern und Jugendlichen, die den Nachmittag freiwillig im Einkaufszentrum verbrachten, konnten sie keinen Adam ausmachen. Ein paar Jungen mit zerrissener Jeans und Stachelfrisur sahen dem Jungen auf dem Foto ähnlich, aber einer hatte eine Tätowierung, der Nächste ein Nasenpiercing, und letztendlich wagte Chelsea es nicht, ihnen zuzuwinken. Ihre Aufregung verflog.
    Lulu hatte ihr versprochen, sich zurückzuhalten, sollte Adam tatsächlich auftauchen. Außerdem war sie unsterblich in Conner Lange verliebt, der sie ständig anrief. Lulu hoffte, dass er sie zum Schulball im Herbst einlud. Sie stand auf Sportler, nicht auf Indies und Punks. Chelsea stand nicht auf Sportler. Sie konnte Mannschaftssport nichts abgewinnen und fragte sich, warum die Leute sich massenhaft dafür begeisterten. Sie mochte Jungen mit Sinn für Kunst und Musik, die viel lasen und sich für Gedichte interessierten.
    »Nur deswegen findest du keinen Freund«, sagte Lulu. »So was interessiert doch niemanden.«
    »Doch«, widersprach Chelsea. Ihren Vater interessierte es sehr. Und Adam McKee vielleicht auch, zumindest sah er so aus.
    »Manche«, sagte Lulu, »aber die sind Streber. Oder schwul.«
    Chelsea hatte keine Lust zu streiten und lenkte das Gespräch auf Lulus verbesserungswürdige Algebra-Zensur. Chelsea wollte ihr nach dem Urlaub helfen, wenn Lulu ihr versprach, mehr für die Schule zu tun und weniger Zeit mit Facebook zu verplempern.
    »Die Insel«, sagte Lulu. Sie leerte ihr Mineralwasser. Nie im Leben würde sie einen Smoothie trinken. »Ihr fahrt wieder hin?«
    »Familienurlaub«, sagte Chelsea. »Wie jedes Jahr.«
    »Und was soll ich, bitte schön, den ganzen Sommer ohne dich machen?« Lulu zielte mit der Wasserflasche und traf den Mülleimer.
    »Die Schule fängt in einer Woche wieder an«, sagte Chelsea.
    »Ja.« Lulu sah ein bisschen traurig aus, und Chelsea bekam ein schlechtes Gewissen. Noch nie hatte sie Lulu, die schon oft mit Chelseas Familie verreist war, auf die Insel eingeladen. Aber Heart Island war etwas anderes. Irgendwie konnte sich Chelsea Lulu dort nicht vorstellen.
    Lulu hatte nicht viele Freundinnen. Chelsea wusste, warum – Lulu war sexy und boshaft. Eine ungute Kombination. Die meisten Mädchen konnten sie nicht leiden. Chelsea fragte sich nie, warum sie sich von Lulus Schönheit nicht einschüchtern ließ oder warum Lulu nie gemein zu ihr war. Sie hatte keine Erinnerung an die Zeit vor Lulu.
    »Es ist spät«, sagte Chelsea. Ein letztes Mal ließ sie den Blick über den Gastronomiebereich schweifen, das riesige Herz des Einkaufszentrums. Alle Arterien mündeten in dieses brodelnde Zentrum, wo die Leute sich mit Essen vollstopften. Ihre Mutter fand das ekelhaft. Chelsea blickte von einem Tisch zum anderen. Kein Adam McKee weit und breit. Sie war enttäuscht und gleichzeitig erleichtert. »Er kommt nicht.«
    Lulu schaute auf die Uhr und nickte.
    »Tja.« Für gewöhnlich hätte sie an dieser Stelle etwas Fieses über ihn gesagt. Dass er ein Loser sei oder ein armer Schlucker, weil er eine öffentliche Schule besuchte. Aber seltsamerweise hielt sie den Mund. Chelsea warf einen Blick auf ihren Account bei Facebook. Adam

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