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Gedenke deiner Taten

Gedenke deiner Taten

Titel: Gedenke deiner Taten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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ihr heraus, so wie beim letzten Treffen mit ihrer Mutter. Emily konnte nicht anders, als ihrem Kummer und Zorn lautstark Ausdruck zu verleihen. »Du hast unser Leben zerstört. Du hast alles kaputtgemacht. Wie konntest du nur? Ich habe dich geliebt!«
    »Emily!«
    Wutentbrannt trommelte sie auf seine Brust ein. Sie schrie, dass sie von einem besseren Leben geträumt habe, dass sie ihn nicht mehr verstehen könne, dass sie zusammen alles hätten erreichen können. Der Regen prasselte auf sie nieder, und Blitz und Donner schienen in ihre Tirade mit einzufallen. Dean blieb teilnahmslos stehen, bis sie erschöpft aufgab, ihre Arme kraftlos herunterhingen und sie sich schluchzend an ihn lehnte. Sie fühlte, wie er die Arme um sie legte.
    »Es tut mir leid, Em«, sagte er immer wieder, »es tut mir so leid.«
    »Ich bin schwanger«, heulte sie plötzlich auf. Und weil es ihr vorkam, als wären die Worte falsch und zu wenig aussagekräftig, fügte sie hinzu: »Ich bin schwanger mit deinem Kind!«
    Er umarmte sie mit aller Kraft, und sie spürte, dass auch er zitterte. Zuerst dachte sie, er würde kichern. Aber dann merkte sie, dass er weinte. So standen sie da, vom Regen durchweicht, während die Wellen an den Anleger und die Hafenmauer klatschten und die Boote gegen die Planken schlugen. Sie hätten sich nie mehr bewegt, wenn Emily in der Dunkelheit nicht eine Gestalt entdeckt hätte. Ein großer Mann eilte mit schnellen Schritten auf sie zu.
    »Dean«, flüsterte sie, »da kommt jemand.«
    Dean wirbelte herum und zog die Pistole. Als der andere Mann vor ihnen stand, drehte sich Emily der Magen um. Seine Augenpartie und das Kinn waren blauschwarz angelaufen, das Haar klebte ihm in Strähnen im Gesicht. Sein Blick war noch genauso leer, sein freudloses Lächeln genauso gierig. Als er die Leiche und die gezogene Waffe sah, blieb Brad abrupt stehen.
    »Du warst immer schon dumm wie Brot, Dean. Du hättest mir nicht erzählen dürfen, wo der Yachthafen liegt. Ich hätte euch nie gefunden.«
    »Brad.« Dean hob die freie Hand. »Du hättest meine Freundin nicht anrühren dürfen.«
    »Du hast ihm davon erzählt?«, fragte Emily. Das konnte nicht wahr sein. »Wann?«
    »Sei ruhig«, zischte er sie an.
    Doch sein schuldbewusster, wütender Gesichtsausdruck sprach Bände. Es hatte von vornherein festgestanden, dass sie hierherfahren würden. Dean hatte diesen Plan zusammen mit Brad ausgeheckt. In diesem Moment verspürte sie einen unsagbaren Hass auf sich selbst, weil sie einen Lügner liebte, Carol hintergangen und ein unschuldiger junger Mensch wegen ihr sein Leben verloren hatte. Sie hatte den Fehler begangen, ihre Träume mit Dean zu teilen und ihm von der Insel zu erzählen. Und nachdem er ihr schon fast alles genommen hatte, entriss er ihr das Letzte, was ihr noch lieb war. Doch sie verdiente es, alles zu verlieren.
    »Wo ist das Geld?«, fragte Brad. »Ich will nur meinen Anteil.«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete Dean, »du hast uns in die Scheiße geritten, Mann. Dass wir andere verletzen, war nicht abgesprochen.«
    »Gib ihm das Geld«, flüsterte Emily. »Nun ist es auch egal.«
    »Das ist alles, was wir haben«, zischte Dean. Er hatte Recht. Sie hatten nur noch die fünftausend Dollar.
    Brad war schnell – zu schnell für Dean. Er stürzte sich auf Dean, die Pistole fiel zu Boden und rutschte auf das schwarze Wasser zu. Brad setzte zu einem Hechtsprung an, Dean hinterher. Emily fing zu schreien an.
    »Hört auf! Sofort aufhören!«
    Sie schaute sich um.
    »Hilfe«, schrie sie, »hilft uns denn keiner?«
    Warum kam niemand? Warum war nichts zu sehen als die schwarzen Bergsilhouetten ringsum? Der Regen war so laut, dass er alle Geräusche verschluckte.
    Während die Männer miteinander rangen, kam Emily die Idee, wegzulaufen und sie ihrem Schicksal zu überlassen. Wieder einmal war ein Moment gekommen, in dem sie die Wahl hatte, und diesmal traf sie die richtige Entscheidung. Sie würde so lange rennen, bis sie auf Menschen stieß und sich stellen konnte. Sie wich zurück. Sobald sie festen Boden unter ihren Füßen spürte, drehte sie sich um und lief los.
    Erst als sie den Schuss hörte, blieb sie wie angewurzelt stehen. Der Knall war so laut, dass der Regen für einen kurzen Moment auszusetzen schien. Emily duckte sich hinter einen roten Toyota. Sie kauerte sich auf den nassen Kies und schnappte nach Luft. Dann hörte sie Schritte.
    »Emily«, säuselte er mit widerlich süßer Stimme, »oh, Emily!«
    Von ihrem

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