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Gedenke deiner Taten

Gedenke deiner Taten

Titel: Gedenke deiner Taten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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Versteck aus konnte sie sehen, dass Brad die Pistole an Deans Schläfe hielt. »Mein alter Kumpel Dean hat mir erzählt, dass deine Familie reich ist, stinkreich. Dass dein Daddy viel, viel Geld hat.«
    Emily musste würgen. Sie schlug sich eine Hand vor den Mund.
    »Er sagt, da wäre viel Geld auf der Insel und jede Menge Schmuck.«
    Emily stand auf, obwohl sie wusste, es wäre das Klügste, im Versteck auszuharren und bei der nächstbesten Gelegenheit weiterzulaufen.
    »Das stimmt nicht«, rief sie. »Das ist gelogen.«
    Sie wusste tatsächlich nichts davon, und nie hatte sie Dean gegenüber Andeutungen in dieser Richtung gemacht. Sie hatte davon gesprochen, dass es auf der Insel unschätzbare Reichtümer gab, aber damit hatte sie Schmetterlinge und Sonnenuntergänge gemeint, verklärte Erinnerungen und wilde Blumen. Hatte er sie missverstanden? War er so oberflächlich, dass er ihre Worte falsch aufgefasst hatte?
    Brad kam näher, Dean im Schwitzkasten und die Waffe in der Hand. Dean klammerte sich an Brads Unterarm fest und brachte keinen Ton heraus. Er strampelte und trat nach Brad, traf ihn aber nicht.
    »Dean zieht seit Längerem Erkundigungen über Heart Island ein. So wie er das Restaurant ausspioniert hat, in dem du gearbeitet hast. Er weiß mehr über die Insel als du.«
    Dean wollte ihr alles nehmen. Er wollte ihr Leben zerstören. Emily versuchte nicht mehr, die Tränen zurückzuhalten.
    »Wozu sollte irgendjemand Geld oder Schmuck auf der Insel horten?«, fragte sie. Mein Gott, die beiden waren Idioten – dumme, gemeine, gedankenlose Idioten. »Die Insel ist nur im Sommer bewohnt. Den größten Teil des Jahres steht das Haus leer.«
    Brad schien nachzudenken. Dean stieß ein Gurgeln aus und versuchte immer noch, sich aus Brads Umklammerung zu befreien.
    »Wer weiß schon, wo die Reichen ihr Geld aufbewahren«, sagte Brad trotzig.
    »Auf der Bank «, platzte es aus Emily heraus, »damit solche Irren wie ihr es nicht stehlen können!«
    »In der Hütte gibt es einen Safe«, sagte Dean unter Mühen. »Ich habe es in einem Buch gelesen: Schöne Häuser der Adirondacks oder so ähnlich.«
    »Halt den Mund, Dean«, sagte Emily. Dean war ein Dummkopf. Von welchem Buch sprach er? Auf der Insel gab es keine »Hütte«.
    Brad kicherte boshaft, so als habe er sie der Lüge überführt. Trotzdem wirkte er ein bisschen verunsichert.
    »Ich kann dich gut leiden, Emily. Ich will weder deinen Freund noch die Leute auf der Insel töten. Aber du weißt, dass ich dazu imstande bin.«
    Der Mann vom Anleger hatte gesagt, die Burkes seien immer noch auf der Insel. Hatte er Recht, war sie nur durch eine kurze Bootsfahrt von ihrem Vater getrennt?
    »Und falls du glaubst, ich würde den Weg nicht kennen – ich kenne ihn! Wir haben alles von langer Hand geplant, nicht wahr, Dean?«
    »Der Sturm«, sagte Emily matt. »Die Wellen sind zu hoch.«
    »Dean und ich sind auf Booten aufgewachsen«, sagte Brad, »wusstest du das nicht? Hat Dean dir nicht erzählt, wie lange wir uns schon kennen? Glaub mir, von Stürmen hast du keine Ahnung, solange du nicht ein Gewitter in Florida erlebt hast.«
    Emily sah sie drei von oben, ein trauriges Dreieck aus bitteren Fehlern und bösen Absichten. Sie wog verschiedene Möglichkeiten ab. Was konnte, was wollte sie tun? Aber ihr Kopf war vollkommen leer. Es gab keinen Ausweg mehr, sie konnte nur noch den Weg weitergehen, den sie eingeschlagen hatte. Sie durfte nicht weglaufen und Heart Island den beiden überlassen, insbesondere Brad nicht. Nein, sie musste sie begleiten. Sie musste retten, was zu retten war. Und tief in ihrem Herzen versteckte sich vielleicht ein kleines Mädchen, das, auch wenn es absurd klang und gefährlich war, fest daran glaubte, endlich nach Hause zurückzukehren.
    »Das Mädchen hat auf mich nicht den Eindruck einer Geisel gemacht«, sagte Jones Cooper.
    »Wir haben das Videomaterial gesichtet«, sagte Special Agent Eliza Griffin. Sie war viel zu jung für den Polizeidienst. Als Jones sie zum ersten Mal gesehen hatte, dachte er, ihr Vater habe sie zur Arbeit mitgebracht. Seit wann stellte das FBI Jugendliche ein? »Die haben sie schreiend aus dem Lokal geschleppt.«
    »Tja«, sagte Jones, »dann muss seitdem so einiges passiert sein.«
    Jones Cooper ärgerte sich vor allem über den Verlust seines SUV . Der Wagen gefiel ihm, er war abbezahlt und in gutem Zustand. Außerdem beschlich ihn das Gefühl, nicht genug getan zu haben, um die beiden am Wegfahren zu

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