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Gedenke deiner Taten

Gedenke deiner Taten

Titel: Gedenke deiner Taten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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er sich in völlig neuen Dimensionen.«
    Jones konnte das Mädchen nicht vergessen. Wieso hatte sie sich auf so einen Typen eingelassen? Wenn er mehr Zeit gehabt und dieser Junkie nicht mit der Waffe gefuchtelt hätte, wäre es ihm gelungen, die Kleine zum Aufgeben zu überreden. Sie hatte nach einem Ausweg gesucht, das hatte er gespürt. Seine Frau Maggie würde ihn auslachen. Wieder mal eine Lady in Not. Da kannst du einfach nicht widerstehen, selbst wenn sie dein Auto klauen will.
    »Und Sie konnten nicht in Erfahrung bringen, wohin sie wollten?«
    Das hatte sie bereits zwei Mal gefragt.
    »Nein«, sagte Jones, »aber ich würde auf Norden tippen.«
    »Wir werden es bald wissen«, sagte Chuck Ferrigno. Seit Jones’ Pensionierung vor knapp zwei Jahren leitete er das Hollows Police Department. Er hatte in der Ecke gesessen und auf seinen Blackberry eingetippt. »LoJack sagt, sie sind noch bei der Ortung. Sie geben uns innerhalb der nächsten Stunde Bescheid.«
    »Sie haben den Wagen vor vier Stunden gestohlen. Sicher haben sie ihn inzwischen stehen lassen«, sagte Jones.
    Hauptsächlich deswegen hatte er nicht um den Ford Explorer gekämpft. Er hatte den Transponder im letzten Jahr einbauen lassen, als er seine Privatdetektivlizenz erwarb. Möglicherweise brauchte er das Gerät. Schließlich sah doch so die Arbeit eines Detektivs aus, oder? Aber seit sechs Monaten hatte er keine Aufträge mehr angenommen, sah man von gelegentlichen Einsätzen als Berater für das chronisch unterbesetzte Hollows Police Department ab. Im letzten Jahr hatte er zwei alte Fälle neu aufgerollt.
    »Und wenn schon«, sagte Agent Griffin. »Auf jeden Fall kommen wir ihnen so nah wie seit zwei Tagen nicht.«
    Sie stand auf und streckte die Hand aus. »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Mr. Cooper. Und dafür, dass Sie Ruhe bewahrt haben.«
    Jones erhob sich und schüttelte ihre Hand. Ihr Händedruck war kräftig, aber ihre zarten, schlanken Finger fühlten sich zerbrechlich an.
    »Ich bin mir sicher, dass man die beiden zur Aufgabe überreden könnte«, sagte er. »Besonders das Mädchen.«
    »Mr. Cooper«, entgegnete sie wie eine Lehrerin, »diese Leute haben einen bewaffneten Raubüberfall mit einem Toten und einer Schwerverletzten begangen. Wir werden sie stellen, so oder so.«
    Selbstgefällig plusterte sie sich auf. Es wäre Jones ein Leichtes gewesen, ihr einen Dämpfer zu verpassen, aber das brachte er nicht übers Herz.
    »Natürlich«, sagte er und hob beschwichtigend die Hand.
    »Detective Ferrigno, bitte geben Sie den Mitarbeitern von LoJack meine Handynummer. Sie sollen mich anrufen.« Sie sammelte die Unterlagen ein und presste sie an die Brust. »Ich werde auf dem Parkplatz mit dem FBI -Team auf die Ortungsdaten warten.«
    »Okay«, sagte Chuck. »Kann nicht mehr lange dauern.«
    Sie ging hinaus und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
    »Mein Gott, waren wir jemals so jung und dumm?«, fragte Chuck.
    »Nein«, sagte Jones und lächelte den Freund an. »Wir waren schon immer, was wir heute sind – Genies.«
    »Habe ich mir gedacht«, sagte Chuck und rieb sich die Stirn. Bei jeder Begegnung hatte Jones den Eindruck, dass er weniger Haare und einen größeren Bauchumfang hatte. Dieser Job war schlecht für die Gesundheit.
    »Bringst du mich nach Hause?«, fragte Jones.
    Chuck zog die Augenbrauen hoch.
    »Du willst nicht bleiben?«
    In Wahrheit hatte Jones zurzeit praktisch kein Zuhause. Maggie fuhr ihren Sohn Ricky zurück zum College. Jones überlegte und setzte sich wieder hin. Er hatte in diesem Verhörraum schon unzählige Stunden verbracht. Und heute war er zum ersten Mal als Zeuge hier.
    »Klar«, sagte er und spürte den altbekannten Nervenkitzel, »warum nicht.«
    »Ich frage mich, was mit dem anderen Typen passiert ist«, sagte Chuck und klopfte mit dem Kugelschreiber auf die Tischplatte.
    »Brad Campbell«, sagte Jones.
    »Ein übles Kaliber. Hast du seine Vorstrafen gesehen?«
    »Ja.« Bewaffneter Raubüberfall, Körperverletzung, versuchte Vergewaltigung, Autodiebstahl – die Liste der Strafanzeigen war endlos. Dass einer wie er frei herumlief, sprach nicht gerade für die Justiz. Ein Mann wie Campbell brachte irgendwann jemanden um, wurde selbst umgebracht oder für immer eingesperrt.
    »Der Junge hatte aufgeplatzte Fingerknöchel«, sagte Jones. »Vermutlich hat ein Kampf stattgefunden, so wie Agent Griffin gesagt hat.«
    »Weißt du«, sagte Chuck, »ich hoffe, die drei haben sich in aller Freundschaft

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