Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
wieder tiefes Schweigen,
    Nur einz'le Tropfen fallen sacht
    Von Blättern jetzt und Zweigen;
    Und leis nur durch die Wipfel zieht
    Von Zeit zu Zeit ein Klagelied
    Um die geliebten Toten.
     
    Am Waldrand, in des Gartens Näh',
    Ist eine off'ne Stelle:
    Es glitzert dort, halb Teich, halb See,
    Im Mondlicht jetzt die Welle;
    Viel Erlen stehn am Uferrand
    Und wo die Welle küßt den Sand,
    Da sprießen blaue Blumen.
     
    Und hier im duft'gen Wiesengrund,
    Wo Wald und See sich grüßen,
    Da sitzt die schöne Rosamund'
    Den Erlen jetzt zu Füßen;
    Es ruht ihr Haupt auf feuchtem Moos,
    Und ach, ihr Aug' ist tränenlos
    Von vielem, vielem Weinen.
     
    Wohin sie blickt, da wächst ihr Weh
    Vor ihres Glückes Zeugen:
    Nur tiefer müssen Wald und See
    Die Tiefgebeugte beugen;
    Und hier, wo Schwur um Schwur erscholl,
    Durchzuckt sie's nun verzweiflungsvoll:
    »Belogen und betrogen!«
     
    Gen Himmel starrt ihr blaß Gesicht;
    Dann, mit erhobnen Armen,
    Ruft laut sie: »Gott, ich trag' es nicht –
    Ach, üb' ein mild Erbarmen!«
    Und alsobald, an tiefster Stell',
    Auf Sees mondbestrahlter Well',
    Treibt still die Lebensmüde.
     
    Wie blond Gelock der Wasserfee
    Durchfurcht ihr Haar die Fluten,
    Und wie sie treibt, da scheint ihr Weh
    Sich schmerzlos zu verbluten;
    Im Tod versöhnt mit ihrem Leid,
    Spricht still sie: »Dein in Ewigkeit!«
    Und sinkt dann in die Tiefe.
     
    Am dritten Tag, auf Malv' und Mohn,
    Da liegt in Sarges Grunde,
    Mit Wangen, deren Rot entflohn,
    Die schöne Rosamunde;
    Um ihre Lippen spielt es mild,
    Und wie ein lächelnd Kindesbild
    Schläft ihren Schlaf die Tote.
     
    Zu Seiten ihr, ohn' Unterlaß
    Und auf und ab im Saale,
    Schwingt Knabenhand das Weihrauchfaß,
    Gemäß dem Rituale;
    Zu Häupten liest – gebückt und alt,
    Von härenem Gewand umwallt –
    Der Priester seine Messen.
     
    Zu Füßen aber, schattengroß
    Im Abendsonnenscheine,
    Steht König Heinrich, regungslos,
    Gleich einem Bild von Steine;
    Sein Aug' ist starr, doch durch sein Herz
    Zieht dieses Lebens höchster Schmerz:
    Der Schmerz um alles Leben.
     

Bannockburn
     
    Robert Bruces Ansprache vor der Schlacht
     
    24. Juni 1314
     
    (Nach Robert Burns)
     
    Schotten, schwört und tretet her.
    Wallace führt euch nimmermehr,
    Aber
ich
zu Ruhm und Ehr',
    Oder auch zum Tode.
     
    Drüben Englands ganze Macht.
    Nutzt die Stunde. Noch vor Nacht
    Ist geschlagen unsre Schlacht.
    England, England, wahre dich.
     
    Ist ein Sklav' in unsren Reih'n?
    Drängten Feige sich hinein?
    Will wer Schelm und Schurke sein?
    Schurke, Schelm, steh' auf und flieh'.
     
    Wer für Schottlands Thron und Erben
    Mit dem Schwerte wagt zu werben,
    Frei will leben, frei will sterben,
    Tret' heran und steh' zu
mir
.
     
    Unsre Kinder aus den Ketten
    Brit'scher Tyrannei zu retten,
    Woll'n wir in den Tod uns betten –
    Unsre Söhne seien frei.
     
    Heut der Knechtschaft letzter Tag.
    Unserer schott'schen Schwerter Schlag
    Englands Heer vernichten mag.
    Laßt uns frei sein oder fall'n.
     
     

Archibald Douglas
     
    »Ich hab' es getragen sieben Jahr
    Und ich kann es nicht tragen mehr,
    Wo immer die Welt am schönsten war,
    Da war sie öd' und leer.
     
    Ich will hintreten vor sein Gesicht
    In dieser Knechtsgestalt,
    Er kann meine Bitte versagen nicht,
    Ich bin ja worden alt.
     
    Und trüg' er noch den alten Groll,
    Frisch wie am ersten Tag,
    So komme, was da kommen soll,
    Und komme, was da mag.«
     
    Graf Douglas spricht's. Am Weg ein Stein
    Lud ihn zu harter Ruh,
    Er sah in Wald und Feld hinein,
    Die Augen fielen ihm zu.
     
    Er trug einen Harnisch, rostig und schwer,
    Darüber ein Pilgerkleid –
    Da horch, vom Waldrand scholl es her.
    Wie von Hörnern und Jagdgeleit.
     
    Und Kies und Staub aufwirbelte dicht,
    Her jagte Meut' und Mann,
    Und ehe der Graf sich aufgericht't,
    Waren Roß und Reiter heran.
     
    König Jakob saß auf hohem Roß,
    Graf Douglas grüßte tief,
    Dem König das Blut in die Wange schoß,
    Der Douglas aber rief:
     
    »König Jakob, schaue mich gnädig an
    Und höre mich in Geduld,
    Was meine Brüder dir angetan,
    Es war nicht meine Schuld.
     
    Denk nicht an den alten Douglas-Neid,
    Der trotzig dich bekriegt,
    Denk lieber an deine Kinderzeit,
    Wo ich dich auf den Knien gewiegt.
     
    Denk lieber zurück an Stirling-Schloß,
    Wo ich Spielzeug dir geschnitzt,
    Dich gehoben auf deines Vaters Roß
    Und Pfeile dir zugespitzt.
     
    Denk lieber zurück an Linlithgow,
    An den See und den Vogelherd,
    Wo ich dich fischen und jagen froh
    Und

Weitere Kostenlose Bücher