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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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spricht: »Gott Ehr' und Preis! «
    Drei Tage kommen und gehen, die Steine sind nicht mehr weiß,
    Die Steine sind schwarz verhangen, eine Leiter muß Treppe sein,
    Zwei lächelnde Augen sprechen:
Diese
Stufen sind mein.
    Sie neigt sich vor dem Volke: »Gott segne die Königin!«
    Sie neigt sich zum Gebete: »Mein Heiland, nimm mich hin!«
    Sie neiget sich zum dritten – da war das Beil bereit – –
    Lady Gray trägt ihren Purpur an Anna Bulens Seit.
     

Maria Stuart
     
    (Romanzen-Zyklus)
     
    Ich habe menschlich, jugendlich gefehlt,
    Die Macht verführte mich, ich hab' es nicht
    Verheimlicht und verborgen, falschen Schein
    Hab' ich verschmäht mit königlichem Freimut.
    Das Ärgste weiß die Welt von mir, und ich
    Kann sagen, ich bin besser als mein Ruf.

1. Maria Stuarts Weihe
     
    Schloß Holyrood ist öd' und still,
    Der Nachtwind nur durchpfeift es schrill,
    Es klirrt kein Sporn in Hof und Hall',
    Nur finstres Schweigen überall.
     
    Da plötzlich schwebt, in luft'gem Gang,
    Ein hohes Weib die Hall' entlang:
    Ihr klares Aug' strahlt ewig-jung
    Vom Feuer der Begeisterung.
     
    Zu Häupten ihr glüht Sternenschein,
    Ihr Haar ist gold – wer mag sie sein?
    Sie kommt und bringt ihr Angebind
    Im Saale drin dem Königskind.
     
    Das Königskind, das heißt
Marie
;
    Wie Liedeszauber umklingt es sie,
    Als, neigend über die Wiege sich,
    Die
Muse
spricht: »Ich weihe dich!«
     
    Sie sprach es kaum, da – still und stumm
    Entschwebet schon sie wiederum,
    Und lachend schlüpfen lust'ge zwei
    Jetzt in die Tür, an ihr vorbei.
     
    Die eine trägt zu buntem Tand
    Einen Pfauenfächer in blitzender Hand,
    Es knistert die Seide, es bauscht ihr Kleid,
    Das war die Dame
Eitelkeit.
     
    Die andre, frech und üppig gar,
    Trägt langes, aufgelöstes Haar,
    Ihr Aug' ist schwarz, nackt ihre Brust,
    Das war die Dirne
Sinnenlust
.
     
    Sie neigen beide zur Wiege sich
    Und kichern hell: »Wir weihen dich!«
    Da huscht, und ihre Wang' erblaßt,
    Rasch in den Saal ein dritter Gast.
     
    Wie Schatten schleicht er an der Wand,
    Sein Kleid ist rot, rot seine Hand,
    Er schaut sich um, sein Auge sticht,
    Und messerscharf ist sein Gesicht.
     
    Er neigt sich jetzt und spricht das Wort:
    »Ich weihe dich zu Blut und Mord!«
    Auf schreit im Schlaf das Königskind,
    Und heller draußen pfeift der Wind.
     
    Der Gast ist fort, doch her und hin
    Wirft banger Traum die Schläferin.
    Geweiht fürs Leben schlummert sie,
    Die schöne schottische Marie.
     
     
2. David Rizzio
    Herr Darnley reitet in den Wald, Lord Ruthven ihm zur Seite;
    Herr Darnley spricht: »Was frommt es mir, daß in den Lenz ich reite?
    Ich ritt hinaus, ein Schreckgespenst mir aus dem Sinn zu schlagen,
    Ihr aber, Ruthven, hastet Euch, ins Feuer Öl zu tragen.«
    Lord Ruthven streicht den roten Bart, als sei er des zufrieden,
    Er schweigt und denkt nur: ›Wenn es heiß, soll man das Eisen schmieden‹;
    Seit an Marias Ohr er frech ein Liebeswort verloren,
    Hat er der schönen Königin im Herzen Haß geschworen.
    Er spricht kein Wort, beredter spricht sein Lächeln jetzt und Schweigen,
    Er sieht, von Schritt zu Schritt, das Blut in Darnleys Wange steigen;
    Der
ruft: »Sing aus dein Rabenlied, und spricht's wie deine Blicke,
    Verdamm mich Gott, wenn ich den Fant nicht in die Hölle schicke! «
    Lord Ruthven streicht den roten Bart; in heuchelndem Erstaunen
    Spricht er: »Mein König zweifelt noch an dem, was alle raunen,
    Er weiß nicht, was ein jeder weiß von Schottlands Königsstuhle,
    Daß Heinrich Darnleys ehlich Weib des David Rizzio Buhle!«
    Herr Darnley kehrt gen Edinburg, er hält vor seinem Schlosse:
    »Lord Ruthven – spricht er – so's beliebt,
bleibt
Ihr mein Jagdgenosse,
    Der Fuchs ist schlau, doch bärg' er sich in
ihres
Kleides Falten,
    Ich jag' ihn auf, noch heute nacht will meinen Schwur ich halten.«
     
    Es glänzt der festgeschmückte Saal von Rittern wohl und Frauen,
    Vor allen ist Maria doch als Königin zu schauen,
    Sie läßt die Zeit bei Spiel und Tanz in raschem Flug enteilen,
    Und nur ihr Gatte zögert noch, des Festes Lust zu teilen.
    Die Kerzen und die Wangen glühn vor Freuden um die Wette,
    Es schreitet an Lord Seytons Hand Maria zum Bankette,
    Der Becher schäumt, Maria winkt, ein Saitenspiel zu bringen,
    Ihr Liebling Rizzio nimmt es hin und hebet an zu singen:
    Der König zog in finstrem Sinn
    Hinaus mit seinem Trosse;
    Nach blickt die schöne Königin
    Dem Reiter und dem Rosse.
     
    Und als des Waldes Laub und Moos
    Den König kaum

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