Gedichte (Ausgabe 1898)
sich und
seine
Welt vergißt,
Daß rings die Welt ein droh'nder Krater ist, –
Sag an, wenn jener Schreckenszeit Gestalten
Bluthochzeit wieder in den Gassen halten,
Bist
du's
dann, der das losgelaßne Tier
Voll Ruh' empfängt, des Sieges sicher schier,
Und eh's in Blut sich voll und satt geschlürft,
Das Fangseil rasch ihm übern Nacken wirft, –
Bist
du's? – Du schweigst. Der Kaiser aber spricht
Von seiner Wand herab: Du bist es
nicht!
Der alte Fritz
(Zur Enthüllungsfeier des Friedrich-Denkmals
im August 1851)
Bist endlich da! Gott sei's geklagt,
Hast lange warten lassen;
Nun lehr' uns wieder, unverzagt
Den Feind beim Schopfe fassen,
Den Feind in Ost, den Feind in West,
Die Feinde drauß und drinnen,
Zerreiß die Netze dicht und fest,
Womit sie uns umspinnen.
Blitz' nur herab von deiner Wacht,
Solch Wächter mag uns taugen:
Wir brauchen wieder, Tag und Nacht,
Die Alten-Fritzen-Augen;
Blitz' nur herab! und wenn im Nu
Die Schleicher du erraten,
Dann heb den Stock und droh: »Du, du!«
Wie weiland dem Kroaten.
Blitz' nur herab von deiner Wacht;
Und wenn uns Feinde spotten,
Pandurentum und Slawenmacht
Sich rings zusammenrotten,
Dann, dir zu Füßen, weck' und wink'
Dem alten Leibhusaren
Und sprich: »He, Zieten, sattl' Er flink,
Wir woll'n mal drunter fahren.«
Vor allem aber blitz' ins Herz
Den Lenkern und den Leitern,
Sei du das Vorgebirg von Erz,
Dran ihre Ängste scheitern;
Ruf ihnen zu: »
Mein
war der Mut,
Dies Preußen aufzurichten,
Es tut nicht gut, es tut nicht gut
Solch Zagen und Verzichten.
Wohl, angesichts von meinem Schloß,
Mag ich hier droben wohnen,
Doch gilt's mein Volk
– mit Mann und Roß
Einschmelzt mich zu Kanonen;
Wohl thron' ich hier auf sichrem Sitz,
Mein Schimmel selbst ward erzen,
Doch sichrer thront der alte Fritz
In alten Preußenherzen.«
Zum 8. Februar 1858
(Einzug der Prinzessin Viktoria)
Du schiedst aus schönem Lande
(O schau nicht bang zurück),
Du löstest alte Bande
Zu neuer Liebe Glück;
Von Trepp- und Fensterstufen,
Von Dächern allerwärts
Begrüßt dich Jubelrufen,
Begrüßt dich unser Herz.
Nicht lieh uns ihren Segen
Verschwendrisch die Natur,
Schlicht, einfach allerwegen,
Gab sie das Nöt'ge nur.
Doch ob uns wenig bliebe,
In einem sind wir reich:
An Ehre, Treu und Liebe
Sind wir den Besten gleich.
Oft wohl durch unsre Tore,
Nach nie-gesuchtem Krieg,
Zog ein im Waffenchore
Der allerschönste Sieg;
Doch was uns je beschieden,
Heut ist es schöner da;
In
Segen
und in
Frieden
Kamst du, Viktoria!
»Du Adlerland«
(Preußenlied zum 13. Mai 1861)
Du Adlerland, das seiner Schwingen Ränder
Links in den Rhein, rechts in den Njemen taucht,
Du Zukunftsland, du Hoffnung deutscher Länder,
Das, um zu siegen, nur zu
wollen
braucht –
Zu Flügen, höhern, vollern,
Raff auf dich, Land der Zollern,
Non soli cedo trägst du auf der Brust,
Drum
aufwärts
, Preußen, sei dein selbst bewußt.
Aus kleinem Anfang bist du aufgesprossen,
Du letztes Glied an deutschen Reiches Rumpf,
Du (einst der Spott beglückterer Genossen),
Du stiegst empor aus Wald und Sand und Sumpf;
Gott hat dich aufgerichtet,
Sumpf, Wald, sie sind gelichtet,
Ein drang die
Sonne
, und der Sonnenschein
Schuf Land aus Sumpf, die
Sonne
mußt' es sein.
Ja, heller Sonnenschein hat dich geboren:
Gewissensfreiheit, Mut, Gesetz und Recht,
O gib die alte Triebkraft nicht verloren,
Vermach sie neu dem kommenden Geschlecht –
Von deinen Edelsteinen
Aufopfre keinen, keinen,
Vor allem doch in Schild und Krone dein
Des
Rechtes
Demant halte blank und rein.
So vieles fällt (es kommt zu spät die Reue),
Du glücklich Land, so Gott will, stehest fest,
Du stehest fest, weil noch in alter Treue
Dein Fürst, dein Volk, keins von dem andern läßt;
So war's in alten Tagen,
So sei's bei neuem Wagen,
Dann komm', was mag, ob Ost, ob Westen droh',
Der letzte Trumpf bleibt
Leipzig, Waterloo.
Nur Eintracht siegt! o wahr dich vor dem Hadern,
Doch freue dich wettstreitender Partei'n,
Sie lockern nicht, sie festigen die Quadern,
Sind
Lebens
-Klammern um den toten Stein,
Aus Freiheit und aus Treue
Sprießt immer Sieg aufs neue.
»
Sei frei, sei treu!
« solch Banner in der Hand,
Wirst siegen du, du deutsches Zukunftsland.
Königgrätz
(Prolog, gesprochen am 12. Juli 1866)
Sie höhnten uns, sie glaubten es zu dürfen;
Was Langmut war, sie nahmen's hin
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