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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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rot.
     
    Sie fielen nicht auf ehrlichem Feld,
    Sie fielen, wo der Drei-Baum stand;
    Der Würger ging von Tür zu Tür,
    Und ein Schrei ging über Northumberland.
     
     
2. Percys Tod
    »Mein Dach ist der Himmel seit manchem Tag,
    Mein Lager zur Nacht des Waldes Streu:
    Zu William Douglas will ich gehn,
    Sein Schloß ist fest, sein Herz ist treu.
     
    Als einst er floh, wie jetzt ich flieh',
    Da fand er Schutz am Herde mein:
    Die Douglas waren immer treu,
    Auch William Douglas muß es sein.«
     
    Graf Percy spricht's. Sein müdes Roß,
    Er treibt es an mit Sporn und Schlag;
    Er reitet gen Lochleven-Schloß
    Und hält davor am dritten Tag.
     
    Die Brücke rasselt niederwärts,
    Graf Percy tritt zur Hall' hinein;
    Graf Douglas spricht: »Willkomm, willkomm!«
    Und reicht ihm Hand und reicht ihm Wein.
     
    Es geht der Tag, die Monde gehn;
    Am Fenster rüttelt Herbsteswind,
    Des Percy Herz wird bang und schwer,
    Er denkt an Weib und denkt an Kind.
     
    Graf Douglas sitzt zu Seiten ihm
    Und ruft ihm zu: »Was trübt dich so?
    Wir fahren morgen über See,
    Lord Murray jagt bei Linlithgow.
     
    Und bist du krank, so heil' dein Herz
    Durch grünen Wald und raschen Ritt;
    Zudem, ich gab dem Lord mein Wort,
    Du wärst dabei, du jagtest mit.«
     
    Der Douglas spricht's. Graf Percy drauf:
    »Du gabst dein Wort, – ich bin bereit!
    Und ritt'st du bis zum heil'gen Grab,
    Ich ritte mit an deiner Seit'.«
     
    Er spricht's und reicht ihm rasch die Hand;
    Rot wird des Douglas bleich Gesicht,
    Er senkt sein Aug' und geht hinaus.
    Maria Douglas aber spricht:
     
    »Hab acht! mein Bruder spinnt Verrat;
    Unstet seit lang' sein Auge rollt;
    Das macht, er hat verkauft die Treu',
    Verkauft um englisch Sündengold.
     
    Er führt dich nicht nach Linlithgow,
    Er führt dich, wo Schloß Berwick ragt;
    Nach
England geht's
; wohl gibt es Jagd,
    Du bist es
selbst
, auf den man jagt.
     
    Bleib hier und sprich: ›du seiest krank!‹
    So helf mit Gott ich dir hindurch
    Und führ' dich, auf verborgnem Pfad,
    Durch Wald und Nacht nach Edinburg.
     
    Und bring' dich zu Lord Hamilton,
    Das ist ein echter Schotten-Lord,
    Der ließ wohl lieber Land und Leib,
    Als daß er ließ von seinem Wort.«
     
    Graf Percy hört's, sein Aug' wird feucht,
    Er spricht: »Schwer trifft mich Gottes Hand,
    So vielen Freunden bracht' ich Tod,
    Dem letzten bring' ich Schimpf und Schand'.
     
    Ich hab' gedacht: es sei vorbei,
    Und hab' gedacht: das Maß sei voll;
    Weh mir, daß Schlimmres nun als Tod
    Auf Freundes Haupt ich laden soll.
     
    Die Treue bring' ich in Verdacht,
    Sie sei nicht treu, sei falsches Spiel;
    Ich trage Fluch in jedes Haus –
    Es ist zuviel, es ist zuviel.
     
    Und sprichst du auch: Hab acht, hab acht!
    Ich sprech' doch nur: Halt ein, halt ein!
    Die Douglas waren immer treu,
    Auch William Douglas muß es sein.«
     
    Graf Percy spricht's. Die Lady drauf:
    »Und schätzest du mein Wort gering,
    Komm mit mir an den Leven-See,
    Und schau hinein durch diesen Ring.
     
    Den Ring mir meine Mutter gab,
    Die konnte Wind und Wald verstehn,
    Und blickst du auf des Sees Grund,
    So wirst du deine Zukunft sehn.
     
    Komm mit, komm mit! und willst du nicht,
    Und glaubst du nicht, Gefahr sei nah,
    So gib mir deinen Diener mit,
    Der mag dir sagen, was er sah.«
     
    James Swinnard mit der Lady ging,
    Sie kamen an den Leven-See;
    James Swinnard spricht: »Das sind von York
    Die Türme, die ich drunten seh'!
     
    Doch, Lady, sprich, auf offnem Platz
    Was soll von Brettern das Gerüst?«
    »Das ist der Altar, drauf dein Herr
    Zum letzten Mal den Heiland küßt.«
     
    »Und, Lady, sprich, wer steht dabei,
    Gehüllt in Mantel, schwarz und dicht?«
    »Das ist von York der Lord-Wardein,
    Der deinem Herrn das Stäbchen bricht.«
     
    »Und, Lady, sprich, wer steht dabei,
    Gehüllt in Mantel, rot wie Blut?«
    »Das ist von York der Meister Hans,
    Der deinem Herrn das Letzte tut.«
     
    James Swinnard trat vor seinen Herrn,
    Er sah ihn an und weinte laut;
    Er sprach: »Bleib hier, mein teurer Lord,
    Ich hab' nichts Gutes da geschaut.«
     
    Er schwieg. Graf Percy aber schnell:
    »Und kostet's Leben mir und Leib,
    Ich bau' auf Mann und Manneswort
    Und nicht auf Spuk und Zauberweib.
     
    Und wär's kein Spuk und würd' es wahr,
    Ich spräche doch: 's ist Trug und Schein,
    Die Douglas waren immer treu,
    Auch William Douglas muß es sein.«
     
    Der Morgen kam, der Wind war gut,
    Die Pfeife rief: an Bord, an Bord!
    Man stieg zu Schiff – James Swinnard auch,
    Der ließ

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