Gedrillt
fliegst?«
»Warum wir fliegen«, verbesserte mich Dicky. »Du mußt einfach mitkommen, Bernard. Ganz gleich, was für Vorbehalte du gegen meine Seitensprünge haben magst … nein, nein.« Er hob die Hand, wie um meine Einwürfe abzuwehren, obwohl ich mich tatsächlich nicht geregt hatte. »Nein, ich verstehe deine Einwände. Es liegt mir fern, irgend jemand dazu überreden zu wollen, etwas gegen sein Gewissen zu tun. Du kennst doch meine diesbezüglichen Anschauungen.«
»Ich habe nicht gesagt, daß es gegen mein Gewissen ist.«
»Aha!«
»Es ist nicht gegen mein Gewissen, aber es verstößt gegen das deutsche Recht. Das alte deutsche Gesetz, nach dem Inzest strafrechtlich verfolgt wird, findet noch immer Anwendung, wenn ein Mann Ehebruch mit der eigenen Schwägerin begeht.«
»Das ist mir ganz neu«, sagte Dicky, der, zu Recht, argwöhnte, daß ich die historische Klausel in diesem Augenblick erst frei erfunden hätte. »Bist du da sicher?«
Ich drehte mich leicht zu dem Telefon auf seinem Tisch und sagte: »Ich kann jemand aus der Rechtsabteilung bitten, dir den Text herauszusuchen.«
»Nein«, sagte Dicky. »Laß das einstweilen. Ich gehe vielleicht nachher selber mal runter und sehe deswegen nach.«
Ich sagte: »Du hast mir noch nicht erklärt, weshalb ich mitkommen muß.«
»Nach Berlin? Es wurde angeordnet, daß du, ich und Frank
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Harrington ein Palaver in Groß B veranstalten, um irgendwelches Zeug durchzugehen, das die Amerikaner wollen.«
»Hat das nicht Zeit?«
»Eine schriftliche Anordnung des Direktors
höchstpersönlich liegt vor. Und die duldet keinen Aufschub, Gunga Din.«
»Und du nimmst Tessa mit?«
»Ja, sie hat diese Prämientickets, die die Fluggesellschaften Erster-Klasse-Passagieren geben, die viel fliegen. Wenn sie jetzt keinen Gebrauch davon macht, verfallen sie.«
»Du brauchst also für ihren Flug nicht zu zahlen?«
»Die Gelegenheit war einfach zu günstig.«
»Du hast vermutlich recht.«
»Ich hätte jemanden wie Tessa heiraten sollen, nehme ich an«, sagte Dicky.
Es war auffallend, daß er also nicht auf Tessas einmalige Reize scharf war, sondern auf jemanden in ihrer Kategorie. Ob Daphne dieser nicht angehörte, weil es ihr an Intelligenz oder an Reichtum oder Schönheit oder Schick oder Charme oder aber an sexueller Leistungsfähigkeit mangelte, blieb undifferenziert.
»Tessa ist schon verheiratet«, sagte ich.
»Sei nicht so spießig, Bernard. Tessa ist eine erwachsene Frau. Sie hat Verstand genug, solche Entscheidungen für sich selbst zu treffen.«
»Wann soll denn das Palaver stattfinden?«
»Mit dem genauen Termin tut Frank sich schwer. Er muß ihn ja irgendwo zwischen seinem Golfspiel und seinen Bridge-Sitzungen und seinen Ausflügen mit den Kumpels von der Armee einschieben.«
»Du hast die Zimmer also schon reserviert?«
»Die Hotels sind zu dieser Jahreszeit immer so voll«, sagte Dicky.
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Ich hörte den rechtfertigenden Ton dieser Feststellung und fragte weiter: »Hast du die Zimmer vielleicht in meinem Namen reserviert?«
»Ja …« Für einen Augenblick wand er sich in Verlegenheit, erholte sich aber schnell. »Ich habe gesagt, wir wüßten noch nicht genau, wer die Suite schließlich benützen würde. Im Grunde war klar, daß ich im Namen einer Firma reserviert habe.«
Ich war verdammt zornig, aber Dicky hatte seine Karten so geschickt ausgespielt wie gewöhnlich. Ich konnte mir nichts vorstellen, worüber ich mich hätte beschweren können, das Dicky nicht wegzudiskutieren imstande gewesen wäre. »Wann fliegen wir?«
»Freitag. Tessa will unbedingt eine blöde Oper hören, die nur an diesem Abend aufgeführt wird. Pinky besorgt die Karten. Ich hoffe, daß wir uns schon am Freitag nachmittag zu einem vorbereitenden Gespräch mit Frank und seinen Leuten treffen können. Montag abend sollten wir mit allem fertig sein.
Spätestens am Dienstag abend.«
Wieder ein Wochenende ohne Gloria und die Kinder. Dicky sah mein Gesicht und sagte: »Für das verlorene Wochenende kannst du nachher ein paar Tage Urlaub machen.«
»Ja, natürlich«, sagte ich, obwohl es kein großes Vergnügen sein würde, das Unkraut im Garten zu überwachen und mir selbst das Mittagessen zu kochen, während die Kinder in der Schule waren und Gloria im Büro schuftete.
»Du bist neuerdings immer ziemlich schlechter Laune«, sagte Dicky, während er sich den Rest des Kaffees eingoß.
»Laß sie nicht mit dir durchgehen. Ich sage das zu deinem eigenen
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