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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Bernard.
    Nein!«
    »Was denn?«
    »Du kommst mit. Du wohnst bei Tante Lisl, aber praktisch wirst du in der Hotelsuite mit Tessa Zusammensein.«
    »Praktisch? Wenn ich dich recht verstehe, willst praktisch doch wohl gerade du mit Tessa Zusammensein, stimmt’s?«
    »Ich bin nicht in der Stimmung, mich von dir veräppeln zu lassen«, bellte er. Doch dann fiel ihm ein, daß ich in seiner merkwürdigen Inszenierung ja eine wichtige Rolle spielen sollte, und er wurde wieder ruhig und freundlich. »Du beziehst

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    also offiziell das Hotelzimmer. Okay?« Er stand neben dem am Boden ausgestreckten Löwenfell und gab nun dem Kopf einen freundschaftlichen kleinen Tritt mit der Spitze seines Lackschuhs. Er war schon immer tierlieb gewesen. Ich sagte:
    »Wenn du nur den Schein wahren willst, warum steigst du nicht unter einem angenommenen Namen im Kempinski ab?«
    Er reagierte beleidigt. »Weil ich das nicht will«, sagte er.
    »Oder läßt dir von Werner ein Zimmer bei Lisl geben?« Ich betrachtete sein Gesicht mit Interesse. Nicht einmal Lisl selbst würde ihr Hotel als besonders geeignet für Schäferstündchen einstufen.
    »Jesus Christus! Bist du wahnsinnig?« Ich bemerkte nun, daß er nervös war. Er hatte Angst, vom Empfangschef eines großen Hotels irgendwie so bloßgestellt zu werden, daß er nicht nur als Ehebrecher, sondern als stümperhafter Ehebrecher dastand. Wenn ihm das passierte, würde Tessa ihm seine Lage sicherlich nicht leichter machen. Vielmehr würde sie seine Verlegenheit in vollen Zügen auskosten. »Lisl«, sagte er. »Wie du darauf kommst!«
    Er kaute an einem Nagel. Ich nehme an, dieser Zug hätte mich bei Dicky nicht überraschen sollen. Mir war schon längst aufgefallen, daß Frauenhelden wie er oft ungeschickt und verlegen sind, wenn es darum geht, die praktischen Details ihrer Eskapaden zu organisieren: Hotel-Reservierungen, Flugtickets, Leihwagen. Der Mann, der sich in seinem Club coram publico seiner Taten rühmt, macht oft die absurdesten Anstrengungen, um die Pförtner, die Kellner, das Zimmermädchen zu täuschen. Vielleicht machen sie’s gerade deshalb. »Na schön«, sagte ich.
    »Das willst du also auch nicht.« Er schnitt mir das Wort ab.
    Er war nicht gewillt, mir eine negative Antwort zuzugestehen.
    Dicky war ein Großmeister in der Kunst, den Leuten Zugeständnisse abzupressen. Jetzt würde er mich weichmachen: mit einem Dauerregen unbestreitbarer

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    Platitüden. »Deine Schwägerin ist eine der bemerkenswertesten Frauen, die ich je getroffen habe. Glorreich, Bernard.«
    »Ja«, sagte ich.
    Er schenkte mir Kaffee nach, ohne zu fragen, ob ich noch welchen wollte. Sahne desgleichen. »Und natürlich deine Frau«, fügte er hinzu. »Zwei wahrhaft außerordentliche Frauen: intelligent, schön und von bezwingendem Zauber.«
    »Ja«, sagte ich.
    »Selbstverständlich hat Fiona den falschen Weg
    eingeschlagen. Aber das kann jedem passieren.« Für Dickys sonstige Einstellung war das eine erstaunlich verständnisvolle Haltung gegenüber menschlichen Schwächen. Vielleicht las er diesen Gedanken in meinem Gesicht, denn er fügte gleich hinzu: »Oder fast jedem.«
    »Ja, fast jedem.«
    »Daphne ist auch erstaunlich«, sagte Dicky, doch machte er diese fernere anerkennende Erwähnung mit spürbar geringerem Nachdruck. »Kreativ, künstlerisch.«
    »Und fleißig«, sagte ich.
    Dessen war er sich nicht so sicher. »Naja, vermutlich arbeitet sie wirklich viel.«
    »Daphne war gut in Form neulich am Abend«, sagte ich.
    »Habe ich euch eigentlich für die Einladung schon gedankt?«
    »Gloria hat geschrieben.«
    »Ach, gut.«
    »Ich wünschte mir, ich könnte Daphne die Unterstützung und Ermutigung zukommen lassen, die sie braucht«, sagte Dicky. »Aber sie lebt in den Wolken.« Er sah mich an. Ich nickte. Er sagte: »Die Künstler sind alle so. Kreativ. Im Einklang mit der Natur. Aber die Leute um sie herum haben’s nicht leicht mit ihnen.«
    »Ach, wirklich? Auf welche Weise? Ich meine, in Daphnes Fall.«
    »Wirklich glücklich ist sie nur, wenn sie malt. Das hat sie

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    mir selbst gesagt. Sie braucht Zeit für sich. Sie verbringt Stunden um Stunden in ihrem Atelier. Ich ermutige sie natürlich dazu. Das ist ja das wenigste, was ich für sie tun kann.«
    »Daß Tessa Zeit für sich braucht, wird dir nicht passieren«, sagte ich.
    Er lächelte nervös. »Nein. Tessa ist wie ich: ein durch und durch geselliges Tier.«
    »Darf ich fragen, warum du nach Berlin

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