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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Besten.«
    »Du bist sehr rücksichtsvoll, Dicky.«
    »Ich kann dich nicht verstehen«, beharrte Dicky. »Da hast du dieses entzückende Geschöpf, das dich anbetet, und trotzdem läufst du mit langem Gesicht herum. Was fehlt dir?

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    Sag mir, Bernard, was ist eigentlich los?« Obwohl die Wörter wie Fragen angeordnet waren, ließ doch Dickys Ton keinen Zweifel daran, daß er keine Antwort wünschte.
    Ich nickte. Das war bei Dicky das Beste. Wie die Japaner formulierte er seine Fragen in Erwartung bejahender Antworten.
    »All dein Grübeln kann Fiona nicht zurückholen. Du mußt dich zusammenreißen, Bernard.« Er lächelte mir zu, als wolle er sagen: »Kopf hoch!«
    Ich hatte nicht übel Lust, Dicky genau zu erzählen, was ich von ihm hielt und von seinem Plan, mich dabei mitwirken zu lassen, daß er George Hörner aufsetzte, aber er hätte die Gründe meines Zorns gar nicht verstanden. Ich nickte und ging.
    Nach dem Dienst fuhr ich mit Gloria heimwärts, aber nicht auf geradem Weg in die Balaklava Road. Sie sagte, sie wolle sich noch ein paar Kleider aus dem Hause ihrer Eltern holen.
    Der wahre Grund unseres Abstechers war aber, daß sie den Eltern versprochen hatte, gelegentlich nach dem Haus zu sehen, während sie Urlaub machten. Glorias Eltern wohnten in einem eleganten, von Einbrechern oft heimgesuchten Vorort in der Nähe von Epsom, ein paar Stationen weiter als wir an der Southern-Railway-Pendlerstrecke.
    Die Kents – Glorias Eltern hatten nach der Flucht aus Ungarn ihren Familiennamen anglisiert – bewohnten eine im Neo-Tudor-Stil erbaute Villa mit Doppelfenstern und vier Schlafzimmern sowie einer kiesbestreuten Ein- und Ausfahrt, wo, selbst wenn ihre beiden Wagen dort geparkt waren, noch Platz war für den Tankwagen, der das Heizöl lieferte. An diesem Abend war die Zufahrt leer, die Wagen standen in der Garage. Glorias Eltern verbrachten zehn Tage in ihrem Ferienhaus in Spanien. Sie absolvierte das komplizierte Programm des Aufschließens der Türen und Abschaltens der Alarmanlage innerhalb der dafür vorgesehenen sechzig

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    Sekunden. Dann gingen wir hinein.
    Das Haus roch nach einem sirupartigen Parfüm, das an Veilchenduft erinnerte. Gloria sagte, die Zugehfrau der Eltern käme jeden Morgen und schamponiere systematisch die Teppiche. »Ich mache dir eine Tasse Kaffee«, schlug sie vor.
    Ich sagte ja. Es war interessant, sie in ihrem Elternhaus zu beobachten. Sie wurde dort eine andere Person: nicht schüchterner oder kindlicher, vielmehr war ihr anzumerken, daß sie sich als Stellvertreterin der Hauseigentümer fühlte, als wäre sie die Angestellte eines Immobilienmaklers, die das Haus einem potentiellen Käufer zu zeigen hätte.
    Wir saßen in der Küche. Sie war das Werk eines
    Innenarchitekten: Marie-Antoinette in ihrer rustikalsten Laune.
    Wir saßen auf unbequemen Hockern an einer Louis-Seize-Theke aus Kunststoff und sahen zu, wie der Kaffee aus der Maschine tropfte. Die Deckenbeleuchtung – fahl und blau –
    wurde von zwei summenden Neonröhren besorgt.
    Ich hatte Gelegenheit, sie zu beobachten. Den ganzen Tag über war sie warm und gutmütig gewesen wie immer. Es war fast, als hätte sie unseren gestrigen Zusammenstoß vergessen.
    Hatte sie aber nicht. Sie vergaß nie etwas. Wie schön sie war, mit all dieser Energie und Ausstrahlung, die ein Privileg der Jugend ist. Kein Wunder, daß mich Leute wie Dicky beneideten. Hätten sie gewußt, daß Fiona bald zurückkehren würde, hätten sie mich vielleicht noch mehr beneidet. Aber für mich war das ein elendes Dilemma. Ich konnte Gloria nicht ansehen, ohne mich zu fragen, ob ich fähig sein würde, die persönliche Krise zu bewältigen, die Fionas Rückkehr mit sich bringen würde. Der Plan, Fiona sechs Monate nach ihrer Rückkehr versteckt zu halten, machte das Problem noch unlösbarer. Und was sollte aus den Kindern werden?
    »Ich glaube, du hast mir überhaupt nicht zugehört«, hörte ich plötzlich Gloria sagen.
    »Aber natürlich habe ich«, und mit einem begeisterten

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    Ablenkungsmanöver setzte ich hinzu: »Habe ich dir schon erzählt, mit wem Dicky nach Berlin fliegt?«
    »Nein.« Ihre Augen waren weit offen. Sie schwang ihr blondes Haar zurück und hielt es fest, während sie sich so nahe zu mir herüberlehnte, daß ich die Wärme ihres Körpers spürte.
    Sie trug ein karmesinrotes Hemdkleid. An den meisten Frauen hätte das schrecklich ausgesehen, aber sie gab solchen bunten, billigen Sachen einen Schwung wie oft

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