Gefaehrlich begabt
werden dich töten. In Liebe, Josh
Sebastian schluckte schwer, er kämpfte mit sich. Sie berührte seinen Arm, aber er wandte sich sofort ab. »Wir sollten schnellstens verschwinden.«
Er schenkte Dany einen letzten Blick. Anna las Schuldgefühle in seinem Gesicht. Gefühle, die sie ihm nehmen konnte. Ein blutiger Pfad zeichnete seit Wochen ihren Weg. Wie sollte man da keine Schuld verspüren? Zudem war Schuld ein menschliches Gefühl. Oft genug hatte Sebastian auf der Reise bewiesen, dass der Magier in ihm vielleicht stärker hervorstach , als ihrer Ansicht nach nötig war, und Anna freute sich über jede Gefühlsregung, die die andere Seite von ihm entblößte.
Sebastian trat in den Flur und erlangte die Kontrolle seiner Gefühle zurück. Er atmete kurz durch und griff zur Klinke der Haustür.
»Alles in Ordnung?«, fragte Anna. Sie erwartete, dass er verneinte, aber er nickte.
»Das ist erst der Anfang, Anna. Wir sollten lernen, damit umzugehen.« Sebastian öffnete die Tür und wurde ohne Vorwarnung zurückgeschleudert. Er riss Anna mit sich und vergrub sie halb unter seinem Gewicht. Marla taumelte rückwärts und entkam stolpernd einem Sturz.
Sebastian sprang auf die Beine. Anna rappelte sich auf. Was war geschehen? Ihr Herz trommelte hysterisch, ihr Kopf dröhnte, weil sie am Boden aufgeschlagen war. Benommen nahm sie eine Gestalt in der Tür wahr. Ihr Blick klärte sich und der Schock fuhr in alle Glieder.
Josh Fingerless baute sich bedrohlich im Türrahmen auf. Sie kannte ihn nur von den Bildern der Engländer, trotzdem gab es keinen Zweifel. Die Fotos hatten es jedoch nicht geschafft, die Gefahr widerzuspiegeln, die von ihm ausging. Von wegen Schwiegermuttertraum. Jede Pore seines Körpers strahlte Zorn aus. Sein zierlicher Körper verblasste unter der Aura, die ihn umgab.
Sebastian erwartete einen Angriff. Er spannte sich an, bereitete sich darauf vor, zu reagieren. Oder zu agieren.
Josh beäugte sie belustigt. Er trug dieselbe Arroganz wie Kira in seinem Gesicht. »Bruderherz«, sagte er mit ironischem Grinsen auf den Lippen.
»Geh uns aus dem Weg, Josh«, zischte Sebastian. Er sträubte sich offensichtlich, seinem Bruder wehzutun.
»Niemand hätte gedacht, dass du so dumm sein wirst, zurückzukehren. Aber ich, ich wusste es besser.«
Marla griff nach Annas Jackenkragen. Sie hatte vor, zum Wohnzimmer zu gelangen, um die Wand zum Schutz zwischen sich und die Magier zu bringen.
Obwohl Josh Sebastian aus kalten Augen fixierte, entging es ihm nicht. Seine Attacke folgte unmittelbar.
Ein roter Blitz sauste auf sie zu, verfehlte Anna nur, weil Marla sie zu Boden stieß. Anna sog die Luft zwischen den Zähnen ein und stöhnte, als sie hart aufschlug. Sie kauerte sich zusammen, als sich ein wahres Farbenmeer über sie ergoss. Sebastian setzte zur Gegenwehr an. Blitze, Kugeln und Schwaden stoben durch den Gang. Flüche rasten über sie hinweg und wieder war es Marla, die für sie mitdachte und es schaffte, sie beide in Sicherheit zu bringen.
Nur knapp entkam Anna einem gelblichen Nebelwirbel, der ihr fast das Bein versengte. Außer Atem drückte sie sich an die Wohnzimmerwand. Marla lehnte neben ihr, die Augen geschlossen. Der hoffnungslose Anblick wirbelte die Verzweiflung auf. Sie riskierte einen Blick um die Ecke. Die kleine Dachgeschosswohnung flackerte bunt und hell auf, als hätte jemand ein Feuerwerk entzündet. Schwere Atem- und Kampfgeräusche drangen aus dem Gang. Anna biss sich wie so oft vor Angst auf die Unterlippe, bis sie blutete. Jeder Muskel in ihrem Körper schrie nach Flucht. Aber wie?
»Wir müssen hier raus«, sagte Marla, die wohl ähnlich dachte und sich offensichtlich gesammelt hatte.
»Wir können ihn doch nicht allein lassen«, wimmerte Anna und wusste, dass ihre Glieder ihr ohnehin nicht gehorchen würden.
»Wir können ihm nicht helfen und eine Chance hat er nur, wenn er nicht auch noch auf uns aufpassen muss.«
Ein blauer Fluch traf die Wohnzimmerschrankwand und sie kippte krachend zusammen. Das helle Holz begrub Danys leblosen Körper, Splitter regneten auf sie herab. Der ohrenbetäubende Lärm erweckte Tote.
»Komm«, zischte Marla energisch. Sie krabbelte zum Fenster und zog Anna hinter sich her. Marla öffnete das Fenster und deutete ihr an, vor ihr hinauszukriechen. Anna warf einen Blick zurück. Sie konnte Sebastian nicht helfen. Hoffentlich kam er mit dem Leben davon.
»Geh schon. Los!«
Annas Glieder wehrten sich krampfhaft, aber wenn sie alle draufgingen,
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