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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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gewartet.
    Marla und Sebastian fanden sich neben ihr ein. Lautlos und sehr, sehr langsam gingen sie gemeinsam über den Rasen auf die Straße.
    Die Feuerwehr hatte ihre Löscharbeiten noch nicht beendet. Das ausgebrannte Haus war eine Ruine. Das Feuer musste sich zu einem Großbrand ausgebreitet haben, noch immer stiegen leichte Rauchwolken aus den Fenstern. Wie war das geschehen? Was hatte Josh getan? Hoffentlich ging es den Bewohnern gut und sie hatten es unversehrt aus dem Haus geschafft. Sebastian schwieg weiterhin. Die Beamten schienen in ihre Arbeit vertieft, ignorierten sie glücklicherweise.
    »Ich weiß, wo wir ein Heiltalent finden könnten«, sagte Marla, die sich nach wenigen Schritten schon wieder atemlos an eine Hauswand lehnte.
    »Wo?«, fragte Sebastian.
    »Man munkelt, der Pfarrer der katholischen Kirche am Neumarkt hätte eine Gabe. Sicher weiß ich das aber nicht.«
    »Versuchen wir es. Da wird man uns wohl kaum vermuten.«
    »Nicht? Also, ich würde uns auf jeden Fall bei Heilern suchen. Und was ist, wenn der Beirat den Talentierten gesagt hat, dass sie uns suchen?«, sprudelte es aus Anna hinaus. Der Gedanke schoss ihr gerade durch den Kopf. Sie erwartete, dass sie von weit mehr als ein paar Halbengeln gejagt wurden.
    Sebastian schüttelte den Kopf. »Nein, die Gefahr, dass jemand die Wahrheit erfahren könnte, ist ihnen bestimmt zu groß. Wie weit ist es bis zum Neumarkt?«
    »Vielleicht fünf Kilometer.« Nur mit Not brachte Marla die Worte heraus. Sicher lief sie nicht einmal einen Kilometer, ihr fehlte die Kraft.
    »Wir brauchen ein Taxi oder so«, sagte Anna, ohne Marla aus den Augen zu lassen. Sie sorgte sich.
    Sebastian ging auf ein kleines, rotes Fahrzeug zu. Ein alter Ford Fiesta. Er musste noch nicht einmal Magie anwenden, um das Schloss zu öffnen. Seine körperliche Kraft reichte aus, um die alte Wagentür aufzureißen. Vielleicht war sie auch defekt. Anna half Marla auf den Vordersitz und nahm hinter ihr Platz. Das Auto startete laut. Ängstlich sah sie aus dem Fenster, ob sie vielleicht jemand beim Autodiebstahl erwischte. Doch sie konnte niemanden ausmachen.
    Marla hatte die Entfernung korrekt eingeschätzt. Nach ungefähr fünf Kilometern lenkte Sebastian den Wagen auf einen Parkplatz. Sie mussten nur noch ein paar Meter laufen. Er half Marla über den Platz, Anna trottete ihnen hinterher. Es kostete Kraft, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nach und nach kehrte das Blut zurück in die Glieder, ließ sie schwer werden.
    »Es ist Gottesdienst.«
    Marla deutete auf ein Schild, das angab, dass um 21.00 Uhr eine späte Predigt anstand. Sie hatte bereits begonnen, denn sie vernahmen das Gemurmel des Pfarrers. Nicht einmal auf die Uhrzeit hatte Anna im Wagen geachtet.
    »Na, umso besser. Gehen wir rein.«
    Marla betrat die Kirche als Erste. Sie riss sich zusammen und lief allein, ohne Sebastians Unterstützung. Sie folgten ihr möglichst unauffällig. Die Gemeinde warf ihnen Blicke zu, als sie die schwere Kirchentür schlossen. Das Geräusch hallte nach. Nur wenige Menschen besuchten den Gottesdienst um die Zeit, sie schenkten ihnen nur kurz Aufmerksamkeit. Die spärlich beleuchtete Kirche verdeckte ihren körperlichen Zustand. Der Pfarrer sah aus seiner Bibel auf, fuhr aber fort.
    Fast eine Stunde ließen sie Lieder, Geschichten und Gebete über sich ergehen, ehe sich die Kirche restlos leerte. Anna wagte endlich, den Kopf zu heben. Ihr Blick glitt durch die Reihen und sie musste sich eingestehen, dass die Kirche schön anmutete. Obwohl sie nicht zu den gläubigen Christen zählte, und mit Sicherheit auch jetzt keiner werden wollte, erkannte sie den Wert der Arbeit, die in der Einrichtung steckte.
    Sebastian erhob sich und trat auf den Gottesmann zu.
    »Was kann ich für dich tun, mein Sohn?« Ein schwaches Echo begleitete die Worte in dem hohen Gemäuer. Dass der Pfarrer Sebastian mit »mein Sohn« ansprach, klang seltsam, er sah nicht sonderlich älter aus.
    »Sind Sie Heiler?«, fragte er unverblümt.
    Erstaunt blickte der Pfarrer ihn an. »Woher wissen Sie das?«
    »Wir sind verletzt und brauchen Hilfe.«
    Eine Falte bildete sich auf der Stirn des Geistlichen. Schließlich nickte er. »Folgt mir.« Er wollte schon in einem Hinterzimmer verschwinden, aber Sebastian hielt ihn auf.
    »Unsere Freundin kann nicht aufstehen.«
    Der Pfarrer zog die Augenbrauen hoch, behielt aber die Frage für sich. Er folgte Sebastian durch die Reihen. »Was ist geschehen?«, fragte er mit sanfter

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