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Gefährlich nah

Titel: Gefährlich nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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nicht in Ordnung war, weil die Haustür offen stand. Sie war nicht nur unverschlossen, sondern stand sperrangelweit offen. Beim Anblick des umgeworfenen Tischchens im Flur hatte er gefürchtet, es könnten Einbrecher sein, bis er das Geschrei aus der Küche hörte.
    »Nein, es ist verdammt noch mal nicht in Ordnung, Peter«, hatte Lauren geschrien. »Wie diese fette, selbstgefällige Frau herumwatschelt und ihre Beule vorzeigt, als wäre sie die einzige Frau der Welt, die ein beschissenes Baby kriegt! Aber das ist sie nicht, was? Sie können alle Kinder kriegen. Und weißt du auch, warum, Peter? Weil
sie mit richtigen Männern verheiratet sind und nicht mit so verdammt nutzlosen Waschlappen wie mit dir.«
    Vielleicht waren das nicht die exakten Worte. Es war später alles zusammengesetzt worden aus dem, was Scott und Dad der Polizei erzählt hatten. Wahrscheinlich hatte es noch mehr Flüche gegeben. Mehr Beschimpfungen, die irgendwie verloren gegangen und von dem überdeckt worden waren, was als Nächstes geschehen war. Und Scott hatte wie erstarrt da im Flur gestanden und gehorcht und hatte nicht gewusst, was er tun sollte. Er war ja gerade mal neun. Wie hätte er es wissen sollen? Wie hätte er wissen sollen, wie schlimm es noch werden würde.
    Ein plötzliches heftiges Zittern von Scott holte Dee in die Gegenwart zurück. War er in Gedanken auch dort im Flur? Hatte er denselben Punkt in seiner Erinnerung erreicht? Oder war er irgendwo anders? Weiter? Oder zurück? Und wo immer er war, sollte sie versuchen, ihn da rauszuholen? Aber wie sollte sie das anstellen? Sie konnte es ja nicht einmal bei sich selbst. Schon schrillten Laurens nächste Worte in Dees Kopf.
    »Du hast es so geplant, nicht wahr, Peter?«
    Diese vollkommen verrückte Anschuldigung, die sie immer und immer wieder wiederholte.
    »Du hast es geplant, um mir wehzutun. Du wusstest, dass sie dort sein würden in dem Restaurant mit all ihren wunderbaren Neuigkeiten, nicht wahr? Na dann, komm endlich«, hatte sie gebrüllt und eine Flasche mit Champagner gegriffen, die noch von Weihnachten übrig war. »Lass uns feiern. Lass uns einen auf deine schmierigen
Freunde mitsamt ihren süßen kleinen Babys und ihren beschissenen heilen Familien trinken.«
    »Nicht, Lauren«, hatte Dad gesagt.
    Sie hielt den Hals der Flasche umklammert und wedelte mit ihr herum und schrie und schimpfte und merkte nicht, dass noch jemand zusah, dass Scott still und heimlich in die Küchentür getreten war. Dad beugte sich vor und versuchte, nach der Flasche zu greifen, aber als er dabei Scott erblickte, lenkte ihn das für einen kurzen Augenblick ab, und in diesem Moment geschah es.
    War es Absicht? Hatte Lauren Dad absichtlich geschlagen? Oder schleuderte sie nur wild und ziellos mit der Champagnerflasche durch die Gegend? Jedenfalls knallte der schwere Flaschenboden gegen Dads Stirn. Die Flasche brach noch nicht einmal dabei. Nicht in dem Moment. Aber die Wucht war so groß gewesen, dass Dad umkippte, gegen einen Stuhl krachte und auf den Boden stürzte, der Stuhl noch auf ihn drauf.
    In dem Augenblick hatte Scott zum ersten Mal aufgeschrien. Als er Dad so reglos dort liegen sah und das Blut in Strömen aus einer einzigen tiefen Platzwunde über seinem rechten Auge quoll. Durch Scotts Aufschrei erschreckt, fuhr Lauren herum und ließ die Flasche fallen, die auf dem Fliesenboden zersprang. Champagner spritzte überall herum, sodass Scott ausrutschte und sich den Knöchel verstauchte, als er an Lauren vorbeidrängte, um zu Dad zu kommen.
    »Er hat sich immer noch nicht bewegt«, hatte Scott bei einer seiner Befragungen durch die Polizei geschrien. »Sie
hat gesagt, es wäre ein Unfall. Sie hat immer wieder gesagt, es ist ein Unfall und dass sie ihn liebt. Aber er hat sich nicht bewegt. Ich dachte, er wäre tot!«
    Scott hatte sich aufgerappelt und tastete nach dem Handy in seiner Hosentasche. Aber es gelang ihm nicht, es hervorzuholen, denn Lauren hatte etwas aufgehoben. Die kaputte Flasche. Das größte und schärfste Stück. Damit stellte sie sich Scott in den Weg mit verschleiertem und doch wild entschlossenem Blick, so hatte Scott es beschrieben.
    »So als wäre da in ihrem Kopf eigentlich gar keiner, als wäre sie überhaupt kein Mensch mehr.«
    Und dann hatte sie zugestochen, mit dem rasiermesserscharfen Glas durch Scotts Sweatshirt geschnitten, es ihm in den Bauch und in die Brust gestoßen. Und währenddessen lag Dad bewusstlos da und konnte ihm nicht helfen.
    »Du wirst

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