Gefährlich schön - Crazy in Love 1 (German Edition)
verloren habe, noch geblieben war. Als wäre meine Welt nicht schon kaputt genug gewesen, bleiben mir jetzt nichts weiter als verblassende Erinnerungen. Das Haus sieht so aus, wie ich mich nach Bens Tod so lange gefühlt habe. Meine alten Wunden reißen auf, und das vertraute Gefühl der Hoffnungslosigkeit ist wieder da.
River sagt etwas, doch ich kann ihn nicht hören. Eine quälende Erinnerung an die schreckliche Zeit der vergangenen zwei Jahre drängt sich mir auf. Dunkle Wolken ziehen auf, bevor ich das unheimliche Gefühl wieder abschütteln kann. Die Zerstörung um mich herum macht meinen Kummer nur noch schlimmer. Alles ist zerstört. Alles, was mir von Ben und meinen Eltern geblieben war, hat man mir genommen. Die Erinnerungen verblassen ohnehin mit der Zeit, und jetzt sind meine täglichen Gedächtnisstützen fort. Ich brauche sie zurück. Ich will nicht, dass meine Erinnerungen verblassen.
Ich reiße River den Becher aus der Hand und schreie: »Nein! Ich muss sie aufsammeln!« Dann stelle ich den Becher ab und krabbele auf allen vieren über den Boden, um die glänzenden Perlen aufzuheben. »Die gehörten meiner Tante. Sie hat sie geliebt. Und vor ihr hatten sie ihrer Mutter gehört, meiner Grammy, und sie haben ihnen alles bedeutet.«
River geht neben mir auf die Knie und wirft eine Perle in den Becher. Dann streicht er mir über die Wange, hebt zärtlich mein Kinn und sieht mir voller Liebe in die Augen. »Okay. Ich verstehe. Ich helfe dir.«
Etwas getröstet durch seine bloße Berührung und seine sanften Worte, reiße ich mich zusammen und sammele weiter die Perlen auf. Dann setze ich mich auf die Knie, und während River weiter Perlen in den Becher wirft, denke ich, dass ich ihm vielleicht meine leicht hysterische Reaktion erklären sollte.
Ich wische mir über das tränenüberströmte Gesicht und suche nach Worten. »River«, murmle ich und krabble zu ihm, denn ich brauche jetzt seine Nähe. Er sieht auf und zieht mich zu sich heran. Er hält mich ganz fest und lässt nicht los.
Während wir so auf dem Boden sitzen, über den gerade der Teufel gegangen ist, lehnt er einfach seine Stirn an meine. Ich bleibe ganz ruhig, als ich, ohne ihn anzusehen, anfange zu erklären. »Als ich klein war, bin ich oft mit meiner Tante bei ihrer Mutter zu Besuch gewesen. Obwohl die Mutter meiner Tante nicht wirklich meine Großmutter war, habe ich sie unendlich geliebt. Ich nannte sie Grammy, und sie war auch wirklich wie eine Großmutter zu mir, die einzige, die ich je gekannt habe.«
Ich löse mich aus Rivers Umarmung und nehme den Becher. Während ich mit den Fingern durch die prächtigen Perlen fahre, die jetzt nicht mehr auf ihren Schnüren miteinander verbunden sind, sage ich: »Sie hat diese Perlen immer getragen. Und immer, wenn ich sie besucht habe, hat sie mir die Perlenketten umgelegt und mir erzählt, dass es Zauberperlen sind, die mir wie ein Wunschbrunnen alle meine Wünsche erfüllen.«
Ich schlucke, setze den Becher wieder ab und zeichne mir mit den Fingern imaginierte Kreise um den Hals, ehe ich fortfahre: »Grammy hat mir immer erzählt, dass meine Träume wahr werden, wenn ich die Perlenkette trage.« Ich seufze, dann hole ich tief Luft und füge noch hinzu: »Als sie starb, hat meine Tante die Perlen geerbt, und als meine Tante starb, ich.«
Ich lasse den Kopf hängen. Ich ertrage den Schmerz nicht mehr. River legt seine starken Arme um mich und flüstert mir ins Ohr: »Sie muss eine tolle Frau gewesen sein. Wir holen ihren Zauber zurück, Dahlia, versprochen. Aber jetzt musst du erst einmal eine Pause machen.«
Rivers Worte mildern meinen Schmerz etwas, und als er mich loslässt, blickt er mich liebevoll an. Ich atme die Luft aus, die ich die ganze Zeit angehalten habe, und spüre, wie eine Art Ruhe sich in mir ausbreitet. Ganz neue Gefühle steigen in mir auf. Ich umfasse sein Gesicht mit den Händen, und als ich ihm in die Augen sehe, sprudeln auf einmal die Worte aus mir heraus, die ich vorher nicht sagen konnte. »River, ich liebe dich.«
Er nimmt mich fester in den Arm, als mich je zuvor jemand in den Arm genommen hat, und nachdem wir uns ein paar Augenblicke so gehalten haben, flüstert er: »Ich liebe dich auch. So sehr. Bitte, lass mich das hier für dich machen.« Er löst sich von mir und malt sich ein Kreuz übers Herz. »Ich verspreche dir, die restlichen Perlen aufzusammeln.«
Ich sitze auf der Veranda und schreibe Grace eine SMS , dass wir uns bald zu ihr auf den Weg
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