Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährlich schön - Crazy in Love 1 (German Edition)

Gefährlich schön - Crazy in Love 1 (German Edition)

Titel: Gefährlich schön - Crazy in Love 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Karr
Vom Netzwerk:
weiß es nicht«, sagt er in einem Ton so verbittert, wie ich mich fühle.
    Er nimmt mir den zerbrochenen Bilderrahmen aus der Hand und zieht die Augenbrauen zusammen, während er das Bild lange ansieht. Es kommt mir vor, als würde sich so etwas wie ein Wiedererkennen auf seinem Gesicht abzeichnen, oder vielleicht ist es auch Schmerz, als er fragt: »Ist er das?«
    Mit heiserer Stimme antworte ich: »Ja. Das ist Ben.« Mir ist bereits aufgefallen, dass er genau wie Aerie niemals Bens Namen benutzt.
    Er legt das Foto vorsichtig hin, dann richtet er sich auf und hält mir die Hand hin. »Komm, lass uns gucken, ob irgendwas fehlt, und dann rufen wir die Polizei. Wer auch immer hier war, ist jetzt weg.«
    Ich umklammere fest seine Hand und spüre, wie jeder Muskel in meinem Körper sich anspannt, als ich mich zwinge, ruhig einzuatmen und nicht zu hyperventilieren.
    River zeigt auf den kleinen Vorraum am Zimmerende, durch den man durch die alte Speisekammer in die Küche gelangt. »Da lang?«
    Ich schüttle den Kopf. »Nein, ich zeig dir, wo’s langgeht.«
    Wir gehen den Flur entlang, von dem mein Schlafzimmer und Bens Büro abgehen. River geht vor, während ich mich die ganze Zeit nach Eindringlingen umsehe, auch wenn ich weiß, dass sie längst weg sind. Das Haus ist viel zu leise, als dass irgendjemand hier sein könnte. Es ist die gleiche Stille, die ich Stunde um Stunde, Tag für Tag erlebt habe.
    Ein Geräusch unter meinem Schuh lässt mich zusammenzucken. Wir bleiben beide wie angewurzelt stehen. River dreht sich zu mir um, und wir blicken auf meine schwarzen Converse-Sneaker hinab. Als ich den Fuß hebe, liegt darunter ein zusammengeknülltes Blatt Papier. Am vergoldeten Schnitt erkenne ich sofort, dass es eine Seite aus einem von Bens Tagebüchern ist.
    Ich hebe das zerknüllte Blatt vorsichtig auf, streiche das seidige Pergamentpapier glatt und drücke es mir an die Brust. Ich versuche, meine Gefühle im Zaum zu halten, aber scheitere kläglich. Die Tränen strömen mir nur so über die Wangen. Es zerreißt mir das Herz, als ich in Bens Büro blicke. Seine Tagebücher sind über den Boden verstreut, sein Laptop ist zerstört, und die Bücher sind aus ihrer Bindung gerissen. Überall liegen herausgerissene und zerknüllte Tagebuchseiten. Bens schöne Handschrift ist in all dem Chaos immer noch zu erkennen.
    »Nein, nicht seine Tagebücher«, rufe ich. Ich fasse es nicht. Wer tut denn so etwas? Und warum?
    River hält mich fest im Arm, als wir so zwischen meinem Zimmer und Bens Büro stehen. »Alles wird gut. Ich bringe das wieder in Ordnung«, flüstert er. »Komm, lass uns rausgehen.«
    Ich wische mir die nicht enden wollenden Tränen aus dem Gesicht und schüttle den Kopf. »Nein. Ich will alles sehen. Das hier ist mein Leben. Mein Leben ist zerstört. Ich muss es sehen«, sage ich schluchzend und gehe zu meinem Schlafzimmer. Wie versteinert bleibe ich in der Tür stehen. Ich kann mich nicht bewegen, aber ich kann auch den Blick nicht abwenden.
    Die Kissen sind aufgerissen, die Matratze ist umgedreht, ein Stuhl liegt auf der Seite. Doch als ich auf den Fußboden sehe, fühlt es sich an, als würde man mir ein Messer in die Brust stechen. Zwischen all dem Durcheinander liegen überall verstreut meine Puppen, und meine weißen und schwarzen Perlen liegen auf und zwischen den Holzdielen. Als ich mich schließlich traue, das Zimmer zu betreten, um meinen Ken aufzuheben, kullern ein paar Perlen über den Boden.
    Inzwischen habe ich vollkommen den Verstand verloren, denn ich setze die Puppe auf meine Kommode und nehme den versilberten Kaffeebecher, der auf meinem Quilt aus Band-T-Shirts liegt, setze mich damit auf den Boden und fange an, die Perlen aufzusammeln. Ironischerweise ist der Becher der einzige Gegenstand in meinem Zimmer, der nicht kaputtgegangen ist. Der Becher, den Ben mir einmal geschenkt hatte, um wieder zu kitten, was zwischen uns in die Brüche gegangen war.
    River beugt sich zu mir herunter und nimmt mir den Becher aus den zitternden Händen. Er runzelt die Stirn und sagt mit besorgter Stimme: »Lass mich das machen. Aber zuerst holen wir dir ein Glas Wasser und bringen dich ins Auto. Ich denke, du hast genug gesehen. Das sieht mir sehr nach Vandalismus aus.«
    Ich glaube, er hat recht. Es scheint nichts zu fehlen, aber alles ist verwüstet. Es ist, als hätte ein Tornado mein sicheres, aber trauriges Haus heimgesucht und alles mit sich genommen, was mir von den Menschen, die ich geliebt und

Weitere Kostenlose Bücher