Gefährlich schön - Crazy in Love 1 (German Edition)
ich hätte auch noch weitere fünf geschafft, aber ich habe Aerie versprochen, mich mit ihr zu treffen. Wir treffen uns mindestens zweimal die Woche zum Mittagessen und fast jeden Freitag zum Abendessen.
Als ich durch die Haustür komme, fallen mir wieder einmal die in den Ecken gestapelten Kartons auf, manche davon sind beschriftet, manche noch leer. Ich sollte sie endlich fertigpacken. Später vielleicht. Ich schlafe jetzt wieder im Schlafzimmer. In den Nächten, in denen ich aufwache und denke, er wäre immer noch hier, schlafe ich dann doch wieder auf dem Sofa, aber das kommt in letzter Zeit immer seltener vor, genau wie die Alpträume von seinem Tod.
Nachdem ich mich geduscht habe, gehe ich in die Garage, wo sein Auto neben meinem geparkt ist, unsere Surfboards in die Ecke gelehnt stehen und die ganze Surfausrüstung im Regal liegt. Er ist überall, aber zugleich nirgendwo.
Auf der Fahrt ins Restaurant komme ich an lauter Orten vorbei, die mich an ihn erinnern, so wie jedes Mal, wenn ich das Haus verlasse. Er ist an der Bushaltestelle, wo er unseren älteren Nachbarn Mr Langston jeden Mittwochmorgen abgesetzt hatte, er ist in dem Lebensmittelladen um die Ecke, wo er immer hineilte, wenn irgendetwas fehlte.
Als die Erinnerungen an das, was einmal war, mal wieder meine Gedanken vernebeln, wird mir plötzlich klar, was ich tun muss. Während ich so die Straße – die einmal unsere Straße war – hinunterfahre, wird mir endlich bewusst, dass es Zeit ist, mein eigenes Unwetter zu beenden. Kein Schirm kann mich davor schützen, in dem Haus, das einmal unser Haus war, nass zu werden. Es kommt mir vor, als hätte der Donner in meinem Kopf auf einmal aufgehört zu grollen, und als die Wolken sich langsam verziehen, dringen nach und nach dünne Sonnenstrahlen zu mir durch. Und plötzlich weiß ich, dass ich aus unserem einstigen gemeinsamen Zuhause ausziehen muss.
Ich lächle, als ich das Restaurant betrete und Aerie ganz adrett in schwarzem Anzug und leuchtend rosa Bluse erblicke. Ich sehe an mir herunter. Ich trage Jeans, Converse-Turnschuhe, ein T-Shirt vom Bon-Jovi-Konzert von 1987 und meine Lederjacke. Ich kann mir schon denken, wie sie mich gleich ansehen wird.
Ich setze mich an den Tisch mit dem weißen Leinentuch in der Mitte des Raums, während sie noch telefoniert und zweifellos irgendjemandem Anweisungen erteilt. Dann schaltet sie ihr Handy aus und steht auf, um mich zu begrüßen. Wie erwartet, sieht sie mich erst einmal von oben bis unten an, ehe sie mich umarmt, als wäre ich aus Glas und könnte zerbrechen, wenn sie zu fest zudrücken würde.
»Du isst ja immer noch nicht«, ist das Erste, was sie sagt, bevor sie eine Strähne meiner Haare zwischen die Finger nimmt und die Nase kräuselt. »Dahlia, Süße, ich gehe morgen mit dir zum Friseur, und ich will keine Ausreden hören. Du bist ja noch nicht einmal mehr blond.«
»Ich freue mich auch, dich zu sehen. Wie geht es dir? Wie schön, dass du es einrichten konntest«, antworte ich, und dann fahre ich fort: »Vielleicht könntest du ein Gespräch mit ein paar netten Floskeln beginnen, statt mir gleich einen reinzuwürgen.« Ich versuche, ernst zu bleiben, während ich das sage, aber jetzt kann ich das Kichern nicht mehr zurückhalten, das sich allerdings mehr wie ein Schnauben anhört.
Ich weiß, dass sie sich Sorgen um mich macht, aber müssen wir diese Unterhaltung denn jedes Mal führen? Irgendwann ist doch auch mal gut. Letzte Woche hat sie mich zur Maniküre geschleppt, nachdem sie nach meinen Händen gefasst hatte und zusammenzuckte, als sie den Dreck von der Gartenarbeit unter meinen Fingernägeln sah. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass sie mich auf den letzten Drücker angerufen hatte, als ich gerade dabei war, Unkraut zu jäten, und nur noch Zeit hatte, schnell unter die Dusche zu springen. Himmel, es ist ja nicht so, dass ich ungeduscht und schmutzig herumlaufen würde.
Ich beschließe, das Thema zu wechseln und ihr von meiner Entscheidung zu berichten.
»Auf dem Weg hierher hatte ich eine Eingebung.«
»Echt? Und zwar?«
Ich versuche, meine Stimme unter Kontrolle zu halten, während ich die Tränen unterdrücke. »Ich werde das Haus verkaufen.«
Besorgt sieht sie mich an. »Bist du sicher? Ich meine, bist du sicher, dass du schon so weit bist? Das letzte Mal, als Grace dich darauf ansprach, hast du sie sofort abgewürgt.«
Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her. »Ja, ich bin mir sicher. Alles an dem Haus
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