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Gefaehrlich schoener Fremder

Gefaehrlich schoener Fremder

Titel: Gefaehrlich schoener Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Carlton
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hervor.
    „Warum nicht? Er kann nicht mehr Spazierengehen." Logan fuhr sich mit einer Hand durch das glatt zurückgekämmte Haar. „Du wirst sowieso all die Regeln vergessen müssen, die dir dein geistlicher alter Herr beigebracht hat. Sie gelten nicht mehr, nicht, wenn wir beide überleben wollen."
    Ernst sah Emily ihn an. „Warum nicht? Weil es nicht recht wäre?"
    Verdammt! Verdammt! Verdammt! Logan wusste, er hatte verloren. Wider besseres Wissen würde er tun, was sie verlangte. „Gut, ich werde die Polizei anrufen", stimmte er müde zu. „Anonym. Wenn wir weit weg von hier und in Sicherheit sind."
    Nachdem der Dünne das Scaffer-Haus verlassen hatte, kehrte er ins Kontrollzentrum im Keller des konspirativen Hauses zurück. Seine innere Unruhe hatte sich kaum gelöst. Er durfte auf keinen Fall mit dieser Affäre in Verbindung gebracht werden. Nicht, nachdem er solche Anstrengungen unternommen hatte, selber von der Endfläche zu verschwinden:
    Blind starrte er die grauen Wände an. Er hätte sich gleich viel besser gefühlt, wenn es auch nur den winzigsten Anhaltspunkt darüber gegeben hätte, wohin Ghostrider gegangen war. Jede Minute, die der Mann frei herumlief, machte es nur noch drängender, ihn zu finden.
    Das Telefon auf dem Tisch läutete schrill, und der dünne Mann stürzte sich darauf.
    „Corwin hier. Wollte nur durchgeben, dass ein unbekanntes Paar gerade O'Connels Haus betreten hat."
    „Ein Paar?" Der dünne Mann erstickte fast an dem sauren Geschmack der Enttäuschung.
    „Ja. Sie wollten doch Meldung über jeden haben, der nicht ins Gebäude gehört, oder?"
    „Ja, das will ich", bestätigte der Dünne knapp. „Beschreibung?"
    „Großer, dunkler Typ mit Blumenhemd. Die Braut ist eine Blondine."
    Die hellen Augen des Dünnen weiteten sich. Interessante Übereinstimmung. Das klang doch ganz nach dem Paar, das schon in der Nähe des Scaffer-Hauses gesehen worden war.
    Er glaubte nicht an Zufälle. „Könnten Sie sie identifizieren, wenn Sie sie noch einmal sehen?"
    „Klare Sache. Das Hemd des Typen war grell genug, um einem Kopfschmerzen zu verursachen. Und die Blondine - also die würde jedem Mann selbst in der größten Eile ins Auge fallen. Wirklich tolle Beine."
    Die Hand des Dünnen verspannte sich um den Hörer, während er den Drang bekämpfte, in Triumphgeheul auszubrechen. Er hatte es geschafft. Trotz Zeus'
    Zynismus und mangelndem Vertrauen in ihn hatte er es geschafft, den berüchtigten Ghostrider in die Enge zu treiben!
    Ein grausames Lächeln umspielte seine Lippen. „Es ist Logan", bellte er ins Telefon. „Sie wissen, was Sie zu tun haben."
    Nachdem Logan sich mit Emily aus dem hinteren Eingang des Apartmenthauses geschlichen hatte, fuhr er stundenlang herum, bis er in Apache Junction endlich ein ruhiges Motel fand. Das Zimmer war freundlicher und heller ausgestattet als das Apartment, das sie fluchtartig verlassen hatten. Es hing sogar ein Landschaftsdruck an der Wand.
    Und es lag keine Leiche neben dem Bett.
    Bei der Erinnerung daran zuckte Emily schon mit keiner Wimper mehr. Die letzten Stunden hatten ihr zu hart zugesetzt, zuviel Entsetzen gebracht. Jetzt wünschte sie sich nichts weiter, als sich auf das Doppelbett zu legen, sofort einzuschlafen und einen Monat lang nicht wieder aufzuwachen.
    Kaum hatten sie das Motelzimmer betreten, da nahm Logan auch schon seinen Lieblingsplatz am einzigen Fenster des Zimmers ein. Für Emily war es ein Rätsel, wie er sich noch auf den Beinen halten konnte. Im Gegensatz zu ihr hatte er letzte Nacht kaum Schlaf bekommen, und dabei war sie vorher nicht sechsunddreißig Stunden lang wach gewesen. Und doch war sie es, die zu Tode erschöpft war.
    Es erfüllte sie mit Befriedigung, dass sie sich in Logan nicht getäuscht hatte. Er hatte ihrer Bitte entsprochen und von eine r Telefonzelle aus anonym die Polizei angerufen und den Toten gemeldet.
    Sie dachte über ihn nach. Die vielen Facetten dieses geheimnisvollen Menschen fügten sich einfach nicht zu einem ganzen Bild zusammen. Wer war der Mann, der sich Logan nannte? Was trieb ihn zur Flucht?
    Es war entsetzlich gewesen, wie er sie mit den Handschellen ans Bett gefesselt hatte, doch hinterher hatte er sie weich liebkost und zu beruhigen versucht. Er hatte sie gegen ihren Willen durch die Stadt geschleppt, und doch hatte er ihr aus freien Stücken seine Kraft angeboten, seinen Trost, als sie es am meisten brauchte.
    Emily strich sich über die Augen. Vielleicht rationalisierte sie nur.

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