Gefaehrlich schoener Fremder
Recht und Gerechtigkeit am Ende zwangsläufig gewinnen. Sie war ein heller Stern, der in der Dunkelheit seiner Seele erstrahlte und
dessen Licht sich über die Schatten seines Lebens legte.
Logan fühlte sich wieder daran erinnert, wie er selbst vor zehn Jahren gewesen war: voller Optimismus, unerschütterlich in seinem Glauben an Ehrlichkeit und Ehre, woran er, wie es die Erziehungsziele seiner Eltern gewesen waren, sein Leben ausrichten würde. Er war fest davon überzeugt gewesen, dass er, wenn er sich nur hart genug darum bemühte und wirklich daran glaubte, tatsächlich Berge versetzen konnte.
Doch nachdem er so lange in der Dunkelheit gelebt, so lange den hässlichen Unterbau des Lebens gesehen hatte, war für ihn das alles nur eine Illusion, eine Lüge. Immerhin hatte er sich noch so viele Skrupel bewahrt, dass er diese Frau nicht benutzen wollte, um mit Hilfe ihrer Unschuld die Wunden zu heilen, die das Leben ihm geschlagen hatte.
Das Beste, was er tun konnte, war, sie ganz schnell so weit wie möglich von dieser Situation zu entfernen. Und von sich selbst. Denn sonst konnte er nicht dafür garantieren, dass er imstande sein würde, seinem Verlangen nach dieser herzensguten Frau zu widerstehen.
Logan schüttelte den Kopf und erstarrte sofort. Aus den Augenwinkeln hatte er eine kleine Bewegung aufgefangen. Etwas war da draußen los.
Sein Körper spannte sich an. Schlich da nur ein kleiner Dieb herum, der auf dem Parkplatz, in den Zimmern dieses Motels auf leichte Beute hoffte, oder hatte jemand ihn und Emily hier aufgespürt?
Wie dem auch sein mochte: Er musste Emily schnell von hier wegbringen.
Emily rannte im Traum ziellos durch dichten Nebel, verfolgt von schemenhaften Gestalten. Sie stolperte und wollte aufschreien, da legte sich eine raue Hand auf ihr Gesicht.
Es ist nur ein Traum, redete Emily sich ein. Doch das war kein Traum mehr. Mit einem Schlag wach, wehrte sie sich gegen die Hand, die sich jetzt fest auf ihren Mund presste.
„Ich bin es. Logan." Sie erkannte die Stimme und wurde sofort ruhig. „Wir haben Besuch bekommen."
Er zischte ihr Anweisungen zu, und Emily gehorchte augenblicklich. Sie rutschte vom Bett auf den Boden, zog die Turnschuhe und das scheußlich auffällige Outfit an, das Logan für sie ausgesucht hatte.
„Bleib unten.''
Gegen das Bett gekauert, beobachtete sie, wie Logan langsam in Richtung Bad vorrückte. Plötzlich vernahm sie, wie sich der Griff der Zimmertür langsam drehte. Gleich darauf wurde die Tür aufgerissen, und eine dunkle Gestalt stürmte herein.
Blitzschnell fiel Logan über den Einbrecher her und trat ihm etwas aus der Hand. Eine Pistole landete auf dem Boden am Fenster. Emily krabbelte schnell dorthin und nahm sie auf. Unsicher hielt sie die Waffe in beiden Händen.
Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sie damit umgehen sollte. Immerhin solange die Pistole in ihrem Besitz war, konnte sie der Einbrecher nicht benutzen.
Hilflos beobachtete Emily die beiden ineinander verkrallten Körper auf dem Boden. Irgend etwas musste sie unternehmen, um Logan zu helfen. Aber was? Es konnte ja auch sein, dass der Eindringling ein Polizist war, der sie befreien wollte.
Doch den Gedanken tat sie sofort wieder ab. Ein Polizist schleicht nicht durch die Nacht und bricht in fremde Motelzimmer ein. Außerdem wusste wahrscheinlich noch niemand von ihrer misslichen Lage.
Bevor sie sich entscheiden konnte, bemerkte Emily einen zweiten Schatten, der durch die offene Tür schlüpfte. Die Pistole jedoch sah sie erst, als sie vorgestreckt und auf die am Boden kämpfenden Gestalten gerichtet wurde.
Jetzt war keine Zeit mehr zum Nachdenken. Emily streckte ihr Bein über den Boden aus - direkt vor die bedrohliche Schattengestalt. Der Mann stolperte über das Hindernis und flog mit einem überraschten Schrei weit ins Zimmer. Ohne an ihre eigene Sicherheit zu denken, sprang Emily ihm auf den Rücken.
Vor wilder Entschlossenheit, diesen zweiten Mann daran zu hindern, sich zu Logans Nachteil in die Schlägerei einzumischen, merkte sie nicht einmal, dass sich der Körper unter ihr nicht bewegte.
Plötzlich hörte sie keine Kampfgeräusche mehr, und gleichzeitig spürte sie Hände auf ihren Schultern. Sie wirbelte herum und schlug blindlings auf den Angreifer ein.
„Hör auf, Emily", hörte sie Logan knurren, den sie am Kinn getroffen hatte.
„Komm jetzt. Der Bursche kann keinem mehr was tun."
Entsetzt kroch Emily von dem Mann herunter. Erst jetzt wurde ihr bewusst,
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