Gefaehrlich schoener Fremder
Bett gestiegen wäre. Mit einem Mann, den sie erst seit drei Tagen kannte, der sie durchs halbe Land geschleppt, sie in einen Mordfall verwickelt hatte und dessentwegen sie vor der Polizei flüchten musste!
Was Emily jedoch am meisten erschreckte, war die Enttäuschung, die sie in sich fühlte. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich mehr als alles auf der Welt in Logans Arme schmiegen wollte, mit ihm im Bett liegen wollte. Dieses Gefühl machte sie wütend auf sich selbst.
„Komm schon, Emily, beweg deinen süßen Hintern. Wir müssen von hier weg."
Mit zusammengepressten Lippen folgte sie Logan ins Bad. Nie wieder, schwor sie sich dabei, nie wieder bin ich so naiv und dumm und glaube an Illusionen.
„Kriech hier durch", flüsterte Logan ihr aufmunternd zu. Automatisch schob sie sich durch das offene Fenster. Logan, der schon draußen stand, half ihr dabei.
Plötzlich hielt Emily inne und lauschte. Es kam ihr vor, als hätte jemand ihren Namen gerufen.
Logan packte ihren Arm und zog sie mit sich. Emily stolperte über den ungepflasterten Boden. Noch einmal blickte sie zurück, als sie wieder glaubte, die Stimme ihres Bruders laut ihren Namen rufen zu hören.
Unmöglich, sagte sie sich. Meine Einbildungskraft spielt mir einen Streich.
Reines Wunschdenken, dass Luke, wie er es in der Vergangenheit getan hatte, herbeieilen würde, um ihr aus einer verzweifelten Lage zu helfen.
Logan führte Emily durch das Labyrinth der kur venreichen Bergstraßen, bis sie ganz die Orientierung verloren hatte. Zweimal drückte er sie in den Eingang eines Geschäftes, wo sie sich scheinbar etwas umsahen, bevor er sie wieder weiterschleppte.
Nach langer Zeit - Emily kam es vor, als wären Stunden vergangen -tauchte endlich in der langen Parkreihe der dunkelgrüne Wagen vor ihnen auf, den Logan sich „ausgeliehen" hatte. Ohne viel Federlesen drückte Logan sie auf den Boden des Beifahrersitzes und setzte sich selbst hinters Steuer.
„Bleib unten", befahl er barsch. „Lass nichts von dir sehen."
Emily rollte sich in dem knappen Raum unter dem Armaturenbrett zusammen.
Der kräftige Motor brüllte, der Wagen schoss vorwärts. Erschöpft ließ Emily den Kopf gegen den unteren Teil des Sitzes sinken und schloss die Augen. Sie fühlte nichts als Müdigkeit und tiefste Demütigung. Wie hatte sie sich nur vorgaukeln können, Logan mache sich etwas aus ihr?
Welcher Teufel hatte sie nur geritten, als sie sich ihm gegenüber wie eine Liebestolle aufgeführt hatte? Wie hatte sie nur eine solche Närrin aus sich machen können?
Logan riss den Wagen scharf herum. Emily wurde gegen die Tür geworfen und aus ihren selbstquälerischen Gedanken gerissen. Impulsiv richtete sie sich auf, um einen kurzen Blick nach draußen werfen zu können.
„Runter!" brüllte Logan, und fast gleichzeitig fühlte sie, wie hinten etwas in den Wagen einschlug.
„Bleib unten! Merkst du denn nicht, dass sie auf uns schießen?"
„Auf uns schießen?" wiederholte Emily ungläubig. „Wer schießt auf uns?"
„Die Männer, die in dem zweiten Wagen vor dem Restaurant deines Bruders saßen. Ich weiß nicht, wie sie uns auf die Spur gekommen sind, aber jedenfalls sind sie hinter uns."
Als solle seinen Worten Nachdruck verliehen werden, knallte ein weiterer Schuss hinten in den Wagen. Emily duckte sich blitzschnell und machte sich unter dem Armaturenbrett so klein wie möglich.
Wie hatte das nur geschehen können? War ihre Vorstellung in dem Cafe doch nicht so überzeugend gewesen, wie sie gedacht hatte? Hatte sie alles vermasselt?
Leise hallte ihr eigener Name durch ihren Kopf. Hatte sie es sich nicht nur eingebildet, hatte Luke wirklich vorhin nach ihr gerufen? War es möglich, dass...
„Ich glaube, mein Bruder ist uns ins Hotel gefolgt", hörte sie sich selbst mit verzagter Stimme sagen.
„Wie kommst du darauf?"
„Als wir aus dem Badezimmerfenster stiegen, hatte ich das Gefühl, als hörte ich seine Stimme meinen Namen rufen."
Logan stieß einen derben Fluch aus; „Ich lasse nach", hörte Emily ihn murmeln, während wieder eine Kugel den Wagen traf und das Rückfenster zersplitterte.
„Gut festhalten, Emily!" schrie Logan, während er den Wagen scharf nach rechts riss. „Jetzt geht's erst richtig los."
8. KAPITEL
Emily empfand die wilde Fahrt durch die Straßen von Flagstaff als unerträglich, war sie doch im wahrsten Sinne des Wortes ein blinder Passagier.
Es wurden keine weiteren Schüsse mehr abgefeuert. Endlose Minuten vergingen,
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