Gefaehrlich sexy - Endlich zu haus
bringen. Es gehörte keineswegs zu ihrem Plan, sich von Ray fernzuhalten.
Über Floris’ Cafe lag ein Zimmer, das zu vermieten und stets frei war. Es gab niemanden in Crook, der ein Zimmer mieten wollte. Madelyn parkte den Kombi vor dem Lokal.
Sie hatte nicht vor, sich vor Ray zu verstecken. Er sollte wissen, wo sie sich aufhielt.
Als sie das Cafe betrat, stand niemand hinter der Theke.
»Floris? Wo sind Sie denn?«
»Ich komme gleich!« drang die unverkennbar mürrische Stimme der Kellnerin aus der Küche, und wenige Sekunden später erschien sie. »Wollen Sie nur Kaffee oder auch was essen?«
»Ich möchte das Zimmer mieten.«
Floris’ Augen verengten sich. »Warum?«
»Weil ich eine Unterkunft brauche.«
»Sie haben ein riesiges Haus und einen großen, starken Mann, der Sie nachts im Bett wärmt.«
»Ich habe einen verdammt sturen Ehemann, dem ich eine Lektion erteilen werde«, erklärte Madelyn.
»Hm. Männer, die nicht stur sind, müssen erst noch geboren werden.«
»Übrigens, ich bin schwanger.«
»Weiß er’s?«
»Ja.«
»Weiß er auch, wo Sie jetzt sind?«
»Das wird er bald herausfinden. Ich verkrieche mich nicht vor ihm. Wahrscheinlich wird er bald hier hereinstürmen und einen Riesenwirbel machen. Aber ich werde nicht nach Hause zurückkehren, bevor er einiges begriffen hat.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel, dass ich nicht seine erste Frau bin. Natürlich wurde er ziemlich übel reingelegt, aber nicht von mir. Und ich hab’s satt, die Sünden abzubüßen, die jemand anderer begangen hat.«
Floris musterte Madelyn von Kopf bis Fuß und nickte.
Plötzlich erhellte ein zufriedenes Lächeln ihre missmutige Miene. »Okay, Sie kriegen das Zimmer. Ich seh’s immer gern, wenn einem Mann die Leviten gelesen werden.« Auf dem Weg zur Küche blieb sie stehen und drehte sich um. »Sie haben nicht zufällig ein bisschen Erfahrung als Schnellimbiß köchin?«
»Nein. Brauchen Sie eine?«
»Ja, sonst hätte ich nicht gefragt. Derzeit muss ich kochen und auch noch die Gäste bedienen. Dieser elende Lundy ist mir letzte Woche davongelaufen, weil ich gesagt habe, seine Spiegeleier würden wie Gummi schmecken.«
Madelyn dachte kurz nach. Die Situation gefiel ihr. »Ich könnte als Kellnerin arbeiten.«
»Haben Sie das schon mal gemacht?«
»Nein, aber ich habe Ray neun Monate lang versorgt.«
Floris seufzte. »Ich denke, dann sind Sie hinreichend qualifiziert. Der ist bestimmt nicht so leicht zufrieden zustellen. Sie sind doch gesund? Ich möchte nicht, dass Sie plötzlich umkippen. Immerhin sind Sie schwanger.«
»Mit mir ist alles in bester Ordnung. Gestern war ich beim Arzt.«
»Dann haben Sie den Job. Jetzt zeige ich Ihnen erst mal das Zimmer. Es ist nicht besonders komfortabel, aber die Heizung funktioniert.«
Der Raum war sauber und mit allen nötigen Möbeln einge-richtet, womit sich seine Vorzüge bereits erschöpften. Doch das störte Madelyn nicht. Das Bett, das Sofa, der Tisch mit zwei Stühlen, der Schrank, die Kochplatte und das winzige Bad mit den rissigen Kacheln genügten ihren Ansprüchen völlig.
Floris drehte die Heizung auf und kehrte in die Küche zurück, während Madelyn ihren Koffer nach oben trug.
Nachdem sie ihre Sachen in den Schrank gehängt hatte, ging sie ins Cafe hinunter, band sich eine Schürze um und übernahm ihre Pflichten als Kellnerin.
Abends kam Ray todmüde nach Hause. Er war von Rinderhufen getreten worden, und das Lasso hatte seine Hände fast wundgerieben. Bald würden die Kühe kalben und ihm zusätzliche Arbeit aufbürden, insbesondere, wenn eine Kaltfront heraufzog.
Als er sah, dass der Ford verschwunden und das Haus dunkel war, stockte sein Atem. Er starrte auf die schwarzen Fenster, und ein wilder Zorn stieg in ihm auf, vermischt mit einer seltsamen Trauer.
Nie hätte er gedacht, Madelyn würde ihn verlassen.
Er hatte erwartet, sie würde hierbleiben und den Kampf mit ihm ausfechten wie schon so oft. Statt dessen war sie davongefahren. Gequält schloss er die Augen, von der bitteren Erkenntnis durchdrungen, dass nun genau das geschehen war, was er anfangs befürchtet hatte. Sie entpuppte sich als oberflächliche, habgierige Frau – unfähig, harte Zeiten zu überstehen, und deshalb zog sie es vor, zu ihrem früheren komfortablen Lebensstil zurückzukehren.
Und sie hatte sein Baby mitgenommen.
Dieser Verrat erschien Ray schlimmer als alles, was Alana ihm angetan hatte. In wachsendem Maße war er bereit gewesen, Madelyn zu
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