Gefaehrlich sexy - Endlich zu haus
vertrauen, eine Zukunft mit ihr ins Auge zu fassen, nicht nur ein paar gemeinsame Monate. Sie hatte in seinem Bett gelegen und ein Kind empfangen, fast ein Jahr lang mit ihm gelebt, für ihn gekocht, seine Sachen gewaschen, mit ihm gescherzt, an seiner Seite gearbeitet, in seinen Armen geschlafen.
Und dann war sie ihm in den Rücken gefallen – ein Alptraum, den er nun zum zweitenmal durchmachte.
Langsam, mit schleppenden Schritten ging er ins Haus.
Keine Wärme, keine verlockenden Düfte empfingen ihn in der Küche, kein Geräusch außer dem Surren des Kühlschranks und dem Ticken der Uhr. Wider sein besseres Wissen hegte er die verzweifelte Hoffnung, Madelyn hätte aus irgendwelchen dringenden Gründen plötzlich wegfahren müssen und eine Nachricht hinterlassen. Er durchsuchte alle Räume, fand aber keinen Zettel.
Der Schrank des Schlafzimmers, das sie in der letzten Nacht benutzt hatte, war leer, ihre Kosmetika standen nicht mehr im Bad. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnt, in seinem Schrank keine Kleider von Madelyn hängen zu sehen. Aber im ganzen Haus nichts von ihren Sachen zu finden, wirkte geradezu beklemmend.
Um endgültige Gewissheit zu erlangen, ging er schließlich in das Zimmer, wo sie ihre »New Yorker« Garderobe verwahrt hatte. Er öffnete den Kleiderschrank, und dann starrte er auf die Seidenblusen unter den Plastikhüllen, die schicken Kostüme, die hochhackigen Schuhe in allen Farben. Die Sachen verströmten schwachen Parfumduft.
Ray rannte die Treppe hinab. Im Wohnzimmer sah er Madelyns Bücher, ihre Stereoanlage. Sie hatte ziemlich viel zurückgelassen, also würde sie wiederkommen – wahrscheinlich tagsüber, wenn sie glaubte, er wäre auf der Weide. Dann würde sie ihr restliches Eigentum holen und für immer abreisen, ohne ihm noch einmal zu begegnen.
Aber wenn sie nach New York zurückkehren wollte – warum hatte sie dann die Ranchkleidung mitgenommen und die eleganten Sachen dagelassen, die sich nur für die Großstadt eigneten?
Aber wer konnte schon wissen, warum Madelyn dies oder jenes tat, fragte er sich müde. Wieso hatte sie den Kredit zurückgezahlt, obwohl sie wusste, dass er gerade das nicht ertragen würde, angesichts der früheren Ereignisse?
Noch nie in seinem Leben war er so wütend gewesen, nicht einmal damals vor Gericht, als man ihn gezwungen hatte, Alana die Hälfte seines Vermögens zu überlassen. Von ihr hatte er nichts anderes erwartet. Oft genug hatte sie demonstriert, wie rachsüchtig und halbherzig sie sein konnte. Aber von Madelyn war er noch viel empfindlicher getroffen worden. Wann immer er sich daran erinnerte, löschten Schmerz und Zorn alle anderen Gedanken aus.
Nun, jetzt war sie weg, und er würde genug Zeit finden, um über seine zweite Ehe nachzudenken.
Jedenfalls würde sie eine unangenehme Überraschung erleben, wenn sie zurückkam, um ihre restlichen Sachen zu holen. Gleich morgen früh wollte er alle Türschlösser’ auswechseln.
Und jetzt würde er etwas tun, wozu ihn nicht einmal Alana gebracht hatte. Er würde die Whiskeyflasche holen, die schon so lange im Schrank stand, und sich betrinken. Vielleicht konnte er danach schlafen – auch ohne Madelyn an seiner Seite.
Am nächsten Morgen fühlte Ray sich elend, in seinem Kopf pochte es schmerzhaft, immer wieder drehte sich sein Magen um.
Aber er schleppte sich aus dem Bett und versorgte die Tiere im Stall. Die trugen keine Schuld daran, dass er ein verdammter Narr war.
Als das Kopfweh nachließ, war es zu spät, um nach Crook zur Gemischtwarenhandlung zu fahren und neue Türschlösser zu kaufen.
Am folgenden Tag begannen die Kühe zu kalben. Es war immer dasselbe – sobald die erste ihre Wehen bekam und sich an ein stilles Plätzchen zurückzog, um ihr Kälbchen auf die Welt zu bringen, nahmen sich die anderen ein Beispiel daran. Und sie suchten sich die unmöglichsten Schlupfwinkel aus. Für einen einzelnen Mann war es eine beinahe unlösbare Aufgabe, alle Kühe aufzuspüren, nachzusehen, ob es den winzigen Tierchen gut ging, den Kühen zu helfen, die in Schwierigkeiten gerieten, kranke Kälber zu verarzten und totgeborene wegzubringen.
Jedes Mal mangelte es mindestens einer Kuh am nötigen Mutterinstinkt, und sie weigerte sich, ihren Sprössling anzunehmen. Solche Kälber mussten von anderen Kühen »adoptiert« oder im Stall großgezogen werden.
Es dauerte drei Tage, bis er sich endlich eine Atempause gönnen konnte. Erschöpft sank Ray auf die Couch im Wohnzimmer
Weitere Kostenlose Bücher