Gefaehrlich sexy
könnten, würden wir gemeinsam einen Ausweg aus diesem Schlamassel finden. Oder zumindest hoffe ich, dass das noch möglich ist.
Ich lege wieder auf, und da ich irgendetwas brauche, was mich tröstet, trete ich ans Fenster, von wo aus der Hollywood-Schriftzug normalerweise gut zu sehen ist. Da ich ihn aufgrund des dichten Regens nicht erkennen kann, gehe ich hinunter an den Pool, schirme die Augen mit der Hand gegen die Nässe ab und erkenne schemenhaft das H. Ich breite die Arme aus, werfe den Kopf zurück, und während mir der Regen ins Gesicht fällt, frage ich den Himmel, warum unsere Beziehung langsam, aber sicher in die Brüche geht.
Erst als meine Zähne anfangen zu klappern, gehe ich zurück ins Haus, ziehe die nassen Kleider aus und hülle mich in meinen Morgenmantel. Die Sachen von Ben liegen noch dort, wo ich sie gestern Abend hingeworfen habe. Eilig hebe ich sie auf, gehe in die Küche und werfe sie in den Müll. Plötzlich ist mir klar, weswegen River keinen meiner Anrufe seit gestern Abend angenommen hat. Weil sein Smartphone auf der Arbeitsplatte liegt. Dann hat er meine Anrufe also zumindest nicht vorsätzlich ignoriert.
Auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer biege ich in den Musikraum ab und setze mich ans Klavier, das River mir zu Weihnachten geschenkt hat. Ich hatte ihm zuvor erzählt, dass mir mein Dad vor seinem Tod Klavierstunden gegeben hat. Jetzt hat River diese Rolle übernommen, und ich habe schon eine ganze Reihe von Songs perfektioniert. Vor allem aber bin ich stolz, weil ich jetzt auch das Lied beherrsche, das mein Dad mit mir geübt hat, bevor die Tragödie über unsere Familie hereingebrochen ist – »Lullaby« von Billy Joel. Ich sitze ewig da, streichle die Tasten und denke an die glücklichen Stunden hier in diesem Raum zurück.
Schließlich aber ist es Zeit, zu duschen und mich anzuziehen. Trotz des heißen Wassers wollen das Gefühl der Kälte und das Zittern einfach nicht vergehen. Also gebe ich den Versuch, mich aufzuwärmen, auf, trockne mich ab, und während ich in meine Kleider steige, klingelt urplötzlich das Telefon.
Da ich denke, dass es River ist, stürze ich eilig an den Apparat.
»Hallo?«
»Ich bin’s, Dahl. Ich brauche deine Hilfe.«
»Ben? Woher hast du diese Nummer?«
»Von Caleb. Warum? Darf man dich dort nicht anrufen?«
»Was brauchst du, Ben?«
»Ich will mir eine der Kliniken ansehen, die Trent aufnehmen könnten, um zu sehen, ob das Ding nicht irgend so ein Dreckloch ist. Nur, dass ich Trent noch nicht alleine lassen kann.«
»Kein Problem. Ich bin so schnell wie möglich da«, erkläre ich und lege auf.
Ich ziehe Jeans, eins der Konzert-T-Shirts von meinem Dad und meine schwarzen Stiefel an, von denen River so begeistert ist.
Als ich gestern Morgen nach Trents Anruf überstürzt das Haus verlassen habe, habe ich mein Handy irgendwo hier liegenlassen, und da ich es auf die Schnelle nirgendwo entdecke, muss ich eben noch mal ohne Handy los. Doch zumindest lege ich für River eine Nachricht auf den Tisch. Ich weiß, er denkt, dass ich noch immer sauer auf ihn bin, und obwohl er mir anscheinend ebenfalls noch böse ist, will ich, dass er weiß, wie es mir geht.
River,
wenn ich nur einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass Du wieder bei mir bist … dass ich wieder davon geweckt werde, dass Dein warmer Atem meinen Nacken trifft, Dein warmer Mund auf meinen Lippen liegt, Dein Herz im selben Takt wie mein Herz schlägt.
Du hast meine Welt wieder ins Gleichgewicht gebracht, und ich kann mir ein Leben ohne Dich nicht vorstellen. Ich weiß, die letzte Woche war für uns nicht leicht, aber ich liebe Dich mehr, als ich mit Worten sagen kann. Ich würde niemals etwas tun, was Dich verletzen könnte, und ich weiß, Du würdest niemals etwas tun, was mich verletzt. Wenn Du tief in Deine Seele schaust, wirst Du Dich daran erinnern, wer ich bin und wer wir beide sind, und nicht mehr daran zweifeln, dass das, was wir beide haben, gut und richtig ist.
Vergiss nicht, dass Du mein Ein und Alles bist. Ich weiß, wir müssen reden.
Ich liebe Dich mehr. Ich liebe Dich für alle Zeit!
Immer Deine Dahlia.
P. S. Ich hoffe, Dir ist klar, welches der Plättchen fehlt.
Ich klemme das Blatt unters Telefon und laufe ins Schlafzimmer zurück. Dort suche ich die sechs Plektren, die mein Valentinsgeschenk für ihn gewesen sind, und lege fünf auf meinen Brief, das sechste stecke ich ein.
Außerdem muss ich ihm sagen, dass ich abermals zu Ben fahre, um
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