Gefaehrlich sexy
musste ich mich umziehen.«
Xander baut sich wutschnaubend vor seinem Bruder auf. »Ich will mit dir reden. Und zwar jetzt sofort!«
»Verpiss dich, Xander.« Rivers Stimme ist gefährlich ruhig, und ich glaube, dass er nicht einmal versucht, sich zu beherrschen, als er drohend seine Fäuste ballt.
Ich zucke zusammen, denn in diesem Augenblick packt Xander ihn am Kragen und zieht ihn so dicht es geht zu sich heran. »Ich habe gesagt, ich will jetzt mit dir reden, also reden wir!«
River stößt ihn weg und wendet sich erneut an mich. »Du hast seine Kleidung an! Hat er dich vorher wenigstens noch ordentlich gefickt?«
»Aber hallo. Immer mit der Ruhe«, mischt sich Xander an.
Ich selbst ringe schockiert nach Luft und stoße mit heiserer Stimme aus: »Nein, River, natürlich nicht. Du weißt, dass zwischen Ben und mir nichts läuft. Wir sollten uns setzen und darüber reden«, schlage ich mit mühsam beherrschter Stimme vor. Was alles andere als einfach ist, da schließlich auch sein Bruder jedes unserer Worte mitbekommt.
River schüttelt knapp den Kopf: »Ich will, verdammt noch mal, nichts mehr zu tun haben mit diesem ganzen Scheiß.« Dann bekommt er plötzlich einen beinahe drohenden Gesichtsausdruck, und bevor ich mich’s versehe, tritt er so erbost unter die Glasplatte des Couchtischs, dass die Dokumente, die dort lagen, durch die Gegend fliegen und die Platte selber auf dem Boden landet und in tausend Stücke zerspringt. Noch während ich das laute Klirren höre, macht er auf dem Absatz kehrt, stürmt durch die Küchentür vors Haus, und ich höre nur noch das Aufheulen eines Porsche-Motors sowie lautes Reifenquietschen. Dann ist er fort.
Ich renne zur Haustür und muss ohnmächtig mitansehen, wie er aus der Einfahrt auf die Straße schießt. Ich rufe ihm noch hinterher, doch mir ist klar, dass River mich nicht hören kann. Trotzdem stehe ich wie angewurzelt da, und als ich anfange zu zittern, weiß ich, dass das weder an der kühlen Luft noch an dem nicht nachlassenden Regen liegt.
Im nächsten Augenblick steht Xander neben mir.
»Muse! Hast du mich gehört?«, fragt er mich in ungläubigem Ton.
Ich wirble zu ihm herum, und er starrt mir ins Gesicht. »Was zum Teufel ist hier los?«
Ich kann nur den Kopf schütteln. Denn hier ist so viel los, dass ich mir nicht mal sicher bin, von welchen unserer Probleme er was hören will.
»River steht ja völlig neben sich. Warum?«
Ich muss schlucken. »Weil er sauer auf mich ist.«
Er verzieht verächtlich das Gesicht. »Ellie hat mich gerade angerufen, um zu sagen, dass River die Band verlassen will. Warum, verflucht noch mal, wusste ich nichts davon? Hört er etwa deinetwegen auf?«
Ich lehne mich an den Türrahmen und will eine Antwort geben, bringe aber keinen Ton heraus.
Er beißt die Zähne aufeinander und schlägt wütend mit der Faust gegen die Wand. »Du brauchst gar nichts zu sagen. Er geht kaum noch an sein Handy, weigert sich, mit mir zu reden, und ihr beide habt in letzter Zeit fast ständig Streit. Er hört deinetwegen auf, nicht wahr?«
»Nein. Nein. Ich habe nichts damit zu tun. Er will einfach nicht …«
»Verdammt!«, fällt Xander mir ins Wort. »Allmählich habe ich die Schnauze voll.«
Angewidert stapft er aus dem Haus.
»Xander, lass es mich erklären«, rufe ich, doch als er, wie zuvor sein Bruder, einfach in sein Auto steigt, mache ich auf dem Absatz kehrt, gehe zurück ins Haus und knalle die Tür hinter mir zu.
Plötzlich muss ich daran denken, wie ich River vor fünf Jahren zum allerersten Mal begegnet bin. Ich war wie gebannt von seiner attraktiven Silhouette und von seinem durchdringenden Blick und habe gleich gespürt, dass zwischen uns etwas Besonderes war.
Ist das alles jetzt vielleicht vorbei?
Ich kehre zurück ins Wohnzimmer, schnappe mir Stella, zupfe an den Saiten und betrachte unglücklich den Scherbenhaufen auf dem Boden. Du hast dich geirrt, River. Weil auch unsere Beziehung inzwischen ein einziger großer Scherbenhaufen ist.
Kapitel 20
Everlong
Das erste schwache Morgenlicht fällt durchs Fenster, als ich aufstehe und abermals versuche, River telefonisch zu erreichen. Ich stehe vor dem Nachtschränkchen und presse das Handy ans Ohr. Wie auch schon bei meinen anderen Versuchen springt sofort die Mailbox an, doch auch diesmal hinterlasse ich ihm keine Nachricht, weil ich keine Ahnung habe, was ich sagen soll, damit es wieder besser wird. Ich denke einfach, wenn wir uns zusammensetzen und in Ruhe reden
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