Gefaehrlich sexy
dort auf seinen Neffen aufzupassen. Also schreibe ich noch eine zweite kurze Nachricht auf ein Post-it, das ich an den Kühlschrank hänge, und mache mich eilig auf den Weg.
*
Da ich deutlich schneller als erwartet in Laguna bin, kaufe ich noch ein paar Sachen, die Trent gerne isst, und bringe uns Kaffee von Starbucks mit.
Als ich schließlich vor der Haustür stehe, kommt es mir ein wenig seltsam vor, nicht einfach reinzugehen, denn ich habe schließlich ewig hier gelebt. Vor allem will ich Trent nicht wecken, falls er gerade schläft – deswegen klopfe ich nur leise an. Als niemand reagiert, öffne ich vorsichtig die Tür und spähe in den Flur. »Ben?«
Da keine Antwort kommt, trete ich schließlich einfach ein. Ich habe kaum die Tüten und die Kaffeebecher auf den Tisch gestellt und die Kühlschranktür geöffnet, als er in die Küche kommt. Er hat nasse Haare, einen nackten Oberkörper und zieht gerade mühsam einen Gürtel durch die Schlaufen seiner Shorts. Weil er den schlaffen Arm, der gestern in der Schlinge lag, noch nicht wieder benutzen kann.
Er reißt überrascht die Augen auf. »Scheiße, du warst aber wirklich schnell. Ich nehme also an, dass du schon wach warst, als mein Anruf kam.« Und mit einem spitzbübischen Grinsen fragt er mich: »Hat er etwa keine dunklen Jalousien?«
Statt auf diese hämische Bemerkung einzugehen, schiebe ich ihm das Tablett von Starbucks hin. »Ich habe uns Kaffee mitgebracht.«
Er tritt entschlossen auf mich zu. »Mache ich dich etwa nervös? Dabei hast du mich schon eine Million Male nackt gesehen, Dahl.«
Ich wende ihm den Rücken zu und fange an, die Lebensmittel auszupacken.
»Hey, alles in Ordnung?«
Ich stoße einen genervten Seufzer aus. »Danke, Ben, es geht mir gut.«
Plötzlich legt er mir die Hände um die Hüften und sagt dicht an meinem Ohr. »Oh nein, das stimmt nicht. Du kannst mir nichts vormachen. Denn dafür kenne ich dich viel zu gut.«
Ich erstarre, weil seine Berührung völlig überraschend für mich kommt. »Nicht, Ben!«
Doch statt einen Schritt zurückzumachen, legt er jetzt auch noch das Kinn auf meine Schulter, schlingt mir die Arme um den Bauch und zieht mich an seine Brust. »Sorry, Dahl, aber ich kann einfach nicht anders. Weil du mir entsetzlich fehlst.«
Genau diese Szene habe ich schon oft mit ihm erlebt. Denn genau so hat er sich immer bei mir entschuldigt, wenn er unser tagelanges Schweigen nach einer der Streitereien, die wir damals öfter hatten, nicht mehr ausgehalten hat. Aber als ich seinen Mund an meinem Nacken spüre, mache ich mich von ihm los und stelle die Cornflakes-Packung in den Schrank.
»Also bitte, Dahlia – fehle ich dir etwa nicht?«
»Wie oft muss ich das noch sagen, Ben? Du kannst mich nicht mehr einfach berühren, wenn dir danach ist.«
»Das zwischen uns war gut. Das geht nicht einfach weg.«
Ich wende mich ihm zu. »Es war gut. Aber die Dinge haben sich geändert, und ich liebe nicht mehr dich, sondern River.«
Es ist nicht zu übersehen, dass ihm bei der Erwähnung dieses Namens unbehaglich wird. Er verzieht unglücklich das Gesicht und streckt wie zum Zeichen, dass er sich ergibt, die Hände aus. »Hör zu, es tut mir leid. Aber alte Gewohnheiten sterben nun einmal langsam.« Während er dies sagt, nimmt er einen der Kaffeebecher vom Tablett.
Ich nippe ebenfalls an meinem Kaffee und atme erleichtert auf. Ich hatte unbewusst den Atem angehalten, denn ich hatte Angst davor gehabt, was ich wohl empfinden würde, wenn er mich berührt. Aber jetzt weiß ich genau – ich habe keinerlei romantischen Gefühle mehr für Ben.
»Ich sehe mal nach Trent. Könntest du dir in der Zwischenzeit vielleicht ein Hemd anziehen?«
Er nickt, und ich gehe an ihm vorbei. Jedoch nicht gleich ins Schlafzimmer, sondern zunächst noch ins Bad. Denn ich brauche einen kurzen Augenblick für mich. Ich schließe die Tür hinter mir ab, und als ich in den Spiegel schaue, merke ich, ich sehe wirklich furchtbar aus. Total verheult, mit dicken schwarzen Ringen unter den verquollenen Augen und mit wild zerzaustem Haar. Ich klatsche mir ein bisschen kaltes Wasser ins Gesicht, und als ich erneut in den Spiegel sehe, bin ich froh, dass ich Ben gegenüber endlich völlig ehrlich war.
Als ich aus dem Badezimmer komme, lehnt er lässig an der Wand im Flur. Eine seiner Hände hat er in der Tasche seiner Shorts vergraben, während der andere Arm jetzt wieder in der Schlinge liegt. »Also, ich haue erst mal ab. Sollte nicht allzu
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