Gefaehrlich sexy
es mir.«
Sie blinzelt unglücklich und sieht mich forschend an. »Gott, Dahlia, es tut mir wirklich furchtbar leid.«
Meine Kehle ist wie zugeschnürt und ich stoße mit heiserer Stimme aus: »Sag es mir einfach, Bell.«
Sie windet sich in ihrem Sessel und sieht verlegen zu Boden. »Ich kannte Ben nur die zwei Monate, bevor ich von der Uni abging. Du weißt ja, dass ich nach dem Unfall nie wieder dorthin zurückgegangen bin. Und obwohl das zwischen uns nie über diesen einen One-Night-Stand hinausgegangen ist, war mein Leben danach nie mehr, wie es vorher war.«
»Du meinst, wegen des Unfalls?« Mehr bringe ich nicht heraus. Weil meiner Stimme augenblicklich nicht zu trauen ist.
Ich sehe, wie nervös sie ist. Sie reibt die Füße aneinander und zieht sie dann unter sich. »Nein, Dahlia, ich bin nicht wegen des Unfalls von der Uni abgegangen. Natürlich musste ich mich auch von den Verletzungen erst mal erholen, aber vor allem lag es an dem Baby, dass ich nicht wieder dorthin zurückgegangen bin.«
Ich presse entsetzt die Hand vor den Mund. Baby? Welches Baby? Doch obwohl mein Herz anfängt zu rasen, sehe ich sie wieder an und nicke zum Zeichen dafür, dass sie mir auch noch den Rest erzählen soll.
»Oh Gott, Dahlia, so hätte ich nicht anfangen sollen.«
Sie öffnet den Mund, als wollte sie noch etwas sagen, klappt ihn aber plötzlich wieder zu, und ich atme so flach wie möglich ein und aus, während ich darauf warte, dass sie endlich weiterspricht.
Als sie das nicht tut, sage ich unnatürlich ruhig: »Sprich weiter, Bell, es ist okay. Fang einfach dort an, wo du anfangen musst.«
Sie wendet sich mir wieder zu, stellt die Füße auf dem Boden ab und verzieht unglücklich das Gesicht. »Ich habe Ben zum ersten Mal auf einer Party in seinem Studentenwohnheim zu Semesterbeginn gesehen. Wir haben uns unterhalten, aber er hat meine Avancen ignoriert und ist dann einfach abgehauen. Doch das hat mich nicht abgeschreckt. Ich war fest entschlossen – denn ich hatte dieses seltsame Gefühl, dass er vielleicht nein gesagt, aber in Wahrheit ja gemeint hat. Ich hab damals immer nur an mich gedacht. Und dann wurde ich Ben für die Aufnahmeparty der Kappa-Sigma-Verbindung als kleine Schwester zugeteilt. Das hieß, ich hatte das Komitee auf Knien angefleht, dass es mir diese Rolle gab. An dem Abend habe ich dafür gesorgt, dass der Alkohol für ihn und die ihm zugeteilten Anwärter in Strömen floss. Und bis er die Anwärter am Ende losgeschickt hat, irgendwo ein pinkfarbenes Spitzenhöschen aufzutreiben, waren wir alle sternhagelvoll.« Sie macht eine Pause, um zu sehen, wie ich auf ihr Geständnis reagiere.
Doch ich zeige keine Reaktion. Ich wäge die kalte, nackte Wahrheit ihrer Worte ab und ahne, wie es weitergehen wird. Sie zupft nervös an ihrem Pferdeschwanz, und ich schlucke meine Übelkeit herunter. Denn auch wenn ich mich vor ihren nächsten Sätzen fürchte, will ich, dass sie endlich ausspuckt, wie es damals war.
»Du darfst nicht vergessen, dass ich damals jung und furchtbar unreif war und alles andere als stolz auf mein Verhalten bin«, fleht sie, und wieder nicke ich nur stumm. »Nachdem die anderen losgezogen waren, hab ich mich an ihn herangemacht. Und wie bei all den anderen Malen hat er nein gesagt. Das schwöre ich. Aber als er dann ins Bad ist, bin ich ihm einfach gefolgt, hab die Tür hinter mir abgesperrt, mir das T-Shirt und den Rock ausgezogen und mich nur noch in BH und schwarzem Spitzenhöschen vor ihm aufgebaut.«
Ich hebe abwehrend die Hand. Mehr muss ich nicht wissen. Das, was sie bisher erzählt hat, reicht mir voll und ganz.
»Dahlia, es war allein meine Schuld. Er konnte nichts dazu.«
Allein ihre Schuld? Was soll das heißen? Schließlich hatte er damals eine Beziehung. Er hätte so viel Selbstbeherrschung haben müssen, nicht auf die Avancen einer anderen einzugehen. Gott, er hat mich tatsächlich betrogen. Vielleicht sogar mehr als dieses eine Mal?
Tonlos frage ich: »Und, hattet ihr danach noch öfter Sex?«
Ich will, dass sie mir in die Augen sieht. Denn inzwischen sollte mir das vollkommen egal sein, doch aus welchem Grund auch immer macht es mir trotzdem etwas aus. Hatte Ben etwa eine längere Affäre, und ich habe nichts davon bemerkt?
Bell vergräbt die Hände in die Taschen ihres Sweatshirts, nagt nervös an ihrer Unterlippe und schüttelt den Kopf. Aber im Grunde spielt das keine Rolle. Weil er mich, wenn auch vielleicht nur dieses eine Mal, so doch auf jeden Fall
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