Gefaehrlich sexy
betrogen hat.
Mir wird schwindlig, obgleich Bell mit schuldbewusster Stimme wiederholt: »Oh, Dahlia, es tut mir wirklich furchtbar leid.«
»Was hast du damit gemeint, als du eben von einem Baby gesprochen hast?«, stoße ich mit erstickter Stimme hervor.
Ihre Augen füllen sich mit Tränen. »Dass ich schwanger wurde.«
Ich muss schlucken. »Ihr beide habt ein Kind?«
»Nein, Dahlia, haben wir nicht. Weil ich das Baby gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben habe.«
Die Zeit bleibt stehen. Ich atme keuchend ein und reiße ungläubig die Augen auf. Bell jedoch bleibt stumm, als müsste auch sie selbst erst mal den Schock verdauen.
Obgleich ich ihre Antwort gar nicht hören will, murmle ich schließlich: »Wusste Ben etwas davon?«
Bell sieht mich traurig an. »Nein, ich habe es ihm nie gesagt. Am Abend des Unfalls wollte ich ihn treffen und ihm sagen, dass ich schwanger bin. Aber nach dem Unfall lag ich erst mal wochenlang im Krankenhaus. Und nach meiner Entlassung habe ich versucht, ihn zu erreichen, nur, dass er mich nie zurückgerufen hat.«
»Weiß deine Familie etwas davon?«
Weinend fährt sie fort: »Ja, sie alle wussten es, aber sie mussten mir versprechen, niemals irgendwem ein Sterbenswort davon zu sagen. Nach dem Unfall habe ich ihnen von meiner Schwangerschaft erzählt. Xander und River haben darauf bestanden, dass ich ihnen sage, wer der Vater ist. Ich wusste, es war Ben, weil ich nach der Nacht mit ihm mit keinem anderen mehr im Bett gewesen war. Denn schließlich hoffte ich noch immer, dass er vielleicht doch was von mir will. Sie haben nach ihm gesucht, wollten wissen, wer er war, und haben ihn, glaube ich, sogar auf ein paar Partys der Bruderschaft verfolgt. Bis Mom darauf bestanden hat, dass sie ihn in Ruhe lassen. Und am Ende, als ich mich entschied, das Baby wegzugeben, waren sie alle für mich da. Ich weiß wirklich nicht, was gewesen wäre, wenn mich meine Familie in dieser Zeit nicht derart unterstützt hätte.«
Diese Worte reichen, damit plötzlich alles einen Sinn ergibt – Xanders schlechte Laune, als er mir zum ersten Mal begegnet ist, und Rivers Widerstreben, mir alles zu sagen, was er über diese Sache weiß.
Ich zermartere mir das Hirn nach einer Antwort, doch mir fällt einfach nichts ein.
»Ich muss gehen, Bell.« Irgendwie gelingt es mir, aus meinem Sessel aufzustehen. Ich stürze zur Tür, denn ich weiß, dass ich mich übergeben muss, und kann nur hoffen, dass mir das nicht mehr im Haus passiert.
Als ich Richtung Haustür renne, ruft Brigitte mir aus der Küche hinterher. »Dahlia, ich habe gerade Kaffee für Sie und für die junge Miss gekocht.«
Doch ich antworte ihr nicht. Weil ich dazu im Augenblick einfach nicht in der Lage bin.
In meinem Innern ringen kalter Schock und heißer Zorn. Ich habe Ben vertraut und ihm stets geglaubt, egal, was er erzählt hat. Und jetzt stellt sich heraus, dass er ein gottverdammter Lügner ist!
Kapitel 22
Six Degrees of Separation
Fast zwei Stunden später fahre ich auf der 101 in Richtung Norden, ohne dass ich weiß, wohin ich will und wie ich überhaupt hierhergekommen bin. Vor lauter Schock und Zorn musste ich erst einmal weit weg. Doch allmählich lässt die Taubheit nach, und ein Gefühl des Schmerzes breitet sich in meinem Innern aus.
Vollkommen erledigt fahre ich in Santa Barbara ab, halte an einer Tankstelle und frage nach dem Weg zum nächstgelegenen Hotel. Der Angestellte meint, falls ich etwas Nettes suche, müsste ich ein Stück nach Westen fahren, weil dort das Four Seasons liegt. Ich suche nichts Besonderes, aber trotzdem folge ich der Wegbeschreibung, und nach einer Viertelstunde habe ich mein Ziel erreicht. Es wirkt eher wie ein mediterranes Ausflugsziel als wie ein Ort, an dem man einfach nur allein sein und an nichts denken will. Doch ich habe einfach nicht die Energie, mich noch einmal nach etwas anderem umzusehen, deshalb stelle ich den Wagen auf dem Parkplatz ab und steige aus.
Ich betrete das Foyer, und sofort fällt mir auf, wie prächtig die Umgebung ist. Ich trete ohne jegliches Gepäck vor den Empfangstresen, und als die Angestellte sagt, nur eines der Deluxe-Zimmer wäre noch frei, schiebe ich mit einem knappen Kopfnicken meine Kreditkarte über den Tisch. Als sie von mir wissen will, wie viele Nächte ich bei ihnen bleiben möchte, kann ich ihr nur sagen, dass ich das nicht weiß. Trotzdem checke ich für eine ganze Woche ein, als sie erklärt, dass sie mir ohne Reservierung nur für
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