Gefaehrlich sexy
heute Nacht ein Zimmer garantieren kann.
Endlich drückt sie mir den Zimmerschlüssel in die Hand und fragt, ob der Hoteldiener noch mein Gepäck aus dem Wagen holen soll. Ich verneine, und so führt mich der Portier auf ihren Wink zum Lift und schickt mich mit einem Knopfdruck in den Stock, in dem mein Zimmer liegt.
Kaum erreiche ich den Raum, marschiere ich schnurstracks zum Telefon. Inzwischen koche ich vor Zorn und muss diesem Hurensohn erklären, dass er ein verdammtes Arschloch ist. Mit zitternden Fingern wähle ich die Nummer, die ich jahrelang nicht angerufen habe, und schon nach dem zweiten Klingeln kommt er an den Apparat.
»Hallo?«
»Du verdammter Hurensohn. Wie konntest du mich all die Jahre so belügen?«
»Beruhig dich erst mal, Dahl. Wovon zum Teufel redest du?«
»Sag mir bloß nicht, dass ich mich beruhigen soll, du Arschloch. Du hast mich betrogen und die ganze Zeit behauptet, dass da nie was zwischen dir und dieser anderen war. Wie konntest du das tun?«
»Es war ein Fehler, Dahl. Aber es hatte nicht das Geringste zu bedeuten.«
»Verdammt, willst du mich auf den Arm nehmen? Ein Fehler ist, wenn man vergisst, eine Hypothekenrate zu bezahlen. Aber du hast eine andere gefickt.«
»Es tut mir leid, Dahl. Lass es mich erklären.«
»Nein, Ben, diesmal lasse ich dich nichts erklären. Nicht noch mal. Ich wünschte mir, du wärst niemals zurückgekommen, denn dann hätte ich niemals erfahren müssen, dass das zwischen uns nie wirklich von Bedeutung war. Du hast mir nur neuen Schmerz verursacht, als du wieder auf der Bildfläche erschienen bist. Ich habe schon nach deinem Tod die Hölle durchgemacht, und gerade als ich im Begriff bin, mir ein neues Leben aufzubauen, tauchst du plötzlich wieder auf und tust mir noch mal weh. Ich wünschte mir, du hättest weiterhin den toten Mann gespielt.«
»Bitte, Dahl, komm einfach her. Wir können über alles reden.«
»Fahr zu Hölle, Ben. Ich will nie wieder mit dir reden«, herrsche ich ihn an und knalle den Hörer auf.
Um mich etwas zu beruhigen, rufe ich den Zimmerservice an und bestelle eine Kanne Kaffee. Den ich hoffentlich trotz meiner Übelkeit bei mir behalten kann. Dann trete ich vor die gläserne Balkontür, um die Vorhänge zuzuziehen, und werfe dabei einen kurzen Blick auf den Strand und die Berge. Mit einem Mal wogt ein Gefühl der Kälte in mir auf. Unglücklich betrachte ich mein Spiegelbild in der großen Glasscheibe. Wie hatte ich nur so naiv sein können? Schließlich hatte ich die Mail gesehen! Und als er mich zurückgewinnen wollte, hat er sich dabei aller erdenklichen Klischees bedient. Trotzdem habe ich ihm irgendwann verziehen, denn ich hatte nicht einen Augenblick daran gezweifelt, dass er mir stets treu geblieben war.
Es klopft an meiner Zimmertür und als draußen jemand »Zimmerservice« ruft, komme ich zu dem Ergebnis, dass an meiner damaligen Blödheit jetzt nichts mehr zu ändern ist, ziehe den Vorhang zu, öffne die Tür und trage das Tablett zu einem kleinen Tisch vor dem Kamin. Ich setze mich in einen breiten, weichen Sessel, schenke mir die erste Tasse Kaffee ein, und als mir der Duft der frischgemahlenen Kaffeebohnen in die Nase steigt und mein Blick auf das Tablett und die darauf stehende Zuckerdose fällt, hole ich tief Luft und frage mich, ob ich nicht lieber hätte Tee bestellen sollen, weil der Kaffee mich an River denken lässt. Würde er mir auch so etwas antun? Tut er mir vielleicht bereits so etwas an?
Mein Herz schlägt deutlich schneller, als es sollte. Ich lasse den Kaffeelöffel auf den Boden fallen, und als ich mich bücke, um ihn wieder aufzuheben, und dabei die Stiefel sehe, die ich einzig Rivers wegen trage, breche ich in Tränen aus. Eilig ziehe ich sie aus, doch dabei fällt mir ein, wie mir River sie im Billardraum des Smitten’s ausgezogen hat, und ich hole keuchend Luft. Das zwischen uns ist etwas anderes als die Geschichte zwischen mir und Ben. Das weiß ich ganz genau. Und genauso weiß ich, dass er mich niemals betrügen würde, wie mich Ben betrogen hat.
Ich erinnere mich daran, wie er während unseres ersten Kaffeetrinkens wissen wollte, ob ich Zucker nehme, und dass er seit diesem ersten Morgen jeden Morgen irgendwo einen Kaffee für mich hervorgezaubert hat. Nur gestern früh und heute nicht. Er fehlt mir fürchterlich, und ich fange an zu überlegen, weswegen ich nicht einfach heimgefahren bin.
Mühsam kämpfe ich gegen den Wirrwarr von Gedanken, der mir durch den Kopf schwirrt, und
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